Ring Doorbell im Test: Was bringt eine Videotürklingel?
Über smarte Türklingeln sind vermutlich alle schon einmal gestolpert. Vielleicht nicht, weil sie am Nachbarhaus prangen oder sie von Freunden verwendet werden. Viel aber, weil man lustige Videos gesehen hat, in denen kuriose Szenen zu sehen sind, die sich vor der Haustür abspielen.
Wer sich nach einer vernetzten Videotürklingel umsieht, kommt nicht an den Ring Doorbells vorbei. Sie haben sich in den vergangenen Jahren zu einem Standardgerät in diesem Segment entwickelt. Und weil das Unternehmen seit 2018 zu Amazon gehört, sind die Ring-Klingeln an den Aktionstagen des Onlinehändlers meist zu regelrechten Dumpingpreisen zu haben.
Das neueste Gerät ist die Akku-betriebene Ring Battery Video Doorbell Pro, die ab sofort zu haben ist. Ich habe mir die smarte Klingel an die Tür montiert und getestet.
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Montage und Inbetriebnahme
Ring hat verschiedene Türklingeln und Türspione im Angebot. Je nachdem, ob man in einem Haus oder einer Wohnung wohnt, je nachdem ob ein Stromanschluss vorhanden ist oder nicht, kommen die jeweiligen Geräte in Frage. Man sollte auch bedenken, dass am Standort ein guter Wlan-Empfang erforderlich ist.
Da es sich bei dem Testgerät um eine Batterie-betriebene Türklingel handelt, konnte ich mir eine komplizierte Verkabelung der Stromversorgung ersparen. Im Hinblick auf eine möglichst simple Installation, macht ein solches Gerät am meisten Sinn. Montage und Inbetriebnahme sind tatsächlich extrem einfach.
Das Bohren und Schrauben habe ich mir auch erspart und die Doorbell mit einem doppelseitigen Klebeband direkt an die Tür gepappt: Hält wunderbar - das Gerät ist leicht genug dafür. Eine solche Montage macht vor allem in Mietwohnungen Sinn.
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Datenschutz, Regen und Schnee
Die Montage wirft 2 weitere Fragen auf: Datenschutz und Wetterverhältnisse. Ob man sich eine solche Video-Türklingel überhaupt installieren darf, hängt davon ab, wie sie ausgerichtet ist und was darauf zu sehen ist. Was dabei zu beachten ist, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.
Und wegen dem Wetter? In einer Wohnung weniger relevant, könnte diese Frage für Hausbesitzer*innen ein wesentliches Kriterium darstellen. Komplett wasserdicht ist keine der Ring-Türklingeln. Manche sind gegen Spritzwasser geschützt, sodass ihnen Regen nicht allzu viel schaden sollte.
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Türklingel mit Dach
Ring empfiehlt ein kleines Dach oder eine sonstige Schutzvorrichtung, damit die Türklingel nicht permanent Regen oder Schnee ausgesetzt ist. Passenden Regenschutz gibt es bereits ab rund 15 Euro - ob das auch ausreicht, hängt vom jeweiligen Standort ab.
Temperaturen zwischen -20°C und 50°C sollen den Geräten nichts anhaben können. Ring weist allerdings darauf hin, dass Extremtemperaturen schon Auswirkungen auf die Betriebsfähigkeit haben können. Außerdem ist davon auszugehen, dass sich ein Akku bei niedrigen Temperaturen schneller entlädt.
Setup und erste Einstellungen
Das Setup der neuen Ring Battery Doorbell Pro ist in wenigen Augenblicken erledigt. Man installiert die Ring-App am Smartphone, loggt sich in seinen Ring-Account ein, fügt dort das Gerät hinzu, spielt den Einrichtungsassistenten durch und schon kann die Türklingel verwendet werden. Hat man weitere Ring-Kameras in Betrieb, werden all die Komponenten im Dashboard des Accounts angezeigt.
Natürlich sind die Ring-Geräte Alexa-kompatibel. Ich habe die neue Doorbell etwa mit einem Echo Hub verknüpft. Dort ist dann zu sehen, was sich vor der Haustür abspielt. Außerdem klingelt es am Echo Hub, wenn jemand an der Tür läutet. "Frontdoor hat einen Besucher", hört man dabei Alexa sagen.
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Hohe Video- und Sprachqualität
Das bringt uns schon zum zentralen Feature: Wenn jemand klingelt, bekommt man eine Benachrichtigung am Smartphone, Tablet oder Browser. Da die Ring Battery Doorbell Pro auch Lautsprecher und Mikrofon integriert hat, kann man über das Handy mit der Person vor der Tür sprechen. Somit dient die Ring-Klingel gleichzeitig als vernetzte Gegensprechanlage.
Das funktioniert wunderbar und quasi in Echtzeit, sodass eine natürliche Unterhaltung möglich ist. Sowohl die Video- als auch die Sprachqualität sind einwandfrei und das Sichtfeld ist riesig. Kein Wunder, die Auflösung der Bilder beträgt 1536p, das Sichtfeld 150 Grad horizontal und 150 Grad vertikal. Auch wenn es dunkel ist, liefert die Doorbell hervorragende Bilder, die sogar in Farbe dargestellt werden können.
Überwachungskamera mit Privatsphäre
Die Doorbell kann auch als Überwachungskamera mit Bewegungserkennung genutzt werden. Die radargestützte 3D-Bewegungserkennung soll eine präzisere Erkennung (Smart Detection) ermöglichen und zielgerichteter benachrichtigen.
Fliegt ein Vogel durchs Bild gibt es keine Notification, kommt jemand an die Tür wird man aber am Smartphone darüber informiert. Auch das klappt genauso wie versprochen. Die Benachrichtigungen waren stets relevant und wurden nicht von Insekten oder Tauben ausgelöst.
Extrem praktisch sind die Privatsphärenbereiche. Es lassen sich auf dem Bild ausgewählte Bereiche schwärzen, sodass man etwa die Tür der Nachbarwohnung ausblenden kann. Möglich ist zudem, dass man Bereiche festlegt, sodass nur bei Bewegungen in diesen Zonen eine Notification getriggert wird.
Bonus: Die Ring-Innenkamera
Als zweite Ring-Kamera hatte ich die Innenkamera (2.Gen.) im Einsatz, die es derzeit ab 40 Euro gibt. Die Doorbell-Kamera und die Security-Cam im Innenbereich scheinen im Ring-Dashboard auf. Sie können aufeinander abgestimmt werden, was man am besten über die verschiedenen Betriebsmodi erledigt.
Die Ring-Innenkamera ist ebenso Plug-n-Play: Anstecken, Einrichtungsassistent durchspielen und das Setup ist erledigt. All das dauert nicht länger als 5 Minuten. Die Videoqualität der Kamera ist völlig in Ordnung und für diesen Preis mehr als angemessen - auch im Dunkeln. Akku hat sie keinen, die Innenkamera benötigt einen Stromanschluss.
Die Auflösung beträgt 1080p, das Sichtfeld 143 Grad diagonal, 115 Grad horizontal und 59 Grad vertikal. Sie kann Audio aufzeichnen und als Gegensprechanlage dienen. Bewegungserkennung und das Schwärzen von Privatsphärezonen sind ebenso möglich.
Praktisch an der Ring-Innenkamera ist der Privatsphäre-Sichtschutz. Die Abdeckung kann über die Linse der Kamera geschoben werden, wodurch sie einen physischen Schutz vor fremden Blicken, etwa im Falle eines Hackerangriffs, hat.
Wie lange hält der Akku der Doorbell durch?
Zurück zur Ring-Doorbell: Will man keine ständige Überwachung, kann man die Türklingel so einstellen, dass Bilder nur dann übertragen werden, wenn jemand klingelt. Ist die Kamera nicht permanent aktiv, hilft das Akku zu sparen.
Ohne ständig aktiver Kamera sollte sich ein gesamter Monat locker ausgehen, bevor man den Akku aufladen muss. Das kommt darauf an, wie oft geklingelt wird und wie oft man die Funktion "Live-Übertragung" nutzt. Betreibt man die Doorbell als Überwachungskamera mit Bewegungserkennung, reduziert sich die Akkulaufzeit erheblich. 2 Wochen sollten hier möglich sein.
Um den Akku aufzuladen muss man die Abdeckung an der Türklingel abnehmen und die Batterie herausnehmen. Zum Akkuladen sollte man 1 bis 2 Stunden einplanen. Dass Ring hier auf einen veralteten Micro-USB-Anschluss setzt, ist ziemlich frech.
Automatische Antworten an der Tür
Es ist übrigens auch möglich, dass die Türklingel automatische Antworten gibt - etwa "Hallo. Ich bin gleich da" oder "Hey, leider sind wir nicht zuhause. Wir würden uns über eine kurze Nachricht freuen."
Man kann zwischen einer Handvoll vorgefertigter Antworten wählen. Nicht möglich ist, das Eingeben einer individuellen Nachricht. Ein "Schleich di..." oder "Schön, dass du da bist" als automatische Antwort lässt sich nicht realisieren.
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Geofence triggert Home-Modus
Wie die Doorbell mit Bewegungserkennung, Benachrichtigungen und den automatischen Antworten umgeht, lässt sich anhand von 3 verschiedenen Betriebsmodi festlegen.
So kann man etwa die Bewegungserkennung mit einem Klick deaktivieren, wenn man zu Hause ist. Diese Modi können auch durch Geofence getriggert werden. Das heißt, das Smartphone erkennt per GPS wo man ist. Nähert man sich dem Zuhause, schaltet sich automatisch der Modus "Home" ein.
Die Sache mit den Videoaufnahmen
Erkennt die Doorbell eine Bewegung oder es wird geklingelt, werden die Bilder des Ereignisses in die Cloud von Ring hochgeladen. Insofern kann man sich all diese Vorkommnisse im Nachhinein ansehen. Das Dashboard im Ring-Account bietet dafür einen praktischen Überblick und listet die jeweiligen Ereignissen auf.
Monatliche Kosten nicht vergessen
Wie man sich denken kann, ist dieses Feature nicht kostenlos. Leider ist es nicht möglich, eine Netzwerkfestplatte oder einen eigenen Cloud-Speicher zur Sicherung der Videoaufnahmen zu verwenden. Außerdem haben die Ring-Doorbells keinen internen Speicher.
Um bei den Ring-Produkten aus dem Vollen schöpfen zu können, ist also ein kostenpflichtiges Abo notwendig. Pro Gerät kommt man dabei auf 3,99 Euro im Monat oder 39,99 Euro im Jahr. Hat man mehrere Ring-Kameras im Einsatz, gibt es das Plus-Abo. Dieses gilt pro Standort und kostet 10 Euro monatlich oder 100 Euro jährlich.
Was bekommt man ohne Abo?
Die Grundfunktionen der Doorbell bleiben erhalten, wenn man keine monatliche Gebühr bezahlt. Die Live-Video- und Gegensprechfunktion, Bewegungsbenachrichtigung und automatische Antworten können genutzt werden.
Das Aufzeichnen von Ereignissen sowie das nachträgliche Ansehen dieser Videos ist nur mit einem Abo möglich. Außerdem verliert man ohne Abo den Zugriff auf Smart-Detection. Das bedeutet, dass man bei jeglicher Bewegung benachrichtigt wird, auch wenn ein Vogel durchs Bild fliegt.
Für wen ist eine Video-Türklingel?
An der Wohnungstür kann eine Video-Türklingel nicht gänzlich überzeugen. Das liegt aber nicht am Gerät, sondern am Wohnhaus. Kündigt sich etwa eine Paketlieferung an, wird ohnehin an der straßenseitigen Haustür geläutet. Dort darf die Ring Doorbell nicht angebracht werden oder eine Installation ist aufgrund des fehlenden Wlan-Signals ohnehin nicht möglich.
Also öffnet man die Tür bereits über die herkömmliche Gegensprechanlage. Trifft das Paket daraufhin an der Wohnungstür ein, ist die dort angebrachte Video-Doorbell nutzlos, weil man ja schon bei geöffneter Wohnungstür darauf wartet. Das Kommunizieren per Live-Video über das Smartphone bleibt dennoch eine praktische Sache.
Türklingel mit Solarpanel
All jene, die eine Ring Doorbell in ihrem Haus nutzen möchten, sollen sicherstellen, dass für das Gerät eine permanente Wlan-Verbindung vorhanden ist. Sowohl das WiFi als auch die österreichischen Datenschutzbestimmungen könnten einer Montage am Gartentor eventuell im Weg stehen.
Bringt man die Videotürklingel im Freien an, könnte eine Stromversorgung per Solarpanel beziehungsweise Solarladegerät in Frage kommen. Ring bietet beispielsweise eine entsprechende Solar-Fassung für die Akku-Betriebene Doorbell an und verkauft auch passende Solarpanele - ab ungefähr 60 Euro.
Deutlich günstiger - bereits ab rund 25 Euro - gibt es derartige Solarpanele bei externen Anbietern. Damit diese auch tatsächlich mit den Ring-Türklingeln funktionieren, sollte man vorher die Spezifikationen der jeweiligen Geräte überprüfen.
Fazit
Wer sich nach reiflicher Überlegung eine Video-Doorbell für seine Haustür anschaffen möchte, ist bei Ring auf alle Fälle an der richtigen Adresse. Die Qualität von Audio und Video ist erstklassig, der Funktionsumfang riesig und die Handhabung extrem simple. Die smarten Ring-Türklingeln lassen tatsächlich kaum einen Wunsch offen.
Einen Haken hat die ganze Sache aber dennoch, und das sind die laufenden Kosten. Die neue Ring Battery Video Doorbell Pro ist zudem mit 229,99 Euro nicht die billigste Video-Türklingel auf dem Markt. Deutlich günstigere Geräte hat Ring selbst im Angebot - etwa das Akku-betriebene Vorgängergerät für 71 Euro oder die kabelgebundene Videotürklingel für nur 60 Euro.
Zu den Anschaffungskosten kommt die Gebühr für das monatliche Abo hinzu - sofern man auf den vollen Funktionsumfang zurückgreifen möchte. Das macht mindestens 3,99 Euro im Monat oder 39,99 Euro im Jahr aus. Wer auf das Abo verzichtet kann aber immer noch auf die Basisfunktionen zugreifen. Wesentlich günstiger bekommt man es bei der Konkurrenz allerdings auch nicht.
Die Konkurrenz
Die Nest Doorbell von Google hat einen ähnlichen Funktionsumfang und wird ebenso per Akku betrieben. Sie kostet 199 Euro. Um Videos in der Cloud zu speichern und den Videoverlauf ansehen zu können, ist auch hier ein Abo notwendig. Nest Aware kommt auf mindestens 6 Euro monatlich oder 60 Euro jährlich.
Eufy, die Smart-Home-Marke von Anker, bietet auch Video-Türklingeln an. Die Akku-betriebene E340 kostet 179,90 Euro. Großer Vorteil daran ist der interne Speicher von 8 GB, auf dem die ereignisbasierten Videos gespeichert werden. Daher ist bei Eufy nicht zwingend ein Abo mit monatlichen Kosten notwendig.
Wenn die 8 GB zu wenig sind, kann zur teureren Eufy-Doorbell S330 mit 16 GB gegriffen oder das Set mit der so genannten Eufy HomeBase gewählt werden. Auf der HomeBase können die Videos von Eufy-Kameras verschlüsselt gespeichert werden - externe Speichermedien werden unterstützt. Die Eufy-Doorbell S330 kostet 170 Euro, inklusive HomeBase-Speichergerät kommt auf 251 Euro.
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