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Samsung Galaxy Watch 5 Pro im Test: Smart, fit und schick

Samsung liebt es, seine Geräte mit Features vollzupacken. Das ist bei Smartphones so, bei Smart-TVs und auch bei Smartwatches.

Das beste Beispiel dafür ist die neue Galaxy-Watch-5-Serie. Das Premium-Modell, mit nochmal mehr Features, ist die Watch 5 Pro (469 Euro normal, 519 Euro mit LTE). Ich habe sie getestet.

Dick aber schick

Die Watch 5 Pro gibt es in Grau oder Schwarz – ich habe die schwarze Variante getestet. Abgesehen von der Farbe sind sie baugleich. Die Smartwatch hat ein Titangehäuse. Deshalb wiegt sie trotz 45mm-Gehäuse und 590mAh-Akku moderate 46,5 Gramm. Zum Vergleich: Eine Garmin Fenix 7S mit 42mm-Gehäuse wiegt 63 Gramm.

Die Watch 5 Pro sieht sehr elegant aus, im Gegensatz zu vielen smarten Sportuhren. Es gibt keine störenden Spaltmaße und die Farbe des Gummiarmbands trifft fast perfekt die Farbe des Titangehäuses.

Von der Seite betrachtet, wird das dunkle Geheimnis der Watch 5 Pro sichtbar: 15mm Dicke. Um kleine Armgelenke wirkt sie wie ein Brocken, bei größeren Handgelenken fällt es nur störend auf, wenn man gezielt darauf achtet. Ein Problem könnte es mit der Garderobe geben: Da die Smartwatch so dick ist, bleiben eher eng geschnittene Ärmel von Mänteln und Jacken daran hängen.

Und es wird ab und zu vorkommen, dass man mit der Watch 5 Pro an Ecken anstößt, weil man nicht gewohnt ist, dass der Arm 15mm dicker als sonst ist. Die robuste Bauweise steckt das allerdings weg und die erhobene Lünette verhindert, dass das Display direkt getroffen wird.

Komfort

Trotz der Dicke lässt sich die Smartwatch recht bequem tragen, was auch am guten Gummiband liegt. Überraschenderweise hat sie mich selbst nachts beim Schlafen nicht gestört.

Bequem ist zudem der magnetische Verschluss. Er ist stufenlos einstellbar, wodurch die persönliche Wunschlänge des Armbands gefunden werden kann. Allerdings muss man zur Längenverstellung die Uhr abnehmen, ein Schnapperl in die Höhe drücken, die Länge justieren, Schnapperl zumachen und die Uhr wieder anlegen.

Wenn man zum Beispiel beim Krafttraining Handschuhe mit Gelenkschutz trägt oder an beiden Armen Schweißbänder, wird man die Uhr am Arm weiter nach oben schieben. Dazu wird man dann aber vermutlich die Länge verstellen müssen, was das oben genannte Prozedere erfordert.

Wer lieber ein anderes Armband nutzen will, kann das natürlich machen. Es passen 20mm-Armbänder mit dem üblichen Schnellverschluss.

Bedienung

Das Display der Watch 5 Pro 2 ist sehr gut ablesbar, auch bei direkter Sonneneinstrahlung. Die Uhr wird per Touchscreen und 2 Tasten an der rechten Seite bedient. Linkhänder*innen können die Orientierung der Anzeige ändern. Sie dreht sich um 180 Grad. Die Uhr kann so am rechten Arm getragen werden, sodass die Tasten nach vorne ausgerichtet sind.

Zusätzlich zu den normalen Wischgesten kann mit dem Finger an der Lünette entlang gefahren werden. Damit wird die drehbare Lünette der früheren Samsung-Smartwatches simuliert. Für mich ist das ein schlechter Ersatz. Nicht nur, weil ich die drehbare Lünette mochte, sondern auch weil die Ersatzfunktion bei der Watch 5 Pro für mich zu ungenau ist. Sie muss aber nicht verwendet werden, alles geht mit den üblichen Wischgesten auch.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist der initiale Berührungsschutz. Ist die Uhr im Always-On-Modus, muss man den Touchscreen einmal berühren, um ihn zu beenden, bevor die nächste Berührung tatsächlich ausgeführt wird. Das macht Sinn wenn man das weiß. Allerdings ist die Always-On-Funktion bei manchen Watchfaces nur geringfügig dunkler als die normale Ansicht, weshalb man manchmal nicht sieht, ob die Uhr jetzt schon bereit für die Eingabe ist. Dann wischt man etwa drauf herum und wundert sich, wieso die Eingaben nicht umgesetzt werden.

Diese Situation kommt nicht vor, wenn man den Arm anhebt oder das Handgelenk schnell genug zu sich dreht. Die Watch 5 Pro erkennt diese Bewegung und wechselt automatisch vom Always-On-Modus zum regulären Modus.

Bloatware – jetzt auch am Handgelenk

Samsungs löbliche Einstellung, alles mit Features vollzupacken, mündet darin, dass man bei der Watch 5 Pro erst einmal aufräumen muss. Wischt man von rechts nach links, sind hier die Kacheln – das Smartwatch-Gegenstück zu Widgets am Android-Handy. Die Kachel-Plätze sind vollgeräumt, hier muss man sich mal Zeit nehmen zum Aus- und Neusortieren.

Bei den Apps, die durch ein Wischen von unten nach oben angezeigt werden, ist es noch schlimmer. Hier findet man unter anderen Samsungs Global Goals (eine Spendensammel-App), Buds Controller (geht nur in Verbindung mit Samsung Buds-Kopfhörern) und Microsoft Outlook (selbst wenn man die App am Handy nicht installiert hat).

Auch hier kann man deinstallieren und neu sortieren. Trotzdem ärgert es mich, dass etwa die Countdown- und Stoppuhr-App hier irgendwo in der Liste nach Bloatware-ähnlichen Apps verräumt sind und es für die nicht mal Kacheln gibt. Man sollte meinen, dass bei einer Uhr Uhrenfunktionen mehr Priorität haben.

Immerhin können die Kacheln, Apps und auch die Schnelleinstellungen (von oben nach unten wischen) bequem in der Samsung Galaxy Wearable-App am Smartphone neu angeordnet werden. Mit einer Ausnahme: Apps lassen sich nur direkt auf der Uhr deinstallieren.

Vorbildlich ist die Auswahl der bereits verfügbaren Watchfaces, die sich fast alle anpassen lassen. Das geht über die Farbe, Schrift- bzw. Zeigerart, bis zu den 5 Komplikationen (Zusatzelemente), die gewählt werden können. Auch hierfür gibt es einen große Auswahl, von Puls über UV-Wert bis zu Shortcuts von gewünschten Apps. Kleines Ärgernis: Die Notifications werden bei den Watchfaces nur als Punkt angezeigt, und nicht als Icon. Ich würde gerne wissen wo die Notification her kommt, bevor ich mich bemühe auf der Uhr von links nach rechts zu wischen, um diese anzeigen zu lassen. Sollte es eine Nachricht sein, kann man diese auch direkt auf der Uhr beantworten, per Mini-Tastatur oder Spracheingabe. Stichwort Spracheingabe: Google Assistent und Samsungs Bixby werden unterstützt.

Gleiches Recht für alle: Auch der Knopfzuknöpfer ist kopflos

EKG und Blutdruckmessen nur mit Galaxy-Phones

Da die Watch 5 Pro als Betriebssystem Wear OS nutzt, gibt es eine große Auswahl an zusätzlichen Apps, die installiert werden können. Die gibt es ganz normal im Play Store zu finden. Und weil sie eben mit Wear OS läuft, kann man mit der LTE-Version zB. auch ohne Smartphone unterwegs Spotify streamen. Die normale Version kann auch als Musikplayer genutzt werden: Vom Smartphone aus lassen sich MP3s übertragen – 7 GB stehen hierfür zur Verfügung. Die Bluetooth-Kopfhörer zur Wiedergabe werden dann direkt mit der Uhr verbunden.

Einige der Features der Watch 5 Pro können aber nur mit Samsung-Galaxy-Smartphones genutzt werden. Das sind der Blutdruck und das EKG. Für die Funktionen muss man auch zusätzlich eine App installieren, weil sie nicht Teil der „Samsung Health“-App sind. Die Extra-App heißt „Samsung Health Monitor“.

Für das Blutdruckmessen muss die Uhr vorher mit einem Blutdruckmessgerät kalibriert werden. Dennoch weichen die Ergebnisse ab. Hier sind 3 Messungen, die jeweils 15 Minuten auseinanderliegen:

Messung 1:
Blutdruckmessgerät: 118/73, Puls 56
Watch 5 Pro: 119/83, Puls 57

Messung 2:
Blutdruckmessgerät: 112/74, Puls 56
Watch 5 Pro: 116/80, Puls 54

Messung 3:
Blutdruckmessgerät: 114/73, Puls 60
Watch 5 Pro: 118/81, Puls 59

Bei Biometriewerten von Wearables sollte man prinzipiell skeptisch sein, da diese nie ein medizinisches Gerät ersetzen können. Aber immerhin waren die Werte der Watch 5 Pro nicht allzu weit daneben – dafür, dass sie einfach nur am Handgelenk misst, ohne umständliche Manschette. Auch der Trend stimmt. Messung 1 war bei Watch 5 Pro und Blutdruckmessgerät am höchsten, Messung 3 war in der Mitte und bei Messung 2 waren die Werte am niedrigsten.

Beim EKG wird ein Finger auf die Home-Taste der Uhr gelegt. Das Ergebnis zeigt an, ob im Sinusrhythmus ein Anzeichen für Vorhofflimmern erkannt wird. Auch hier gilt: Vorsicht mit medizinischen Daten von Wearables. Sollte die Uhr aber Alarm schlagen, ist es ratsam, dies von einem Arzt überprüfen zu lassen.

Körperzusammensetzung und nervöser Pinguin

Wie die Watch 4, kann auch die Watch 5 Pro die Körperzusammensetzung messen. Das geht auch mit anderen Android-Handys und ist nicht Galaxy-Exklusiv. Dazu muss man die Arme anheben (die Achseln dürfen sich nicht berühren) und mit Mittel- und Ringfinger der freien Hand die Tasten der Uhr berühren, ohne, dass sich dabei die Hände berühren. Auch hier gilt: Als Richtwert ok, aber trotzdem zu hinterfragen. Angezeigt werden Skelettmuskel, Fettmasse, Körperfett, BMI und Körperwasser. Das aktuelle Körpergewicht für die Berechnungen muss man selbst eingeben vor der Messung, da die Werte sonst falsch sind.

Die Watch 5 Pro hat einen Schlaftracker, der auch den Blutsauerstoff misst und ob man schnarcht. Außerdem kann das Schlafcoaching aktiviert werden. Basierend auf den Messwerten sagt dieser zuerst, was man für ein Tier ist. Ich bin ein nervöser Pinguin. Danach kommen wöchentlich Tipps, um besser zu schlafen. Die ersten 2 Wochen waren allerdings nur No-na-ned-Tipps wie: „Keine Nickerchen machen“.

Sport-Tracking

Wie gewohnt gibt es eine große Auswahl an Sportarten, die spezifisch getrackt werden können. Am häufigsten werden wohl Laufen, Schwimmen (nicht geeignet für Turmspringen, Sporttauchen, Wasserski) und Radfahren zur Anwendung kommen. Für Laufanfänger*innen gibt es den Laufcoach, der etwa durch Aufwärmen Verletzungen verhindern soll.

Auch das Sortiment an Indoor-Sportaktivitäten ist groß, über Ellipsentrainer bis hin zu Kraftmaschinen. Es sind zudem viele Einzelübungen enthalten, wie etwa Kniebeugen oder Bergsteiger. Hierfür gibt es passende Ansagen und Bilder auf der Uhr, was bei der richtigen Ausführung helfen soll.

Wer keine Lust hat das Training zu starten oder einfach mal spontan losläuft, kann die automatische Workout-Erkennung in den Einstellungen aktivieren. Sie erkennt Gehen/Laufen, Ellipsentrainer, Rudermaschine, Schwimmen und Dynamisches Workout. Letzteres ist wohl für Zirkeltraining und Crossfit-ähnliche Workouts gedacht.

Das Erkennen der Workouts ist relativ verlässlich und startet mit weniger Verzögerung als bei anderen Smartwatches. Dafür braucht das GPS beim Starten von Laufen oder Radeln manchmal etwas länger, besonders in dicht verbauten Straßen. Abseits von Häuserschluchten geht es flott genug – und läuft das GPS mal, ist die Aufzeichnung stabil.

Routenführung

Ein neues Feature bei der Watch 5 Pro ist die Routenführung. Das ist üblicherweise ein Erkennungsmerkmal von „echten“ smarten Sportuhren. Bei der Watch 5 Pro ist es nur für Wandern und Fahrradfahren gedacht – wer gerne abseits gewohnter Runden läuft, muss den Wandermodus wählen.

Um die Routenführung zu nutzen gibt es 2 Möglichkeiten: 1) Die Route wird im gängigen GPX-Format heruntergeladen. In vielen Fällen kosten GPX-Routen Geld bzw. die Tools, um solche zu erstellen. Es gibt auch Gratisangebote, aber die muss man erst mal finden, bzw. funktionieren nicht so gut, wie sie sollten.

2) Man geht oder fährt die Route selbst mit der Watch 5 Pro ab und zeichnet diese als sportliche Aktivität - Wandern oder Fahrradfahren - auf. Die Aktivität kann dann als GPX-Datei exportiert werden. Diese Datei muss dann wieder geöffnet werden, um sie für die Routenführung zu importieren.

Ist die GPX-Route gestartet, kann die Turn-by-Turn-Navigation an der Uhr genutzt werden. Ist die Route keine Runde oder will man schon früher umkehren, kann man bei der Routenführung von rechts nach links wischen und Rückweg aktivieren. Dann wird man, vom aktuellen Standort aus, wieder zurück zum Start der Route gelotst.

Die Rückwegoption gibt es auch, wenn man ohne GPX-Route ein Wandern- oder Fahrrad-Workout startet. Das ist sinnvoll, und beruhigt etwas, wenn man auf unbekannten Wanderrouten unterwegs ist, die schlecht ausgeschildert sind. Warum Läufer*innen und Fußgänger*innen die Rückwegoption nicht haben, ist unlogisch. Die müssen Google Maps bemühen (ist vorinstalliert) und dort den Wunschort eingeben.

Akkulaufzeit

Samsung verspricht mit der Watch 5 Pro eine Akkulaufzeit von bis zu 80 Stunden. Die erreicht man aber nur, wenn man so ziemlich alles ausschaltet, was man eigentlich nutzen will: GPS, Always-On-Display, Schlaftracking, usw.

Mit all diesen Funktionen aktiviert, komme ich auf 2 Tage und eine Nacht, bevor die Watch 5 Pro dringend geladen werden muss. Mit Workouts die GPS nutzen, wird es gegen Ende des zweiten Tags schon knapp.

Für permanent aktives GPS, wie etwa beim Radeln oder Wandern, gibt Samsung die Laufzeit mit bis zu 20 Stunden an. Das klingt wenig, ist aber realistisch. Vor einer Tour sollte man also sichergehen, dass die Watch 5 Pro voll aufgeladen ist.

Fazit

Die Galaxy Watch 5 Pro ist die derzeit beste Smartwatch mit Wear OS. Das liegt an der hohen Verarbeitungsqualität und den vielen Sport- und Health-Funktionen. Dass sie jetzt auch GPX-Routen beherrscht, macht sie zu einer interessanten und günstigen Alternative zu smarten Sportuhren, wie etwa von Garmin und Suunto – zumindest für Gelegenheits-Sportler*innen. Wer den Großteil der Freizeit wandernd oder Touren fahrend verbringt, hat ziemlich sicher bereits eine Uhr der oben genannten Hersteller und wird nicht Ökosystem wechseln wollen.

Dafür sind diese Sportuhren aber meist so sportlich, dass sie bei den smarten Funktionen nicht ganz mithalten können und oft optisch zu sehr den robusten Outdoor-Aspekt betonen. Die Watch 5 Pro fühlt sich hingegen sehr wohl in der Rolle der alltagstauglichen Alleskönnerin, die sich ab und zu in die Wildnis wagt.

 

Die Samsung Galaxy Watch 5 Pro ist ua. erhältlich im Web-Store von Samsung und bei Amazon.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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