Die innovativsten E-Auto-Hersteller im Ranking
Das deutsche Center of Automotive Management (CAM) erstellt jedes Jahr eine Rangliste der innovationsstärksten Hersteller von Elektroautos. Die neueste Auswertung zeigt einen unangefochtenen Spitzenreiter, ein Zurückfallen etablierter Player, mehrere japanische Marken unter den Nachzüglern und einen rasanten Aufstieg chinesischer Unternehmen.
Tesla vor VW
Berechnet wird die Innovationsstärke anhand von Neuerungen in den Bereichen Reichweite, Verbrauch und Ladeleistung in Hinblick auf die Verbesserung des Kundennutzens. Dabei zählen sowohl Verbesserungen innerhalb des Unternehmens als auch im Vergleich mit anderen Herstellern mit E-Auto-Modellen in gleichen Segmenten.
Tesla liegt in der Wertung unangefochten voran und baut seinen Vorsprung sogar um 45 Indexpunkte auf insgesamt 159,4 Punkte aus. Dem kalifornischen Unternehmen folgt der VW-Konzern mit 122,6 Punkten. Er konnte im vergangenen Jahr 37 Punkte gutmachen, vor allem durch den Verkauf des VW I.D. 3, aber auch wegen des Porsche Taycan und Audi e-tron.
Starkes China
Auf Platz 3 landet der chinesische Hersteller BYD, der Hyundai vom Podest verdrängt. Mit 70 Punkten liegt BYD zwar schon deutlich hinter Tesla und VW, die Eroberung des Podests ist aber ein Zeichen für das generell starke Abschneiden chinesischer Hersteller. Mit Geely (Platz 7), BAIC (Platz 8) und SAIC (Platz 10) landen 3 weitere Firmen aus China unter den Top 10.
Vor allem SAIC habe sich im vergangenen Jahr stark verbessert und konnte gleich 10 Plätze gutmachen. Bei den Verkaufszahlen schlägt das Unternehmen sogar VW (siehe unten).
Fast Follower und Follower
Mit 58,2 Punkten und Platz 4 zählt Hyundai noch zu den "Fast Followers" des "Top Innovators" Tesla. Der südkoreanische Konzern könnte demnächst viel Geld erhalten, um für Apple dessen sagenumwobenes Apple Car zu bauen. Renault liegt wie im Vorjahr auf Platz 5 und erhält 41,4 Punkte. Dahinter auf Platz 6 landet General Motors. Die US-Amerikaner hatten im Vorjahr laut CAM starke Innovationsleistungen vorzuweisen und gewinnen damit 2 Plätze.
Noch mehr Plätze gut gemacht hat der chinesische Konzern Geely, der auf Platz 7 landet. Er lag im Vorjahr noch auf Platz 15. Den Aufstieg in die Top 10 möglich gemacht haben vor allem Innovationen der schwedischen Töchter Volvo und Polestar. Zwischen BAIC und SAIC auf Platz 9 landet der französische PSA-Konzern (Citroen, Peugeot, Opel).
Daimler und BMW im Mittelfeld
In der Wertung zurückgefallen sind Daimler (Platz 11) und BMW (Platz 13), obwohl Daimler durch Neuerungen bei seinen Modellen Mercedes EQC und EQV 11 Punkte zugelegt hat. Gemeinsam mit Great Wall (China, Platz 12), Fiat-Chrysler (Platz 14) und Tata (Indien, Platz 15) zählen sie aber noch zur Gruppe der "Follower". Dahinter kommen die "Newcomer" und die "Laggards", also die Nachzügler.
Abgeschlagene Japaner
Zu den Nachzüglern zählen z.B. Ford und gleich 4 japanische Hersteller. Bei Nissan - mit dem Leaf eigentlich ein Pionier im E-Auto-Markt -, Mazda, Toyota und Honda geht in puncto Innovation wenig weiter. "Nissan war früher im Ranking vorne dabei", erzählt CAM-Direktor Stefan Bratzel im Gespräch mit der futurezone. "Die haben aber nachgelassen."
Toyota und Honda hätten sich unterdessen große Expertise bei Hybriden und Plug-In-Hybriden aufgebaut und seien auch beim Thema Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) führend. Auf batterieelektrische Fahrzeuge hätten sie einfach nicht gesetzt und liegen in diesem Bereich nun zurück.
Newcomer
Erfolgreichster Newcomer in der Rangliste ist das chinesische Unternehmen Nio - nicht zu verwechseln mit dem Elektro-Motorrollerhersteller Niu - auf Platz 18. Mit Xiaopeng und Aiways gibt es 2 weitere chinesische Newcomer in der Liste.
Auf dem letzten Platz der Rangliste (24) landet der US-Hersteller Lucid. Dass er 0 Punkte erhalten hat sei logisch, meint Bratzel, da nur Innovationen bei Serienfahrzeugen bewertet werden. "Deren Modell Air kommt ja erst in diesem Jahr auf den Markt. Sie werden allerdings in der Liste hochkommen, weshalb wir sie bereits aufgenommen haben."
Innovation bedeutet mehr Absatz
Wie das CAM beschreibt, sei die Innovationsstärke ein guter Indikator für die zu erwartenden E-Auto-Verkäufe. "Die Elektro-Innovationen von Herstellern können deren Absatz beflügeln. So gibt es zwischen der Innovationsstärke und den Elektrofahrzeugabsatz (Batterie-Elektroautos, BEV, keine Hybriden) erstaunliche Korrelationen. Unter den Top 5 der absatzstärksten Hersteller sind gleichzeitig auch 4 der innovationsstärksten Automobilhersteller im Bereich der reinelektrischen E-Mobilität", sagt Bratzel.
Bei den Verkaufszahlen von batterieelektrischen Fahrzeugen liegt SAIC hinter Tesla auf Platz 2 und schlägt VW knapp. Erreicht wurden die hohen Absatzzahlen u.a. durch besonders kostengünstige, kleine E-Autos für den chinesischen Markt.
Auf den Lorbeeren ausruhen geht aber klarerweise nicht, meint der Experte: "Die etablierten Automobilhersteller müssen sich wappnen, da in den nächsten Jahren eine erhebliche Innovationsdynamik nicht nur von Tesla, sondern auch von Newcomern wie Lucid Motors oder den chinesischen Herstellern Nio und Xiaopeng zu erwarten ist. Wer bei der E-Mobilität zu spät kommt, geht ein hohes Risiko ein."