Nubia Alpha im Test: Das kann die Smartwatch mit biegbarem Display
Der chinesische Smartphone-Hersteller Nubia hat Ende Februar seine Smartwatch Nubia Alpha präsentiert. Mit dem Hype rund um flexible Bildschirme zog das erste "wearable Phone with a flexible Display", wie die Uhr beworben wurde, viel Aufmerksamkeit auf sich. Wir haben ein Exemplar erhalten und getestet.
Schaut man sich die Funktionalitäten der Uhr an, beginnt man sich ob des Werbespruches ein wenig zu wundern. Denn das "wearable Phone" braucht eine Bluetooth-Verbindung zu einem herkömmlichen Smartphone, um damit telefonieren zu können. So viel zum "wearable Phone".
Aber gut, der Reihe nach: Schnallt man sich die Nubia Alpha erstmals um das Handgelenk, wird man feststellen, dass die Uhr riesig und schwer ist. Verglichen mit einer herkömmlichen Smartwatch oder einer smarten Sportuhr ist die Alpha wesentlich klobiger und ausladender.
Zahlreiche Funktionen
Beim Funktionsumfang kann die Nubia Alpha auf den ersten Blick richtig punkten: Man kann mit ihr Telefonieren, SMS-Nachrichten schreiben und empfangen, Fotos sowie Videos aufnehmen und betrachten, Musik hören, Herzfrequenz messen, Schritte und Kalorien zählen.
Es fehlen allerdings populäre Apps, die man von anderen Smartwatches her kennt: Etwa Google Maps, Spotify, Uber und Fitness-Apps wie Runtastic oder MyFitnessPal können auf der Nubia Alpha nicht genutzt werden. Wäre die Smartwatch tatsächlich ein "wearable Phone" könnte man das Fehlen eines Browsers sowie das Nichtvorhandensein von Instagram und Facebook kritisieren.
Biegbarer Bildschirm
Das 4 Zoll große Display ist in die Länge gezogen und löst mit 192 x 960 Pixel auf. An der Darstellungsqualität des flexiblen AMOLED-Touchscreens gibt es nichts auszusetzen. Laut Herstellerbeschreibung soll das Display-Panel geschützt sein. Wodurch sich ein solcher Schutz auszeichnet, ist allerdings nicht bekannt.
Durch die Flexibilität des Screens kann dieser nicht durch Glas geschützt werden; die Bildschirmoberfläche besteht somit aus einer Plastikschicht. Dadurch fühlt sich der Touchscreen etwas anders an als dies bei Smartphones der Fall ist.
Wie gut der biegbare Bildschirm tatsächlich vor Kratzer oder sonstigen Einwirkungen geschützt ist, konnten wir nicht feststellen. Dafür war der Testzeitraum zu kurz und wir konnten mit der Nubia Alpha nicht an die Grenzen gehen.
Unruhiges Watchface
Im Alltagseinsatz wirkt das längliche Display etwas unruhig und verwirrend. In der Mitte wird das Watchface angezeigt, das je nach Belieben geändert werden kann.
Im oberen Bereich befindet sich ein Menü, das am ehesten an das Pull-Down-Menü aus Android erinnert. Hier kann man etwa WLAN, Bluetooth, GPS, Töne und andere derartige Funktionen deaktivieren und aktivieren - mehr aber nicht. Bleibt man länger auf dem WLAN-Symbol, passiert nichts - man wird eben nicht zum WLAN-Menü weitergeleitet.
Im unteren Bereich ist ein Schnellwahlmenü platziert. Dort finden sich die Symbole der zuletzt geöffneten Menüs. Eine Möglichkeit, dass nur das Watchface angezeigt wird - also ohne Schnellwahlmenü und Einstellungen - gibt es nicht. Das würde der Uhr aber guttun.
Mit einem Rechts- oder Links-Swipe kommt man zu den eigentlichen Menüs. Diese gliedern sich in die klassischen Systemeinstellungen, Multimedia, Sport und Telefonfunktionen.
Zu schwer für eine Sportuhr
Wer die Nubia Alpha als Sportuhr verwenden will, sollte auf dem freien Handgelenk auch ein Gewicht befestigen, um eine einseitige Belastung der Gelenke vorzubeugen: Die Smartwatch ist einfach zu schwer, um mit ihr Ausdauersport zu betreiben. Außerdem fühlt sich das Uhrenband aus Metall unangenehm an, wenn man zu Schwitzen beginnt.
Gestensteuerung und Telefonieren
Die Nubia Alpha hat auch Sensoren verbaut, die eine Gestensteuerung ermöglichen. In der Praxis stellt sich diese Art der Bedienung allerdings als nicht brauchbar heraus. Die Gesten werden oft nicht erkannt und erleichtern die Steuerung der Uhr nicht.
Zum Telefonieren eignet sich die Uhr nur bedingt. Die Lautsprecher sind seitlich an der Uhr verbaut, sodass man sie eigenartig ans Ohr halten muss. Alternativ kann man auch den Lautsprecher auf "laut" schalten. Da die Uhr ohnehin ein Smartphone benötigt, um damit telefonieren zu können, wird man dann doch das Handy der Uhr vorziehen.
Miese Kamera
Wirklich brauchbar ist die 5-MP-Kamera nicht. Die Qualität der Bilder ist zu schlecht und es ist nicht einfach mit einer Armbanduhr passable Selfies zu schießen. Wer aus dem Blickwinkel einer Smartwatch fotografiert wird, sieht immer unvorteilhaft aus.
Für Videotelefonie kann die Kamera nicht genutzt werden. Man kann mit der Kamera immerhin Videos aufnehmen, allerdings dürfen diese nicht länger sein als zehn Sekunden.
Technische Spezifikationen
Als Prozessor dient ein Snapdragon Wear 2100 von Qualcomm. Dazu kommen 8 GB interner Speicher und 1 GB RAM. Außerdem hat die Uhr eine eSIM verbaut. Ob sich für die eSIM auch Mobilfunker finden werden, die diese nutzen, ist eher fraglich.
Der Akku der Nubia Alpha hat eine Kapazität von 500 mAh. Das reicht aus, um die Uhr ungefähr zwei Tage zu tragen. Aufgeladen wird die Smartwatch mit einer Art Ladeschale, die sich mit einem Magnet an die Uhr heftet.
Zur Uhr gibt es auch eine Companion-App für das Smartphone, mit der einige der Einstellungen vorgenommen werden können. Auch die Daten des Schrittzählers u.ä. kann am Smartphone ausgelesen werden.
Fazit
Die Werbeversprechen eines "wearable Phone" kann die Nubia Alpha nicht halten. Es sieht stark danach aus, als wäre Nubia bei der Smartwatch in erster Linie darum gegangen, einen Showcase für einen flexiblen Display zu produzieren. Genauso wirkt dann auch die Smartwatch.
Obwohl die Nubia Alpha über ein breites Funktionsspektrum verfügt, fehlen zentrale Features und die Software ist nicht wirklich durchdacht. Auch die Beurteilung des Formfaktors steht außer Diskussion. Ein Kollege meinte: "Die Uhr sieht genauso aus, wie sich Leute vor 15 Jahren einer Smartwatch vorgestellt haben."
Erhältlich ist die Nubia Alpha über deren eigene Website. Kostenpunkt 449 Euro.