Mit der Uhr bezahlen: Garmin kommt Apple in Österreich zuvor
Erstmals kann man in Österreich mit einer Smartwatch bei sämtlichen NFC-Terminals bezahlen. Vier Jahre nach dem Start von Apple Pay ist es aber nicht der iPhone-Hersteller, der seinen Dienst endlich nach Österreich bringt. Vielmehr kommt Sportuhren-Hersteller Garmin Apple zuvor und realisiert seine Bezahllösung Garmin Pay zusammen mit Erste Bank und Sparkassen. Nutzer, die über eine kompatible Garmin-Uhr und eine s Mastercard verfügen, können die Karte ab sofort digital speichern und damit bei allen NFC-fähigen Terminals kontaktlos zahlen.
Die Nutzung der Bezahllösung ist kostenlos. Anders als beim Bezahlen mit einer physischen Karte muss man zur Durchführung der Transaktion nicht den Karten-Code am Terminal eingeben, sondern einen selbstgewählten Code auf der Uhr. Dieser ist 24 Stunden gültig. In diesem Zeitraum kann man also beliebig oft kontaktlos bezahlen, vorausgesetzt man legt die Uhr nicht ab. Dann wird die Bezahlfunktion sofort gesperrt und muss bei einer weiteren Transaktion erneut per Code bestätigt werden.
Marktführer in Österreich
Garmin, der eigenen Angaben zufolge der Marktführer bei Wearables in Österreich ist, hat hierzulande bereits 20.000 kompatible Uhren im Umlauf. Die Lösung funktioniert mit drei Uhrenserien: fenix 5 Plus, vivoactive 3/3M und Forerunner 645/645M. Wer von einem älteren Modell umsteigen will oder sich überhaupt eine Garmin-Uhr zulegen will, bekommt bei Erste Bank und Sparkassen bis Mitte Dezember bis zu 100 Euro Rabatt und eine 20-Euro-Gutschrift bei Eröffnung eines s Mastercard Gold-Kontos.
Für die Freischaltung der Karte auf der Uhr wird die Android- oder iOS-App benötigt. Die Benutzung funktioniert danach unabhängig vom Smartphone, es muss also nicht in der Nähe der Uhr sein. Sämtliche Daten-Übertragungen passieren verschlüsselt, können laut Garmin also nicht abgefangen werden. "Darüber hinaus haben wir keinerlei Zugriff auf die Daten. Wir wissen also nicht, mit welcher Uhr welche Beträge wo bezahlt werden", erklärt Simone Weber, Marketingverantwortliche von Garmin, auf futurezone-Nachfrage.
Ein NFC-Bankomat pro Filiale
Bei Erste Bank und Sparkassen will man sich mit der Lösung erneut als Vorreiter beim bargeldlosen Bezahlen positionieren. Die Bankengruppe bietet neben einer Kreditkarte am Handy für Android-Smartphones auch eine Bankomatkarte zum Aufkleben sowie eine Micro-Bankomatkarte an, die in einem Armband oder Schlüsselbund integriert werden kann. Die Garmin-Lösung wird zum Start mit Mastercard realisiert, Visa-Kunden können Garmin Pay ab Anfang 2019 nutzen. Bankomatkarten sollen ab Herbst 2019 folgen.
Auch das Geld abheben wird künftig leichter möglich sein, wenn man die Geldbörse zu Hause vergessen hat. Bis Ende 2019 soll zumindest ein NFC-fähiger Geldautomat pro Erste-Filiale realisiert sein, teilte die Bank auf futurezone-Nachfrage mit.
Bargeldlose Gesellschaft
Auch wenn Österreich wie Deutschland zu den wenigen verbleibenden Bastionen des Bargelds zählt, ist der Trend zu bargeldlosem Zahlen ungebrochen. "Allein im dritten Quartal wurden in Österreich 90 Millionen Transaktionen im Wert von 2,5 Milliarden Euro kontaktlos durchgeführt. Unsere Kunden bezahlen bereits 61 Prozent aller Transaktionen kontaktlos. Vor allem Klein- und Kleinstbeträge werden immer häufiger mit NFC-Karte gezahlt, weil es bequem und schnell funktioniert", sagt Erste-Vorstand Thomas Schaufler.
Von einer bargeldlosen Gesellschaft wie etwa in Schweden sei man allerdings noch weit entfernt. "Das würde nur mit entsprechendem politischen Druck gehen. Ich denke, wir haben einen gesunden Zugang zum Bargeld. Wenn es zusätzliche Möglichkeiten zum kontaktlosen Bezahlen gibt, mit denen sich Kunden wohlfühlen, wird dies auch angenommen", meint Schaufler auf futurezone-Nachfrage. "Wer öfter mittels Karte zahlt, hat durch das Online-Banking auch mehr Übersicht über seine Ausgaben."
Auch bei Garmin kann man die in Österreich und Deutschland oft geäußerte Kritik, dass man durch bargeldloses Zahlen die Kontrolle über seine Ausgaben verlieren, nicht nachvollziehen. "Es ist doch genau umgekehrt. Gerade bei Kleinbeträgen merkt sich doch kein Mensch, wofür wie viel Geld ausgegeben wurde. Das wird jetzt im Online-Banking in übersichtlichen Kategorien zusammengefasst", sagt Weber.
Weiter warten auf Apple Pay
In Österreich und Deutschland sei das Sicherheitsbewusstsein beim Thema Banking besonders hoch. Hier sei noch mehr Aufklärungsarbeit notwendig, dass moderne Lösungen wie Garmin Pay besonders sicher seien. Dem erwarteten Marktstart von Apple Pay in Österreich sieht der Wearables-Konkurrent gelassen entgegen. "Je mehr Anbieter, desto schneller kommt das Thema beim Kunden an. Wir freuen uns also über jeden Mitbewerber, der eine derartige Bezahllösung anbietet", erklärt Weber.
Wann Apple Pay tatsächlich in Österreich startet, weiß wohl nur Apple. "Es gibt diesbezüglich keine Neuigkeiten", sagt Erste-Vorstand Schaufler.