Honor Magic 6 Pro im Test: Eine Mischung aus Huawei und iPhone
Honor war einige Zeit im Schatten von Huawei recht gut unterwegs, auch in Österreich. Das Honor View 20 war beispielsweise das erste Smartphone, das ein kreisrundes Kameraloch im Display hatte. 2019 war das ein wahres Novum und richtungsweisend für die weitere Entwicklung am Handy-Markt.
Der Android-Bann und Niedergang von Huaweis Smartphonesparte haben auch Honor mit in den Abgrund gerissen. Doch kurz nachdem die Google-Apps auf Huawei- und Honor-Handys verboten wurden, hat sich Huawei von seiner Tochter-Marke getrennt. Unter einem neuen Mutterkonzern darf Honor seit 2021 Google-Dienste und -Apps auf seinen Geräten anbieten.
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Huawei, ähem... Honor ist zurück
Nun wagt die ehemalige Huawei-Tochter ein immer aggressiveres Comeback auf dem europäischen Smartphone-Markt. Demnächst wird Honor auch offiziell nach Österreich zurückkehren, wie die futurezone in Erfahrung bringen konnte - eine offizielle Bestätigung des Unternehmens soll in den kommenden Tagen oder Wochen folgen.
Vom aktuellen Spitzengerät konnte ich mir bereits ein genaues Bild machen - jenes Gerät, das der chinesische Hersteller vor wenigen Tagen für den europäischen Markt vorgestellt hat. Das Honor Magic 6 Pro weckt dabei nicht nur Erinnerungen an die früheren Huawei-Handys, es weist auch frappierende Ähnlichkeiten zu den iPhones auf.
Face-ID wie am iPhone
Das Honor-Flaggschiff knüpft genau dort an, wo Huawei aufgehört hat: Es kommt mit einem makellos verarbeiteten Gehäuse und legt den Fokus auf die Kamera und die Fotoqualität. Auf dem ersten Blick fällt jedoch das längliche Kameraloch im Screen auf.
Dahinter verbergen sich Selfie-Kamera und Sensoren für die biometrische Gesichtserkennung. Mit diesem 3D-Tiefensensor wird eine Face-ID ermöglicht, die sonst nur bei den iPhones vorkommt. Das bedeutet, dass die Face-ID nicht nur zum Entsperren des Geräts verwendet werden kann, sondern auch als vollwertiger Passwort- oder Fingerabdruckersatz.
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Sicheres Entsperren
Wie auf einem iPhone kann mit der Face-ID am Honor-Handy beispielsweise die Online-Banking-App geöffnet werden. Es kann eine ID-Austria-Signatur bestätigt werden und es lassen sich damit die Passwort-Manager öffnen. Gleichzeitig verfügt das Magic 6 Pro über einen herkömmlichen Fingerprintsensor im Bildschirm.
Sowohl Face-ID als auch der Fingerabdrucksensor funktionieren zuverlässig und rasch. Dass beide biometrische Entsperrmöglichkeiten vorhanden sind, ist praktisch. Damit ist das Honor-Handy sowohl den iPhones als auch anderen Android-Smartphones voraus.
Technische Spezifikationen
Honor Magic 6 Pro
- Maße und Gewicht: 162,5 x 75,8 x 8,9 Millimeter, 225 Gramm
- Display: 6,8 Zoll LTPO OLED, 1 bis 120 Hz, 1.280 x 2.800 Pixel, 1.600 nits (HBM), 5.000 nits (peak)
- Kamera:
- 50 MP Hauptkamera: f/1.4 bis f/2.0, 23mm, 1/1.3", Laser AF, PDAF, OIS
- 180 MP Teleobjektiv mit 2,5x optischen Periscope-Zoom: f/2.6, 1/1.49", PDAF, OIS
- 50 MP Weitwinkel: f/2.0, 13mm, 1/2.76", AF
- Video: 4K@60fps, 1080p@240fps
- Selfie-Kamera: 50 MP, f/2.0, 22mm, AF + 3D-Tiefensensor für biometrische Face ID
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3 (4 nm)
- Speicher: 12/512GB, UFS 4.0
- Akku: 5.600 mAh, 80 Watt Charging, 66 Watt Wireless-Charging
- Software: Android 14, MagicOS 8, inklusive Google-Apps
- Sonstiges: NFC, 5G, eSIM, Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac/6/7, Bluetooth 5.3, Dual-SIM, Wasserschutz IP68,
- Farben: Black, Green
- Preis: ab 1.299 Euro (12/512GB) (UVP)
Dynamic-Island kopiert
Beim länglichen Kameraloch im Bildschirm befindet sich eine weitere Funktion, mit der sich das Magic 6 Pro von der Android-Konkurrenz abhebt. Der Bereich um die Aussparung wird als kleiner Zusatzbildschirm genutzt - genauso wie Dynamic Island auf den iPhones.
Es handelt sich dabei um eine dreiste Kopie, die genauso funktioniert, wie auf den Apple-Handys. Wie dem auch sei - das Dynamic Island auf dem Honor Magic 6 Pro ist eine praktische Sache. Dort wird die Musikwiedergabe ebenso angezeigt, wie ein Timer oder eine laufende Sprachaufzeichnung.
Tippt man auf die kleine Anzeige, öffnet sich ein etwas größeres Fenster, wo sich die Basics, etwa der Musikwiedergabe, steuern lassen. Tippt man noch einmal drauf, öffnet sich die jeweilige App – genauso wie auf einem iPhone.
Schade ist, dass am Dynamic Island nur bestimmte Apps angezeigt werden. Ein Timer, den man in der Uhr-App von Google startet, ist dort ebenso wenig zu sehen, wie die Navigation von Google Maps. Spotify hingegen wird dort sehr wohl dargestellt.
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Hochwertiger Screen und das Uhren-Design
Das 6,8 Zoll große OLED-Display ist von einwandfreier Qualität. Die maximale, kurzzeitige Peak-Helligkeit von bis zu 5.000 nits stellt alle anderen Smartphones in den Schatten. Im Freien bei Sonnenlicht ist die extreme Helligkeit ein wahrer Genuss.
Dass sich der Screen über die seitlichen Ränder zieht, wirkt mittlerweile etwas altbacken und nicht mehr ganz zeitgemäß. Hier hätte dem Magic 6 Pro ein moderneres Design gutgetan.
Design-technisch an alte Zeiten knüpft auch der Look des riesigen Kameramoduls auf der Rückseite an. Die Gestaltung des rundlichen Moduls erinnert ein wenig an die Luxus-Uhren von Patek Philippe. Für meinen Geschmack kommt die Kamera etwas zu protzig rüber.
Kamera der Spitzenklasse
Mit der Kamera kann Honor ebenso an die glorreichen Huawei-Zeiten anknüpfen. Das Magic 6 Pro liefert nämlich richtig hochwertige Bilder. Über alle 3 Objektive hinweg und in allen Situationen - vom Night-Mode bis zum Porträtmodus - ist die Fotoqualität von aller höchster Güte.
Die 50-MP-Hauptkamera zeichnet sich durch eine variable Blende aus, die in der App zwischen f/1.4 und f/2.0 eingestellt werden kann. Das ist zwar nicht allzu viel, kann aber bei manchen Situationen hilfreich sein, um eine natürliche Tiefenunschärfe zu erzeugen.
Das 180-MP-Teleobjektiv setzt auf einen 2,5-fachen optischen Periscope-Zoom, der überraschend hochwertige Bilder zu Tage fördert. Mit dem bloßen Zoom-Faktor kann das Honor-Handy zwar nicht mit Apple, Samsung und Xiaomi mithalten, die Qualität der Fotos ist jedenfalls extrem gut.
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Keine KI-Tools zum Fotobearbeiten
Ähnlich gut ist die Weitwinkelkamera, die mit 50 MP auflöst. Im Nachtmodus sind bei allen 3 Objektiven wirklich gute Bilder möglich, die durch Klarheit, Schärfe und Farbtreue überzeugen können. Der Porträtmodus funktioniert bei Tageslicht wunderbar, im Dunklen sind die Fotos nicht mehr allzu gut.
Will man Fotos im Nachhinein bearbeiten, zeigt sich, dass es hier enormen Aufholbedarf gegenüber Samsung und Google gibt. Der klassische Editor bietet noch all die üblichen und brauchbaren Einstellungsmöglichkeiten. Eine KI-gestützte Bearbeitung der Bilder ist allerdings nicht möglich.
Während sich auf Samsung- und Google-Handys störende Objekte mittels KI-Tool wegradieren lassen, Spiegelungen automatisch retuschiert werden können und andere brauchbare Werkzeuge zur Verfügung stehen, gibt es solche Funktionen beim Honor Magic 6 Pro gar nicht.
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Honor oder Huawei?
Die Software ist ein weiterer Punkt, bei dem Erinnerungen an die alten Huawei-Handys aufkommen. Nicht nur weil all die üblichen Google-Apps vorhanden sind, sondern auch weil das User-Interface MagicOS 8 in weiten Teilen eine exakte Kopie von Huaweis EMUI ist.
Das trifft leider auch auf die Bloatware zu. Es sind zahlreiche Honor-Apps vorinstalliert, die für meine Zwecke nahezu allesamt unbrauchbar sind. Glücklicherweise können viele davon ohne Probleme deinstalliert werden.
MagicOS 8 basiert auf Android 14. Wie viele Android-Upgrades der chinesische Hersteller garantiert und wie lange er vorhat, das Gerät mit Sicherheits-Updates zu versorgen, wurde noch nicht bekannt gegeben. Da das Handy von einem Snapdragon 8 Gen 3 angetrieben wird, kann der Prozessor hier nicht als Ausrede für mangelnde Updates herhalten.
Aufholbedarf bei Künstlicher Intelligenz
Was bei der Honor-Software komplett fehlt, sind Funktionen, die auf Künstliche Intelligenz zurückgreifen. So ist es mit dem Magic 6 Pro nicht möglich, sich Texte generieren oder zusammenfassen zu lassen. Automatisches Transkribieren und Live-Übersetzungen sind ebenso nicht verfügbar.
Honor lässt wissen, dass das Unternehmen daran arbeitet, das Sprachmodell LlaMA der Facebook-Mutter Meta in das Magic 6 Pro zu integrieren. Allerdings befindet sich dieses Vorhaben noch in der Entwicklungsphase, wie es heißt. Dass es demnächst brauchbare KI-Tools auf dem Honor-Flaggschiff gibt, ist also nicht zu erwarten.
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Akku und Ladeleistung
Der Akku hat eine Kapazität von 5.600 mAh. Wenn man nicht allzu viel Screentime bei einer eher niedrigen Helligkeit hat, könnten sich mit dem Honor Magic 6 Pro tatsächlich 2 Tage am Stück ausgehen. Realistisch ist allerdings eine Akkulaufzeit von einem Tag, mit ausreichend Restprozent am Ende des Tages.
Geladen werden kann das Honor-Handy mit bis zu 80 Watt kabelgebunden und bis zu 66 Watt kabellos. Damit lässt sich ein beträchtlicher Energieschub in nur wenigen Minuten erreichen.
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Fazit
Das Honor Magic 6 Pro ist ein Comeback, das der Konkurrenz das Fürchten lehren könnte. Es ist ein Revival der alten Huawei-Tugenden ohne Verzicht auf Google-Apps. Gleichzeitig hat Honor zentrale iPhone-Funktionen 1-zu-1 kopiert und weitgehend makellos umgesetzt.
So ist ein unverkennbares Smartphone entstanden, das über eine Spitzenkamera und ein erstklassiges Display verfügt und sich mit Face-ID und Dynamic Island unter der Android-Konkurrenz ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen hat.
Abstriche muss man bei den KI-Tools hinnehmen, die auf dem Honor-Handy komplett fehlen. Ungewiss ist zudem, wie lange das Gerät mit Updates und neuen Android-Versionen versorgt wird.
Mit dem Magic 6 Pro zeigt Honor auf jeden Fall, was es draufhat und dass das Unternehmen in der obersten Smartphone-Liga mitspielen kann. Bei 1.299 Euro ist die Luft nämlich ziemlich dünn. Ein Volumenmodell in diesem Preisbereich braucht man sich nicht erwarten.
Für diesen Preis bekommt man im Grunde auch jedes andere Smartphone. Entscheidend für die Zukunft von Honor wird werden, wie viele der einzigartigen Funktionen es bis in die leistbaren Mittelklasse-Handys schaffen werden.
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Die Preise der Honor-Mittelklasse
- Honor Magic 6 Lite 5G (8/256GB): 399 Euro (UVP) - gesehen ab 326 Euro, hier auf Amazon
- Honor 90 (12/512GB): 599 Euro (UVP) - gesehen ab 346 Euro, hier auf Amazon
- Honor 90 Lite (8/256GB): 299 Euro (UVP) - gesehen ab 181 Euro, hier auf Amazon
- Honor 90 Smart (4/128GB): 249 Euro (UVP)
Die Konkurrenz für das Honor Magic 6 Pro
- iPhone 15: ab 789 Euro - hier auf Amazon
- iPhone 15 Plus: ab 954 Euro - hier auf Amazon
- iPhone 15 Pro: ab 1.067 Euro - hier auf Amazon
- iPhone 15 Pro Max: ab 1.289 Euro - hier auf Amazon
- Samsung GalaxyS24: ab 764 Euro - hier auf Amazon
- Samsung Galaxy S24+: ab 1.029 Euro - hier auf Amazon
- Samsung Galaxy S24 Ultra: ab 1.219 Euro - hier auf Amazon
- Vivo X100 Pro: ab 1.077 Euro - hier bei Mediamarkt
- Xiaomi 14: ab 899 Euro - hier auf Amazon
- Xiaomi 14 Ultra: ab 1.499 Euro - hier auf Amazon
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