Samsung Galaxy Z Flip6 im Test: Endlich gut, noch nicht alltagstauglich
Es ist nun das 3. Falthandy aus Samsungs Galaxy Z Flip-Reihe, das ich teste. Mit dem neuesten Modell, dem Samsung Galaxy Z Flip6, kann ich mich bisher am besten anfreunden. Einige meiner ursprünglichen Kritikpunkte wurden bei der neuesten Version zumindest verbessert.
Insgesamt 6 Wochen lang war das Handy mein ständiger Begleiter. Dabei konnten vor allem das fantastische Display, der praktische Außenscreen, die endlich gute Kamera und der kompakte Formfaktor überzeugen. Nach wie vor ist aber nicht alles perfekt.
Klappmechanismus
Es scheint in der Vergangenheit zu liegen, dass Foldables eine unangenehme und unpraktische Lücke haben, weil das Smartphone nicht komplett schließt. Beim Flip6 gibt es dazu wenig zu beanstanden. Das Smartphone schließt perfekt ab und wirkt durch seine klaren Kanten fast noch ein bisschen cleaner als sein rundlicher Vorgänger.
Der Mechanismus ist robust und lässt mich hoffen, dass er lange halten wird. Wie schon beim Vorgänger kommt das zugunsten der Handhabung. Weiterhin lässt sich das Handy nicht mit einer Hand aufklappen, weil der Widerstand zu groß ist. Das scheint zunächst nebensächlich zu sein, ich kam allerdings häufiger in die Situation, schnell ein Ticket vorzeigen zu müssen, während ich in der anderen Hand einen Kaffee hatte. Wie ich das Handy dann aufzuklappen versuchte, würde ich vorsichtig als unwürdig bezeichnen. Aber man kann wohl nicht robust und praktisch haben.
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Haupt- und Cover-Display
Beim Cover-Display ist sich Samsung treu geblieben. An Größe und Auflösung hat sich nichts geändert (3,4 Zoll). Ich habe weiterhin ein ambivalentes Verhältnis zu diesem Display. Einerseits kann ich schnell auf die Mediensteuerung zugreifen, neue Nachrichten überfliegen und einige Widgets bedienen.
Weiterhin kann aber nur eine sehr begrenzte Anzahl an Widgets verwendet werden, wie das Diktiergerät, Fotogalerie, Health, Kalender, Smart Things, Telefon, Taschenrechner, Uhr und das Wetter. An sich braucht man auch nicht sehr viel mehr Funktionen auf dem kleinen Display – ich hätte aber einfach gern die Freiheit, das selbst zu gestalten.
Man kann, ohne das Gerät aufklappen zu müssen, auf Nachrichten antworten, was ich sehr praktisch finde. Zumindest kurze Antworten lassen sich auf dem Display formulieren – aber nur, wenn man so winzige Hände hat, wie ich. Mit großen Fingern braucht man gar nicht erst versuchen, die richtigen Tasten zu treffen.
Das Hauptdisplay ist wie beim Vorgänger fantastisch, mit satten Farben und flüssiger Navigation. Es ist auch in der Sonne hell genug. Viele Personen, denen man das Gerät erstmals gibt, achten sofort auf die sicht- und spürbare Faltlinie im Display. „Das sieht man aber schon“ und „Das würde mich stören“, heißt es dann. Das ist fair, mich stört es aber überhaupt nicht. Nicht nur das – wenn mich nicht ständig jemand darauf hinweisen würde, würde ich vergessen, dass sie da ist. Ich behaupte, dass viele nach einer kurzen Übergangszeit ebenfalls einfach vergessen, dass das Display nicht perfekt glatt ist.
Was ich aber an dieser Stelle anmerken muss, ist die unklare Haltbarkeit des Displays. Beim Vorgängermodell Flip5 zeigen sich nach etwa 10 Monaten konstanter Nutzung an der Faltlinie Fehler. Einerseits treten schwarze Stellen am Display auf, es gibt aber auch unregelmäßig auftretende fehlerhafte Pixelreihen. Das bleibt ein Problem von Foldables und es wird Zeit, dass diese Kinderkrankheiten behoben werden.
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Design
Wenn man ein Lifestyle-Handy auf den Markt bringt, ist Design alles. Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass mir das Flip5 optisch nicht so gut gefallen hat. Das ist natürlich reine Geschmacksache, doch mir sagt das Flip6 deutlich mehr zu.
Die matte Oberfläche fühlt sich angenehm und hochwertig an, sieht modern aus und man sieht keine Fingerabdrücke. So kommen die Farben, von denen es mit 7 wieder reichlich gibt, wirklich schön zur Geltung. Samsung hat sich für eine fröhliche, sommerliche Pastell-Palette entschieden, die gut im Trend liegt.
Ich hatte beim Flip5 kritisiert, dass diese durchaus schönen Farben leider kaum sichtbar sind, da man das Handy meist zugeklappt hat und damit nur ein schwarzer Display-Klotz auf dem Tisch liegt. Das hat Samsung mit einem ganz einfachen Kniff gelöst: Der Rahmen um das Display und um die Hauptkamera ist in der jeweiligen Farbe gestaltet. Das setzt kleine Farbakzente und dadurch sieht das Smartphone insgesamt auch zugeklappt sofort cooler aus.
Kamera
Ich finde es fast unangebracht, Samsung dafür zu loben, endlich eine ordentliche Kamera in ein 1.200-Euro-Smartphone einzubauen. Die 12-MP-Hauptkamera des Flip5 wurde durch eine 50-MP-Linse ersetzt. Die Ultraweitwinkelkamera hat nach wie vor 12 MP.
Das macht sich in der Bildqualität bemerkbar. Die Bilder sind schärfer und sehen sehr gut auf kleinen Screens aus. Probleme hat die Kamera aber, wenn es zu hell ist. Dann werden weiße Flächen schnell überbelichtet, was die Fotos unangenehm grell erscheinen lässt. Sieht man genauer hin, offenbart sich eine generelle Unschärfe. Beeindruckt bin ich von der Leistung nicht, aber es ist trotzdem ein deutlicher Schritt nach vorne.
Porträts gelingen einigermaßen, aber wirklich glücklich werde ich wohl mit künstlicher Tiefenunschärfe weiterhin nicht. Häufig wirkt das Bild, als wäre die Kamera um das Motiv herum verschmiert.
Im Vergleich zu meinem Pixel 7 zeigt sich, dass das Flip6 auch bei schlechteren Lichtverhältnissen Probleme hat. Eine Flaggschiff-Kamera ist das nicht – aber kombiniert mit der Samsung-Software gelingen schöne Aufnahmen, die erst auf einem großen Bildschirm ihre Schwächen zeigen.
Bei der Selfie-Kamera blieb man weiterhin nur 10 MP. Das ist aber zu verschmerzen, da man einfach die Hauptkamera über das Frontdisplay für Selfies nutzen kann – die Athletinnen und Athleten mussten bei den Olympischen Spielen ja immer sehr prominent demonstrieren, wie das funktioniert. Samsung war nicht nur Sponsor des Sportevents, sondern brachte auch eine eigene gold-schwarze Olympia-Edition des Handys heraus.
Da man das Handy durch den Klappmechanismus aufstellen kann, braucht man für Selfies oder Gruppenbilder auch kein Stativ. Warum man mit diesem Gerät mit der Frontkamera Selfies machen sollte, erschließt sich mir nicht.
Performance und Akku
Was negativ auffällt, ist die Hitzeentwicklung. Das Gerät wird beim Laden, insbesondere aber beim Fotografieren ungewöhnlich heiß. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann sich langfristig nicht gut auf die Performance auswirken. Macht man viele Fotos hintereinander, zum Beispiel auf einer Veranstaltung, glüht die obere Displayhälfte, auf der die Kamera sitzt, förmlich. Hier sollte Samsung zumindest versuchen, mit einem Softwareupdate nachzubessern.
Auch bei intensiver Nutzung hält der Akku einen Tag. Verwendet man häufiger das Cover-Display, verlängert das die Laufzeit nochmals. Der Akku hat mehr Kapazität als jener des Flip5 und das macht sich bemerkbar. Ich hatte zu keiner Zeit Bedenken, das Gerät würde mich unterwegs im Stich lassen.
Ein kleiner Kritikpunkt hat mich selbst überrascht: Der Fingerabdrucksensor funktioniert nicht mehr so zuverlässig wie zuvor. Ob das an mir liegt oder am Gerät kann ich nicht sagen, bisher war ich aber immer von der Samsung-Technik beeindruckt. Beim Flip6 brauche ich häufiger mal 2 Versuche, bis der Scanner mich erkennt - das kenne ich so von Samsung nicht.
Technische Daten
- Maße und Gewicht: 165,1 × 71,9 × 6,9 mm (aufgeklappt); 85,1 x 71,9 x 14,9 mm (zugeklappt) 187 Gramm
- Display (innen): 6,7 Zoll, AMOLED, 120 Hz (adaptiv), 1.080 x 2.640 Pixel, 22:9; Infinity Flex Display
- Display (außen): 3,4 Zoll; Super AMOLED, 60 Hz, 720 x 748 Pixel (306 ppi)
- Kamera:
- 50 MP Hauptkamera: f/1.8, 1µm, Dal Pixel AF, OIS, FOV: 85°
- 12 MP Ultra-Weitwinkel: f/2.2, 1.12µm, FOV: 123°
- Video: UHD@60fps
- Selfie-Kamera: 10 MP, f/2.2, 1.22µm, FOV: 85°
- Prozessor: Snapdragon 8 Gen 3 Mobile Platform for Galaxy
- Speicher: 12 GB RAM; 512 GB/256 GB interner Speicher
- Akku: 4.000 mAh; max. 25-Watt-Charging, Fast Wireless Charging 2.0, Wireless PowerShare
- Software: Android 14, mindestens 7 Jahre Sicherheits- und Betriebssystem-Updates
- Sonstiges: 5G, 1 Nano SIM & Multi eSIM, NFC, WLAN 802.11 a/b/g/n/ac/6e, Bluetooth 5.3, Wasserschutz gemäß IP48; kein Kopfhöreranschluss
- Farben: Silver Shadow, Yellow, Blue, Mint, Craft Black, Purity White, Wonder Peach
- Preis: ab 1.199 Euro (UVP), gesehen ab 449 Euro
Preis
Wie beim Vorgänger Flip5 verlangt Samsung für das neue Flip6 einen hohen Startpreis von 1.199 Euro für 256 GB (1.209,07 Euro bei Amazon) bzw. 1.319 Euro für 512 GB (1.330,08 Euro bei Amazon). Für den Vorgänger war das für mich nicht zu rechtfertigen, obwohl der Vergleich mit herkömmlichen Smartphones hinkt – schließlich bekommt man ein Foldable. Trotzdem ist das viel Geld für ein Handy. Mit dem Galaxy Z Flip6 sehe ich aber erstmals ein, dass das Gerät seinen Preis wert sein kann.
Fazit
Mit jedem Flip-Modell, das Samsung auf den Markt bringt, nähern wir uns an. Die Kamera ist besser geworden, das Design schöner und der Akku hält länger. Den behäbigen Klappmechanismus muss ich zugunsten der Haltbarkeit akzeptieren. Und dass Samsung auf dem Frontdisplay nur ausgewählte Widgets zulässt, wohl auch.
Will man ein cooles Lifestyle-Produkt, mit dem man garantiert auffällt? Gefällt einem der handliche Formfaktor, mit dem das Handy praktisch in jede Tasche passt? Ist der sicht- und spürbare Knick in der Mitte des aufgeklappten Geräts ein Problem? Solche Fragen muss man sich stellen und je nachdem, wie die Antwort ausfällt, kann man seine Freude mit dem Gerät haben oder nicht.
Obwohl das Samsung Galaxy Flip6 mir wirklich ans Herz gewachsen ist und ich es gerne benutze, wäre es mir persönlich das Geld nicht wert. Die Kamera könnte noch besser sein und ich muss in stressigen Situationen schneller und einhändig an Apps, Tickets und QR-Codes auf meinem Handy kommen.
Jeder Person, die sich ein Foldable wünscht, kann ich das Samsung Galaxy Z Flip6 aber ans Herz legen. Normalerweise würde ich empfehlen, zum günstigeren Vorgängermodell zu greifen, wenn man den hohen Preis nicht bezahlen will. Aber in diesem Fall greift man dabei zu einem merklich schlechteren Gerät, das bei Amazon immer noch um die 800 Euro kostet (z. B. hier für 818,94 Euro). Alternativ ist das Samsung Galaxy Z Flip4 ab 535 Euro bei Amazon zu haben, das Motorola Razr 40 Ultra kostet noch 749,10 Euro (Amazon).
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