© Chris Richards, University Communications

Digital Life

Diese Kamera braucht 1.000 Jahre für ein Bild

Langzeitbelichtungen werden eigentlich verwendet, um finstere Objekte heller darzustellen, oder Bewegungen künstlerisch einzufangen, etwa Lichter, die zu langen Streifen werden. Ein neues Kunstprojekt des College of Fine Arts der University of Arizona hebt das aber auf ein ganz neues Level. 

Die "Millennium Camera" des Künstlers Jonathon Keats soll 1.000 Jahre lang belichten. Dafür wurde eine recht simple Kamera gebaut, bei der Licht durch ein stecknadelgroßes Loch gesammelt wird. Auf einer mit dem roten Ölfarbenpigment aus Färberkrapp beschichteten Oberfläche entsteht dann mit der Zeit eine Aufnahme. 

Einfacher Kamera-Aufbau

Um so lange aufnehmen zu können, musste die Kamera extrem simpel und analog sein. Sie darf keinen Strom benötigen und da Film nicht so lange haltbar ist, ist auch das keine Option. Die Idee ist, dass der Krapplack durch die Belichtung mit der Zeit verblasst und so ein positives Bild hervortritt. 

Die Kamera nutzt Krapplack und besteht aus einem Kupferzylinder

Die Kamera wurde in der Nähe der Stadt Tucson im US-Bundesstaat Arizona aufgestellt. Die Aufnahme soll in 1.000 Jahren eine Sammlung aller künftigen Versionen des Ortes widerspiegeln. Dabei geht es beim Projekt weniger um das Endergebnis, sondern eher um die philosophische Frage, wie Menschen in die Zukunft blicken. 

Motivation, Maßnahmen zu ergreifen

Dabei sei ihre Vorstellung der Zukunft eher düster, sagt Keats in einem Statement. "Es ist leicht vorstellbar, dass die Menschen in 1.000 Jahren eine Version von Tucson sehen könnten, die viel schlimmer ist als die heutige". Das sei aber nicht per se schlecht, da es zur Motivation werden könnte, um Maßnahmen für eine Verbesserung zu ergreifen.

Am Lake Tahoe stellte Keats 2018 eine solche Kamera auf. Das Bild rechts ist eine digitale Simulation, wie die fertige Aufnahme aussehen könnte

Laut Keats dürfte im fertigen Bild die Berglandschaft am schärfsten sein, da diese am wenigsten Veränderung aufweisen dürfte. Die Häuser im Vordergrund, sowie durch Wind bewegte und wachsende Pflanzen werden wohl verschwommener sein. Werden Häuser abgerissen, werden auch wie ein nebliger Schatten aussehen. 

Keats stellt bereits seit 2015 solche Kameras in den USA auf und sucht weltweit nach weiteren Standorten. Ein möglicher Ort wäre etwa in den österreichischen Alpen, heißt es. Ein weiterer Standort könnte in China und in Los Angeles sein.

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