Dreame L20 Ultra im Test: Saugroboter wäscht seinen Mopp selbst
Meine Partnerin hat mit den Augen gerollt, als ich das Testgerät des Saugroboters Dreame L20 Ultra in der Wohnung platziert habe. “Schon wieder ein neues Gerät” und “die Station ist ja riesig”, hieß es.
Dass die Station des L20 im Vergleich zu anderen Saugroboter-Stationen alles andere als kompakt ist, kann man nicht abstreiten. Dafür bekommt man einen Saugroboter mit einem riesigen Funktionsumfang, der auch in der Praxis zu überzeugen weiß.
Pro und Contra
Pro
- Riesiger Funktionsumfang
- Hervorragende Hinderniserkennung
- Ausgezeichnete Reinigungsleistung
- Ausfahrbarer Mopp
- Mopp kann für Teppichreinigung automatisch bei der Station abgelegt werden
Contra
- Große Station braucht viel Platz
- App manchmal holprig übersetzt
Die Station
Schon die Verpackung des L20 lässt erahnen, dass es sich hier um einen besonderen Saugroboter handelt. Der Karton ist riesig, um Station und Roboter sicher zu verwahren. Ausgepackt misst die Station alleine 606,5 x 426 x 499 mm. Damit kann man sie größenmäßig schon mit einem kleinen Nachtkästchen vergleichen.
Im Inneren ist einiges an Technik versteckt. So saugt sie den Staubbehälter des Roboters vollautomatisch aus, dafür ist ein Beutel mit einer Kapazität von 3,2 Liter integriert. Und ja, es ist (wie bei so gut wie allen derartigen Stationen) tatsächlich ein Beutel, den man entsorgen und nachkaufen muss. Das ist zwar bequem und sauber, fühlt sich aber für mich immer noch wie ein Rückschritt an, beutellose Staubsaug-Roboter zum Beutel zurückzuführen.
Immerhin muss man ihn nicht sonderlich oft wechseln. In unserer leicht bis mäßig staubigen Wohnung (ohne Haustiere) mit knapp 90 Quadratmeter war auch nach 4 Wochen Betrieb noch lange kein voller Beutel absehbar. Besonders praktisch: Direkt in der Station ist auch gleich Platz für einen Ersatzbeutel.
Abgesehen vom Staub versorgt die Station den Roboter mit frischem Putzwasser. Auch das Schmutzwasser, das beim Säubern des Mopps anfällt, wird gesammelt. Jeweils 4,5 Liter fassen die Tanks.
Um jene muss man sich in der Praxis öfters kümmern als um die Staubbeutel. Standardmäßig wird der Mopp alle 10 Quadratmeter Wischfläche in der Station gesäubert. Bei 90 Quadratmeter, wo nicht alles gewischt wird, kann ich maximal 3- oder 4-mal reinigen, bevor das Schmutzwasser voll bzw. der Wassertank leer ist.
Wer sich darum gar nicht kümmern möchte, kann den Roboter auch an den Festwasseranschluss bzw. den Abfluss hängen. Dann wird vollautomatisch betankt bzw. das Schmutzwasser entleert. Notwendig ist neben den baulichen Voraussetzungen auch ein separat erhältliches Wasser- und Abwasseranschluss-Kit.
Zusätzlich gibt es Reinigungsmittel, das dem Putzwasser automatisch beigemengt wird. 450 Milliliter fasst der Behälter. Ist er einmal leer, kann man ihn entweder als Originalprodukt nachkaufen (16 Euro bei Amazon), oder wahlweise selbst öffnen und mit einem Bodenreinigungsmittel seiner Wahl nachfüllen.
Eine fast schon geniale Funktion der Station ist das automatische Mopptrocknen. Kommt der Staubsauger nach dem Aufwischen zurück zur Station, wird der Wischmopp mittels Gebläse getrocknet. Das beugt das Vermehren von Bakterien und unangenehme Gerüche vor.
Die Station macht während dem mehrstündigen Trocknen allerdings ein leises, durchgängiges Geräusch. Will man im selben Raum gleichzeitig schlafen, arbeiten oder einfach aus irgendwelchen anderen Gründen Stille, sollte man das bedenken. Man kann das Trocknen via App dann aber auch ausschalten.
Der Roboter und mein Lieblings-Feature
Der Roboter selbst sieht eigentlich wie jeder gewöhnliche Saugroboter aus. Für die Navigation verwendet er eine Kombination aus Lidar und Kamera. Der Staubbehälter fasst 350, der Wassertank 80 ml. Mit diesen Behältern kommt man als Nutzer*in eigentlich nie in Kontakt, da sie automatisch von der Station befüllt bzw. geleert werden.
Einer der beiden Mopps lässt sich mittels Arm so ausfahren, dass er auch in die Ecken kommt. Das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut. Generell ist der flexible Einsatz der Mopps eine der größten Stärken des L20. So kann er die Wischer auch anheben. Damit lassen sich Teppiche bis zu einer Höhe von 7 Millimeter absaugen, ohne, dass der Mopp damit in Berührung kommt.
Das können auch andere Saugroboter, mein Lieblings-Feature ist ein anderes. Dank einer Magnetbefestigung der Mopps am Gerät, kann sie der Dreame vollautomatisch in der Station ablegen, um dann empfindliche Teppiche ohne diesen abzusaugen.
In der Praxis läuft das so ab, dass der Roboter zuerst Hartböden saugt und wischt und die (selbstständig erkannten) Teppiche auslässt. Ist er mit den gesamten Hartböden im Reinigungsbereich fertig, fährt er zur Station, lädt die Mopps ab und widmet sich den Teppichen.
Reinigungsleistung
Insgesamt überzeugte mich die Reinigungsleistung des L20 im Rahmen des Tests. Alltagsschmutz wie Brösel, Haare und Staub wurde zuverlässig entfernt. Auch Kaffeeflecken am Parkett waren kein Problem.
Den Schmutz meines in der Wohnung gelagerten Fahrrades konnte der Roboter zuverlässig entfernen. Sogar auf dem Boden klebendes Kettenwachs und Montagefett war spätestens nach 2 Fahrten verschwunden.
Herumfahrende Überwachungskamera
Hindernisse machen dem Dreame keine Schwierigkeiten. Dank Kamera erkennt er herumliegende Gegenstände und Kabel zuverlässig. Ist es während der Reinigung dunkel, hat der Roboter ein integriertes LED-Licht. Es sieht fast gruselig aus, wenn sich ein kleiner Scheinwerfer durch die dunkle Wohnung bewegt. Während des Tests habe ich immer gehofft, dass keine Nachbar*innen die Polizei rufen, weil sie meinen, Einbrecher mit Taschenlampen würden sich in der Wohnung befinden.
Wenn man möchte, fotografiert der Roboter die Hindernisse, auf die er stößt automatisch und hinterlegt die Bilder in der App. Er versucht mittels KI zu erkennen, worum es sich dabei handeln könnte.
Nicht unerwähnt bleiben soll das Thema Datenschutz. Immerhin stellt man sich mit dem L20 eine fahrende Überwachungskamera in die Wohnung. Per Opt-in können Fotos von Hindernissen für die automatische Bilderkennung auf die Dreame-Server geladen werden.
In den Datenschutzbestimmungen des chinesischen Unternehmens heißt es, Aufnahmen würden verschlüsselt und “innerhalb angemessener Frist” automatisch gelöscht. Man solle aber sicherstellen, dass “keine persönlichen Aufnahmen, die man nicht mit anderen teilen möchte”, fotografiert werden. Das dürfte in der Praxis allerdings schwierig sein.
Im Rahmen meines rund 4-wöchigen Tests gab es genau 2 Situationen, in denen sich der Dreame einbaute. Einmal in vom Wäscheständer herunterhängender Bettwäsche und einmal zwischen 2 Sesselbeinen. Auf die Kamera hat man übrigens via App aus der Ferne Zugriff. Sich die Welt aus Sicht des Roboters anzusehen, ist witzig und man kann ihn auch fernsteuern.
Man kann sogar über ihn sprechen. Um Datenschutzbedenken entgegenzuwirken, verkündet der Roboter über seinen Lautsprecher, wenn die Kamera aktiv ist. Auch ist der Zugriff darauf in der App per zusätzlichen PIN geschützt.
Positiv überrascht bin ich von der Akkuleistung des Roboters. Dreame selbst spricht von 3 Stunden bei gleichzeitigem Saugen und Wischen. In der Praxis sind in meinem Fall nach 2 Stunden sogar rund 50 Prozent Kapazität verbleibend.
Die App
Wie bei gefühlt allen Saugrobotern ist die App auch beim Dreame ein Punkt, für den ich nicht nur Lob übrig habe. Die ersten Probleme fingen bei mir schon bei der Inbetriebnahme an. Da ich zuvor noch keine Dreame-Produkte genutzt hatte, musste ich mich registrieren. Bei der Wahl eines Passwortes, hieß es aber immer “ungültig”, bis ich herausgefunden habe, dass man nicht mindestens, sondern genau 2 Großbuchstaben und Sonderzeichen darin benötigt.
Diese Hürde überwunden, muss man die App in überhaupt erst mal durchblicken. Teilweise hapert es etwa bei der Übersetzung. Die Beschreibung für “Automatische Demontage und Montage der Wischmopps” lautet etwa “Nach dem Einschalten demontiert der Roboter den Wischmopp automatisch und installiert ihn in der Basisstation. polstern” - ja, inklusive des Wortes “polstern”. Auch hat der Roboter nicht die Reinigung, sondern die “Bereinigung” abgeschlossen.
Generell sind die Einstellungen in der App in unzähligen Menüs verschachtelt und man muss oft einige Zeit lang suchen, bis man die richtige Option findet. Die Suche nach der Einstellung, wo man die automatisch vergebenen Raumnamen ändert, habe ich aus Frust bis heute aufgegeben. Darum heißt mein Badezimmer “Elternschlafzimmer 1” und mein Vorraum “Wohnzimmer 2”.
Dafür gibt es wirklich viele Features. Positiv betrachtet: Wer sich gerne mit Geräten wie Staubsaugrobotern spielt, wird mit dem Dreame seine Freude haben. Wer sich gar nicht damit auseinandersetzen möchte, kann in der App “CleanGenius” auswählen. Dabei entscheidet man sich nur zwischen den Optionen “Regelmäßige Reinigung” und “Tiefenreinigung”, die Einstellungen werden entsprechend automatisch festgelegt.
Was ich mir für die App wünsche, ist das Erstellen verschiedener Profile. Ich würde etwa gerne einen manuellen Reinigungsplan erstellen, bei dem die Küche (etwa nach einem ausgiebigen Kochabend) 2-mal gewischt wird. Gleichzeitig hätte ich gerne ein Profil für die normale manuelle Reinigung. Derzeit bleibt mir nichts übrig, als mich jedes Mal durch die Menüs zu den Raumeinstellungen zu kämpfen und an- bzw. abzuwählen, was ich gerne hätte.
Fazit
Der Dreame L20 Ultra ist einer der besten Saugroboter, die ich bislang getestet hab. Ja, die Station ist riesig. Dafür bekommt man einen 4 Liter fassenden Wassertank plus gleich großen Schmutztank, Reinigungsmittel, automatisches Mopptrocknen und mehr. Und nicht zuletzt die Möglichkeit, den nassen, grindigen Mopp in die Station zu bringen, bevor der Roboter vielleicht liebgewonnene schöne Teppiche absaugt.
Dazu kommt die hervorragende Hinderniserkennung. Wenn ich zu faul bin, meine Sportschuhe oder ein Aufladekabel aus dem Weg zu räumen, ist das völlig egal. Ich kann mir sicher sein, dass der Dreame nicht deswegen hängen bleibt. Ich hatte bislang noch keinen Saugroboter, der so oft ohne jegliche Probleme die Reinigung abgeschlossen und erfolgreich zur Station zurückgefunden hat. Dazu kommt die exzellente Reinigungsleistung.
Kritisieren kann man lediglich die verschachtelte und teilweise schlecht übersetzte App. Die Einstellungen sind zwar umfassend und detailliert, man muss sie halt erst einmal finden. Um das volle Potenzial des reichen Funktionsumfanges zu nutzen, kommt man nicht darum herum, sich mit der App zu spielen. Wer einen Hang zu Technik hat, hat damit vielleicht seine Freude, wer nicht, ist eventuell manchmal frustriert.
1.209 Euro kostet der L20 Ultra derzeit bei Amazon. Will man beim Dreame zuschlagen, lohnt sich vielleicht auch, auf den anstehenden Black Friday zu warten. Eventuell kann man dort ein paar Euro sparen.
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