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BlackBerry Key2 im Test: Eine unerwartete Liebeserklärung

Wenn mir jemand vor drei Jahren erklärt hätte, dass BlackBerry Windows Phone überleben wird, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Wie viele andere Smartphone-Pioniere versank das kanadische Unternehmen zuletzt in der Bedeutungslosigkeit, eine Rückkehr zu alter Größe schien unmöglich.

Totgesagte leben offenbar tatsächlich länger, BlackBerry musste sein Überleben als Smartphone-Hersteller aber teuer erkaufen. 2016 schloss man eine Partnerschaft mit dem chinesischen Konzern TCL, das auch Alcatel- und Thomson-Smartphones herstellt und die Rechte an der legendären Marke Palm besitzt.

Nach mehreren durchschnittlichen Mittelklasse-Geräten stellte man im Vorjahr mit dem KeyOne das erste High-End-Modell vor. Sowohl Fachpresse als auch Konsumenten waren wenig begeistert, 2017 wurden lediglich 850.000 Geräte verkauft. Umso überraschender ist die Tatsache, dass mit dem Key2 nun ein Nachfolger daherkommt. Auf dem Papier kann dieser wenig überzeugen, die Hardware-Ausstattung des 650 Euro teuren Smartphones schwankt zwischen oberer Mittelklasse und High-End, zudem setzt man weiterhin auf Android statt BlackBerry 10.

Doch BlackBerry beweist auf charmante Art und Weise, dass schnelle Chips und viel Arbeitsspeicher allein kein Erfolgsrezept darstellen und verführt erfolgreich mit Features aus der “guten alten Zeit”. Ein Smartphone für Nostalgiker oder kann der BlackBerry Key2 mehr? Die futurezone hat die chinesisch-kanadische Koproduktion getestet.

Altes Design modern umgesetzt

Ein BlackBerry ist unverkennbar. Während andere Hersteller der Vision vom rahmenlosen Smartphone hinterherjagen, versucht es das Key2 nicht einmal. Stattdessen verbaut man ein 4,5 Zoll großes IPS-LCD-Panel auf der Fläche eines 6-Zoll-Smartphones und nutzt rund ein Viertel der Front für das BlackBerry-Feature schlechthin: eine physische QWERTZ-Tastatur. Rechnet man die Tastatur, die sich auch als Touch-Eingabegerät und Fingerabdrucksensor nutzen lässt, zum Display hinzu, kommt man auf eine “Bildschirmdiagonale” von 5,8 Zoll.

Statt gewagter Design-Experimente setzt BlackBerry auf das bewährte funktionale Design früherer Generationen. Das Aluminium-Gehäuse ist an der Unterseite abgerundet und lässt sich angenehm halten, an der Oberseite schließt man flach ab. Obwohl es mit 8,5 Millimeter relativ schmal ist, reicht die flache Oberseite aus, um das Smartphone aufrecht hinzustellen (falls man das Bedürfnis danach hat). Bei der Rückseite setzt man auf einen geriffelten Kunststoff, der allerdings nur wenig zur Haptik beiträgt. Meist hält man das Smartphone zum Tippen ohnedies mit beiden Händen oder am relativ breiten Rahmen. Die Oberfläche hat aber den positiven Nebeneffekt, dass sich keinerlei Schweiß, Dreck und Fettschmierer auf der Oberfläche sammeln.

An der rechten Seite wurden Lautstärkewippe, Power-Taste sowie die sogenannte Komforttaste verbaut. Dieser kann mit nahezu beliebigen Apps und Funktionen belegt werden - quasi wie Samsungs Bixby-Taste, nur tatsächlich nützlich. Die aus Metall gefertigten Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt und sind auch gut in der Hosentasche ertastbar. An der Oberseite ist ein Anschluss für 3,5-mm-Klinkenstecker verbaut, zum Laden kommt USB Typ-C zum Einsatz. Der USB-3.0-Port wurde an der Unterseite verbaut, zwischen den Lautsprechern. Ebenfalls etwas ungewöhnlich für ein modernes Android-Smartphone: Die Softkeys sind als Touch-Tasten zwischen Display und Tastatur verbaut. Diese wurden aber gut im Design versteckt und sind bei ausgeschaltetem Bildschirm nicht erkennbar.

Die Tastatur: Mehr als nur Retro

Die Rolle der Tastatur wird gerne unterschätzt. Genau betrachtet verbringe ich täglich mehr Zeit mit Tastaturen als im Bett. Wie beim Bett will die Entscheidung für die richtige Tastatur wohl überlegt sein. Virtuelle Tastaturen sind zwar die Norm, aber deswegen nicht automatisch die beste Option. Daher ist es durchaus erfreulich, dass BlackBerry als einer der wenigen Hersteller noch an einer physischen Tastatur festhält. Die vierreihige QWERTZ-Tastatur verfügt über insgesamt 35 Tasten, wobei die Tasten der ersten drei Reihen stets 6,5 Millimeter breit sind. 

In der letzten Reihe befindet sich die Shift-Taste, eine Taste für Spracheingabe, die Leertaste, die Symbol-Taste sowie der sogenannte “ Speed Key”. Lediglich die Leertaste ist 21 Millimeter breit, die anderen Sondertasten sind knapp acht Millimeter breit. Die Höhe ist bei allen Tasten mit 6,5 Millimeter gleich. Theoretisch wäre in der letzten Reihe noch ausreichend Platz für zwei weitere Tasten, darauf verzichtet man jedoch. Die Tasten sind laut dem Hersteller dem mittlerweile zehn Jahre alten Bold 9000 nachempfunden.

Wer sich bereits an das Wischen auf virtuellen Tastaturen gewöhnt hat, wird wohl einige Tage benötigen, um sich an das Tippen auf einer physischen Tastatur dieser Größe zu gewöhnen. Ich kann auch nach einer Woche nach wie vor nicht behaupten, genauso schnell wie auf einer virtuellen Tastatur zu tippen. Dennoch ist das Tippen auf der BlackBerry-Tastatur unerwartet befriedigend. Der angenehme Druckpunkt der Tasten hinterlässt keinerlei Zweifel daran, dass man gerade eine Eingabe getätigt hat. Lediglich die Leertaste macht einen leicht klapprigen Eindruck. Die meiste Zeit verliere ich mit Zahlen, Sonderzeichen und Emojis. Während man das Eintippen der Ziffern rasch erlernt (die Tastatur hat auf der linken Seite der Tastatur einen Ziffernblock-Bereich reserviert), vergesse ich immer wieder, wo häufig verwendete Symbole, wie das @-Zeichen, liegen.

Spätestens für Emojis oder das häufig von mir verwendete ^-Zeichen muss ich wieder auf den Touchscreen greifen und verliere so wertvolle Sekunden gegenüber virtuellen Tastaturen. Obwohl ich beim Tippen langsamer unterwegs bin, würde ich die Tastatur des BlackBerry derzeit jeder virtuellen Tastatur (auch meinem Favoriten Swiftkey) vorziehen. Einhändiges Tippen ist allerdings keine alltagstaugliche Option, auch wenn es, mit etwas Übung, mit lockerem Tempo möglich ist.

BlackBerry hat die Tastatur zudem mit vielen versteckten Features modernisiert. So findet sich auf der Leertaste ein Fingerabdrucksensor, der im Test den Fingerabdruck beim Auflegen rasch und zuverlässig erkannte. Die gesamte Tastatur-Oberfläche lässt sich zudem wie ein Touchpad nutzen. Durch Wischen nach oben und unten kann man so bequem durch den Twitter-Feed scrollen oder zwischen Homescreens hin- und herwechseln. Die Gesten können auch beim Tippen genutzt werden: Nach oben wischen wählt den Vorschlag der Autokorrektur aus, Zurück wischen entfernt das zuletzt getippte Wort. Zum Platzieren des Cursors muss man aber weiterhin auf den Touchscreen greifen.

Durchaus praktisch ist der “Speed Key”. BlackBerry erlaubt es, jede Taste der Tastatur mit einer App oder Funktion zu verknüpfen. So liegt bei mir etwa WhatsApp auf “W”, der Facebook Messenger auf “M” und Twitter auf “T”. Die Tastatur kann auch zwischen kurzem und langem Drücken der Taste unterscheiden, sodass eine Taste doppelt belegt werden kann. Um die Funktion auch nutzen zu können, wenn man gerade Text in einer App eingibt, gibt es den “Speed Key”. Drückt man diesen gleichzeitig mit der gewünschten Taste, wird die hinterlegte Aktion ausgeführt statt den Buchstaben einzugeben. 

Reise in das vergangene Jahrzehnt

So viel Arbeit BlackBerry auch in die Tastatur gesteckt haben mag, beim Bildschirm offenbart sich viel Luft nach oben. Die magere Diagonale von 4,5 Zoll lässt sich durchaus verschmerzen, da man auf die üblicherweise am Bildschirm angezeigten Soft Keys und Tastatur verzichten kann. Das Bildverhältnis von 3:2 bedeutet aber, dass man vor allem bei der Videowiedergabe viel Platz verschwendet und dicke schwarze Balken hinnehmen muss. Das ungewöhnliche Bildverhältnis bereitete zwar keine technischen Probleme, bei vielen für 16:9 und 18:9 optimierten Apps wurde aber die Bedienung erschwert. So nehmen Kurzbeschreibungen von Standorten in Google Maps fast die Hälfte des Bildschirms ein, sodass man oftmals versehentlich die Beschreibung statt der Karte antippt.

Auch in anderen Apps waren Bilder oftmals abgeschnitten und Texte nur durch Scrollen sichtbar. In Instagram und Snapchat wurden Stories-Inhalte beispielsweise abgeschnitten. Die Probleme traten nur in wenigen Apps auf, dennoch dürfte sich das wohl kaum bessern. Das Bildverhältnis der meisten High-End-Modelle wird eher höher statt breiter, sodass sich auch die App-Designs dementsprechend mehr Information in der Höhe unterbringen wollen.

Qualitativ ist der Bildschirm solide, aber auch nicht überragend. Die Auflösung von 1620 mal 1080 Pixel sorgt für eine relativ hohe Pixeldichte von 434 ppi. Auch die Farbdarstellung und der Kontrast sind für ein LC-Panel gut gelungen. BlackBerry bietet sogar drei verschiedene Farbprofile in den Einstellungen zur Auswahl an (Natürlich, Verstärkt und Gesättigt), wobei die Unterschiede gering ausfallen - meist neigte man zu kräftigen Farben, die ein bisschen knalliger als in der Wirklichkeit sind. Lediglich die Blickwinkelabhängigkeit offenbarte Schwächen. So zeigte sich rasch ein leichter Rotstich beim vertikalen Kippen. Die Helligkeit des Bildschirms ist zudem mehr als ausreichend für die Verwendung bei starker Sonneneinstrahlung.

Apropos Schwächen: 2018 haben erfreulich viele Hersteller damit begonnen, Stereo-Lautsprecher in ihren Top-Modellen zu verbauen, BlackBerry gehört nicht dazu. Leider hat BlackBerry die Lautsprecher an der Unterseite (unter der Tastatur) verbaut, sodass diese recht weit vom Bildschirm entfernt sind. Video und Audio sind somit ungewohnt weit voneinander entfernt. Zudem ist die Qualität der Wiedergabe - zumindest im Vergleich zur Konkurrenz von Samsung und Huawei - eher bescheiden. Für Telefonate mag die Qualität ausreichend sein, für Filme oder Musik scheppert die Wiedergabe aber zu stark.

TCLs Werk und BlackBerrys Beitrag

Die wohl größte Stärke neben der Tastatur stellt die Software von BlackBerry dar. Diese kommt tatsächlich von BlackBerry selbst und wird auch vom kanadischen Konzern weiterentwickelt. Auch das Betriebssystem, das auf den ersten Blick ein nahezu unverändertes Android 8.1 ist, wurde leicht im Hintergrund angepasst. So setzt BlackBerry etwa auf einen modifizierten Linux-Kernel, der um einige Funktionen bereinigt wurde, um es Angreifern schwerer zu machen. Der Boot-Prozess wird durch zusätzliche Firmware, die Modifikationen an Hard- und Software erkennt, ebenfalls abgesichert. Zudem wird der komplette Flash-Speicher bereits ab Werk verschlüsselt. BlackBerry hat des Weiteren Maßnahmen getroffen, die ein Downgrade des Betriebssystems sowie das Rooten des Geräts unmöglich machen sollen. Ein Nachteil, den vor allem Fans von Custom-ROMs im Hinterkopf behalten sollten. Das Key2 ist definitiv nicht unknackbar, man macht es Angreifern aber schwerer als andere Hersteller.

Recht praktisch ist auch die DTEK-App, die auf den ersten Blick wie ein Virenscanner wirkt. Tatsächlich überwacht die App, ob vom Nutzer installierte Apps auf sensible Berechtigungen zugreifen, beispielsweise Standort oder Mikrofon, und warnt davor. Die Locker-App richtet auf Wunsch einen verschlüsselten Bereich ein, in dem Apps, Dokumente und Fotos verschlüsselt abgelegt und nur mit Passwort eingesehen werden können. Wer hingegen Screenshots oder Fotos teilen, aber zuvor sensible Inhalte entfernen möchte, kann die Redactor-App nutzen. Mit dieser können einfach schwarze Balken eingezogen und sensible Inhalte verdeckt werden. Ähnlich funktioniert Privacy Shade, das den Bildschirm auf Wunsch ausgraut und einen schmalen Sichtbalken einblendet, der vom Nutzer verschoben werden kann. So soll verhindert werden, dass der Sitznachbar heimlich mitliest. Nette Idee, Anwendung konnte ich dafür allerdings keine finden.

Zur Standardausstattung gehört auch der BlackBerry Messenger, der im Zeitalter von WhatsApp, Facebook Messenger und iMessage eher ein Nischendasein fristet. Tatsächlich fiel es mir schwer, noch Kontakte zu finden, die die den Messenger-Dienst nutzen - obwohl er mittlerweile für alle Android- und iOS-Nutzer frei verfügbar ist. Als deutlich praktischer erwies sich der BlackBerry Hub, eine Art Benachrichtigungszentrale für vielbeschäftigte Nutzer. Dort laufen die Benachrichtigungen aus allen installierten Apps, unter anderem dem Mail-Konto, LinkedIn, Instagram, Hangouts, Messenger und Signal, zusammen. Die App ist durchaus nützlich, um einen raschen Überblick zu bekommen, ohne zwischen mehreren Apps wechseln zu müssen. Einen ähnlichen Überblick liefert das Registerkarten-Feature. Dabei kann eine Taste am Rand platziert werden, die auf Knopfdruck einen Überblick zu Terminen, E-Mails, To-Do-Listen und ausgewählten Widgets bietet - quasi ein BlackBerry-Ersatz für den Google-Launcher.

Abgesehen von diesen Apps lässt sich die Oberfläche jedoch nicht von Stock-Android unterscheiden. Auf unnötig verspielte Animationen wird vollständig verzichtet - zumindest zum Teil. So gibt es etwa einen “Dark Mode”, der die System-Oberfläche dunkel darstellt. Da ein LCD-Panel verbaut wurde, bringt das keinerlei Akku-Ersparnis. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die mosaikförmige Anordnung der geöffneten Apps im Task-Manager, die sich aber glücklicherweise durch das klassische “Rolodex” ersetzen lässt.

Leistung

Der BlackBerry Key2 setzt für ein High-End-Modell auf eine ungewöhnliche Hardware-Ausstattung. Statt dem üblichen Spitzenmodell Snapdragon 845 wurde der Mittelklasse-Chip Snapdragon 660 verbaut. Grundsätzlich eine solide Wahl, die auch im Alltag eine gute Figur macht. Beim Multitasking profitiert man vor allem vom relativ großen Arbeitsspeicher (sechs Gigabyte) sowie dem flotten internen Speicher, der mit 128 Gigaybte alles andere als knapp bemessen ist. Optional kann der Speicher auch per microSD-Karte erweitert werden.

3DMark (Sling Shot Extreme, v2.0.4580 - OpenGL/Vulkan): 1315/968 Punkte
PCMark (v2.0): 6128 Punkte
AnTuTu (v7.0.9): 124.902 Punkte
AndroBench 5 (sequenzielles Lesen/Schreiben): 269,38/180,9 MB/s
BaseMark ES 3.1 (v1.0.7): 237 Punkte
GeekBench (v4.2, Single-Core/Multi-Core): 1617/5172 Punkte

In den Benchmarks schlägt sich der Octacore-Chip solide, auch wenn die verbaute Adreno-512-GPU im Vergleich zu aktuellen Top-Modellen weit zurückliegt. Die Leistung der GPU reicht zwar aus, um aktuelle 3D-Spiele wie PUBG Mobile mit niedrigen Details flüssig zu spielen, durch den ungewöhnlichen Formfaktor des Geräts ist das aber ohnedies nur eingeschränkt möglich. Für ein gelegentliches Casual Game im Hochformat mag sich der BlackBerry Key2 eignen, für mehr aber auch nicht. Der bereits etwas veraltete Qualcomm-Chip bietet im Zusammenspiel mit dem (nicht tauschbaren) 3500-mAh-Akku eine gute Leistung und sorgt dafür, dass sich das Smartphone mit einer Akkuladung problemlos rund eineinhalb Tage verwenden ließ, bei genügsamer Nutzung auch knapp zwei Tage.

Dank QuickCharge 3.0 ist der Akku - zumindest mit dem mitgelieferten Netzteil - binnen zwei Stunden vollständig geladen. Kurioserweise verweigerte das Smartphone mit einigen QuickCharge-kompatiblen Netzteilen jedoch den Dienst und lud nur mit herkömmlichen Tempo. Ein ebenfalls erfreuliches Designdetail: Die Benachrichtigungs-LED leuchtet deutlich kräftiger als bei anderen Modellen, sodass man recht deutlich auf neue Nachrichten hingewiesen wird.

Kamera

BlackBerry setzt erstmals auf ein Dual-Kamera-Setup, wobei beide Sensoren mit je zwölf Megapixel auflösen. Während der Sensor bei beiden Modellen baugleich ist, setzt man auf unterschiedliche Linsen und Pixelgrößen: Die Hauptkamera ist etwas lichtstärker (1,28 µm, f/1.8), während die zweite Kamera im Bunde (1 µm, f/2.6) zweifach optischen Zoom ohne Qualitätsverlust ermöglichen soll. Die Ergebnisse der Kamera sind solide, können aber nicht mit aktuellen Top-Modellen mithalten. Trotz fehlendem optischen Bildstabilisator waren die Ergebnisse bei Tageslicht meist gestochen scharf, enttäuschten aber mit einem geringen Dynamikumfang und leicht überzeichneten Farben. Insbesondere Schatten verschluckten oftmals Details. Gelegentlich übertrieb es die Kamera im Automatikmodus auch und belichtete das Motiv zu stark.

Besonders ärgerlich ist die Tatsache, dass das Smartphone fast jedes Motiv mit aktivem HDR-Modus fotografieren möchte - hier hilft nur Abschalten der HDR-Automatik. Der HDR-Modus verschlimmert viele Probleme der Kamera zudem. Die Farben werden noch knalliger dargestellt, Details gehen verloren und die Motive neigen auch bei Tageslicht zu sichtbarem Bildrauschen. Bei dunklen Lichtverhältnissen fällt die Kamera weiter zurück. Der Automatikmodus versucht die technischen Probleme durch Erhöhen der Belichtungszeit zu korrigieren, was oftmals für unscharfe und verwackelte Aufnahmen sorgt. Die 8-Megapixel-Kamera ist für einfache Selfies brauchbar, allerdings neigt die Kamera-Software auch hier zu kräftigen, unnatürlichen Farben. Bei Gegenlicht waren die Aufnahmen meist unbrauchbar. 

Bei der Videoaufnahme in 1080p kann man zumindest auf eine Software-Bildstabilisierung zurückgreifen, allerdings nur, solange man mit maximal 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnet. Die Kamera unterstützt auch die Videoaufnahme in 1080p bei 60 fps sowie 4K-Videos mit 24 oder 30 fps. Zudem gibt es einen Zeitlupen-Modus, der 0,2 Sekunden mit 960 fps aufzeichnet - allerdings funktioniert die Erkennung von Bewegung, wie bei der Konkurrenz, nicht zuverlässig.

Die Kamera-App ist gut gelungen und bietet eine breite Auswahl an manuellen Einstellungen. So kann der ISO-Wert auf bis zu ISO 6400 hinauf geschraubt werden, auch Fokus, Belichtungszeit (maximal 1/3-Sekunde), Weißabgleich und Belichtungskorrektur können rasch angepasst werden. Abgesehen davon gibt es lediglich drei weitere Kamera-Modi: Porträt, das ein virtuelles Bokeh erzeugt, Pano für Panorama-Aufnahmen sowie Scanner, der automatisch Visitenkarten, Whiteboards und Dokumente erkennt und diese gut lesbar aufnimmt.

Fazit und Alternativen

Es mag absurd klingen, doch die physische Tastatur des BlackBerry Key2 gibt ein Gefühl von Sicherheit. Was auch immer es sein mag - Nostalgie, Ärger über Autocorrect oder ein Hang zum Haptischen - es funktioniert. Doch sieht man über die Tastatur hinweg, ist der BlackBerry nicht mehr als ein durchschnittliches Smartphone. Vergleichbare Qualität bekommt man bereits für knapp 300 Euro geboten, der BlackBerry kostet jedoch mehr als doppelt so viel. So kann der Key2 nur BlackBerry- und Tastatur-Liebhabern uneingeschränkt empfohlen werden. Das BlackBerry Key2 ist im freien Handel für rund 649 Euro (UVP) sowie Österreich-exklusiv beim Mobilfunker A1 ab 0 Euro mit Vertrag erhältlich.

Wer auf der Suche nach einem Smartphone für Gaming und Fotografie ist, sollte sich bei anderen Herstellern umsehen. Leider ist die Auswahl an Smartphone-Alternativen mit Tastaturen rar. Die wohl beste Alternative ist der Gemini PDA von Planet Computer, dessen Produktion über Crowdfunding finanziert wurde. Die günstigste Version ohne LTE-Modem kostet 500 britische Pfund und verfügt über eine vollwertige QWERTY-Tastatur. Motorola hat für das Moto Z2 Play zudem eine Moto Mod angekündigt, mit der das Smartphone nachträglich mit einer physischen Tastatur ausgestattet werden kann. Samsung hat zudem für Galaxy S6, S7 und S8 Schutzhüllen mit integrierter Tastatur angeboten - für die aktuelle Generation sind aber keine derartigen Keyboard-Cover verfügbar.

Modell:
BlackBerry Key2
Display:
4,5 Zoll LC-Bildschirm - 1620 x 1080 Pixel (3:2, 434 ppi)
Prozessor:
Octacore-SoC (Qualcomm Snapdragon 660)
RAM:
6 Gigabyte
Speicher:
128 GB intern
Betriebssystem:
Android 8.1
Anschlüsse/Extras:
USB Typ-C 1.0 (USB 3.0), Bluetooth 5.0, WLAN (a/b/g/n/ac), FM-Radio, physische QWERTZ-Tastatur mit Touch-Funktionen und Fingerabdruck-Sensor
Akku:
3500 mAh
Kamera:
Dual-Kamera: 12 Megapixel (f/1.8, 1/2.3-Zoll-RGB-Sensor), 12 Megapixel (f/2.6), Dual-LED-Blitz, Phasendetektions-Autofokus
Frontkamera: 8 Megapixel (f/2.0)
Videos:
Aufnahme in 2160p bei 30 fps möglich
Maße:
151,4 x 71,8 x 8,5 mm, 168 Gramm
Preis:
649 Euro

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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