Amazon Echo Hub im Test: Endlich eine echte Smart-Home-Zentrale
Die Sache mit dem Smart Home ist oft gar nicht so smart. Meist enden solche Vorhaben mit mehreren Insellösungen und zahlreichen Geräten, die nicht miteinander kompatibel sind und jeweils eine eigene Smartphone-App benötigen. Das macht die Bedienung umständlich und unübersichtlich.
Um all die einzelnen Smart-Home-Geräte an einer zentralen Stelle zu bündeln, schickt Amazon den neuen Echo Hub ins Rennen. Dort sollen sich die jeweiligen Komponenten wiederfinden und steuern lassen.
Ein solches Versprechen ist nicht neu und in der Vergangenheit oft kläglich gescheitert. Ich habe mir angesehen, was der Echo Hub anders macht und warum dieser Ansatz so vielversprechend ist.
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Noch nicht fündig geworden
Auf der Suche nach einer Smart-Home-Zentrale habe ich schon mehrere Sachen ausprobiert. Die Selfmade-Sache mit einem alten Tablet und dem Raspberry Pi habe ich relativ rasch genervt aufgegeben. Bei Apple konnte ich nur einen kleinen Teil meiner Geräte integrieren, was das Vorhaben obsolet machte.
Google hat mit seinem Pixel Tablet erst kürzlich einen Versuch in diese Richtung unternommen. Das Tablet ist zwar ein tolles Gerät, als Smart-Home-Hub ist es aber weitgehend ungeeignet. Einerseits, weil sich die einzelnen Komponenten meist nur eingeschränkt steuern lassen und der Hub-Mode ziemlich enttäuschend ist.
Andererseits leidet die User-Experience darunter, weil sich das Pixel Tablet nicht entscheiden kann, ob es ein herkömmliches Tablet oder ein Smart-Home-Hub sein will und so ein bisschen von beidem ist.
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Der Amazon Echo Hub
11 Bilder
Echo Hub hat eine einzige Aufgabe
Der Echo Hub von Amazon hat diese Entscheidung getroffen: Er will ganz klar nur eine zentrale Schaltstelle für die Smart-Home-Anwendungen sein und kein Tablet für Medienkonsum, Streaming oder Internet-Browsing.
Mit dieser Erwartungshaltung sollte man auch dem Echo Hub begegnen. Vielen Kund*innen scheint das nicht bewusst zu sein. Sie vermissen typische Tablet-Funktionen, wie in zahlreichen negativen Bewertungen zu lesen ist, die auf Amazon abgegeben wurden und ich in den allermeisten Fällen nicht nachvollziehen kann.
Der Echo Hub ist eben nicht zu vergleichen mit einem Echo Show (bereits ab rund 60 Euro), der sich zum Streamen, Videotelefonieren und ähnlichen Entertainment-Anwendungen eignet. Der Akku-lose Echo Hub ist auch nicht als mobiles Gerät konzipiert, das man in die Küche mitnimmt und sich dort ein Rezept vorlesen lässt.
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Alexa, Alexa an der Wand...
Der Echo Hub wird vorzugsweise wie ein Bilderrahmen an einer zentralen Stelle an die Wand geschraubt. Eine passende Halterung ist im Lieferumfang enthalten. Auf der Rückseite des Geräts gibt es eine entsprechende Aussparung für die Halterung und das Ladekabel.
All das ist gut durchdacht, sodass die Montage in wenigen Minuten erledigt ist. Der Echo Hub hat keinen Akku integriert und kann nur per Stromkabel betrieben werden. Es funktioniert nur das im Lieferumfang enthaltene Kabel.
Der Echo Hub selbst wird über die Alexa-App am Smartphone verwaltet. Dort fügt man kompatible Geräte dem Alexa-Ökosystem hinzu und macht sie auf diese Weise über den Touchscreen des Echo Hubs sowie per Sprachbefehl steuerbar.
Insofern sind nur all jene Geräte kompatibel, die auch Alexa-tauglich sind. Amazon spricht hier von "Tausenden Geräten". Es sind zwar tatsächlich sehr viele, die deshalb kompatibel sind, aber bei weitem nicht alle Smart-Home-Devices.
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Mäßige Eckdaten
Der Echo Hub ist auch nicht mit einem herkömmlichen Amazon-Fire-Tablet zu vergleichen. Es handelt sich quasi um einen Single-Issue-Touchscreen - ein Display, das nur einen Zweck hat, nämlich als Alexa-Smart-Home-Zentrale zu dienen. Folglich können dort auch keine herkömmlichen Apps installiert werden.
Die Qualität des Screens ist auch nicht mit einem Tablet oder einem Smartphone zu vergleichen. Das 8 Zoll große Display ist deutlich weniger hell und mit 1.280 x 800 Pixel wesentlich niedriger aufgelöst. Die Prozessorleistung des MediaTek MT 8169 A ist gerade noch erträglich.
Bei all diesen Einschränkungen und mäßigen Komponenten drängt sich nun die Frage auf, warum ich den Echo Hub dennoch für ein brauchbares, praktikables und empfehlenswertes Gerät halte.
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Tatsächlich eine Smart-Home-Zentrale
Der Echo Hub schickt sich nämlich an, tatsächlich jene Smart-Home-Schaltstelle zu sein, die ich bislang vermisst habe. Eine Zentrale, die die allermeisten Insellösungen bündelt und sie über eine einzige Plattform steuerbar macht - als schicker Touchscreen an der Wand.
Es ist geradezu ein Vorteil, dass der Echo Hub gar kein herkömmliches Tablet sein will, wo man sich wieder in irgendwelchen kleinteiligen Einstellungen oder schwindeligen Workarounds verliert. Gleichzeitig ist es schon ein bisschen schade, dass das Betriebssystem extrem abgeschottet ist und keinerlei Änderungen oder Experimente zulässt.
Das User-Interface auf dem Alexa-Device ist mit Sicherheit nicht das schönste und ebenso wenig das beste. Aber es macht genau das, was man sich von einer Smart-Home-Zentrale erwartet - per Sprachbefehl oder per Touch-Eingabe auf dem Screen die einzelnen Geräte steuern.
Ein Beispiel: Es lässt sich das Netatmo-Thermostat regulieren, die Spotify-Wiedergabe auf Sonos-Lautsprechern steuern, es kann das Licht einer vernetzten Glühbirne ebenso kontrolliert werden, wie WLAN-Steckdosen von TP-Link. Außerdem können die Bilder einer Ring-Security-Kamera oder einer smarten Ring-Doorbell angezeigt werden.
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Ein eigenes Ökosystem
Auf dem Echo Hub können Alexa-Routinen gestartet werden, es lassen sich To-Do- und Einkaufslisten anlegen, es können ausgewählte Google-Kalender angezeigt werden und es wird die Wettervorschau dargestellt.
Störend für mich ist, dass man durch die Alexa-Umgebung dazu gezwungen wird, sein Ökosystem zu verlassen und ein weiteres in seinen Alltag zu integrieren. Ich hätte etwa gerne meine Google-Keep-Einkaufsliste oder meine iPhone-Reminder auf dem Echo Hub. Das ist halt leider nicht möglich.
Dass der Echo Hub vom Smartphone losgelöst ist, ist auf der anderen Seite gar nicht so schlimm. Somit fungiert er mehr als Familiengerät und kommt seinem Single-Issue-Auftrag als Smart-Home-Schaltzentrale zielgerichteter nach.
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Ein digitaler Bilderrahmen
Wer auf Sprachbefehle verzichten und das permanent lauschende Mikrofon deaktivieren möchte, kann dies mittels einer eigenen Taste am Gerät tun. Daneben gibt es noch 2 Tasten für die Lautstärke der Sprachausgabe.
Wenn man nicht gerade irgendetwas steuert, verabschiedet sich der Screen in den Stand-by-Modus und wird zum digitalen Bilderrahmen. Dort können persönliche Fotoalben genauso angezeigt werden (sofern man sie auf Amazon Photos abgelegt hat), wie eine Auswahl an Hintergründen – Landschaftsfotos, Gemälde oder abstrakte Objekte.
Praktisch ist, dass der Echo Hub einen Näherungssensor integriert hat. Auf diese Weise wechselt das Gerät automatisch vom Stand-by-Modus auf den Startbildschirm, sobald man sich dem Bildschirm nähert.
Fazit
Wer in seinem Zuhause mehrere Smart-Home-Insellösungen hat und diese auf einer Plattform bündeln möchte, sollte den Amazon Echo Hub unbedingt in Betracht ziehen. Voraussetzung dafür ist, dass die bereits vorhandenen Geräte Alexa-fähig sind und sich in das Amazon-System integrieren lassen.
Dass der Akku-lose Echo Hub an einer Wand montiert oder per separat erhältlichem Ständer aufgestellt wird, macht ihn zu einem Gerät, dessen Zweck tatsächlich nur darin besteht, die einzelnen Smart-Home-Komponenten zu steuern. Dazu trägt auch die darauf ausgerichtete Benutzeroberfläche bei.
Auch wenn das Alexa-Device nicht perfekt ist, ist für mich der Echo Hub genau das, was ich schon länger gesucht habe. Umfunktionierte Tablets, Open-Source-Hubs oder die Geräte anderer Hersteller haben mich als Smart-Home-Zentralen bislang immer enttäuscht. Der Echo Hub von Amazon kommt einer Gesamtlösung am nächsten.
Allzu günstig ist das Gerät jedoch nicht. Zu haben ist der Echo Hub auf Amazon aktuell für rund 202 Euro. Wer sich unsicher ist, kann auf den nächsten Prime Day warten, wo der Echo Hub voraussichtlich zu einem deutlich günstigeren Preis erhältlich sein wird.
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