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Samsung Galaxy Z Flip5 im Test: Ein Lifestyle-Handy für reiche Kids

Für Selfies die Hauptkamera zu verwenden, ist schon sehr praktisch

Eines muss man Samsung lassen – ihre omnipräsente Werbung für die neuen Flip- und Fold-Handys zeigt Wirkung. Noch nie wurde ich in der Häufigkeit von Fremden auf mein Smartphone angesprochen oder zumindest beäugt (im besten Falle waren die Blicke neugierig), wie in den vergangenen Wochen, in denen ich das Samsung Galaxy Z Flip5 getestet habe. Der „Schminkspiegel“, wie meine Freund*innen das Gerät liebevoll nennen, ist definitiv ein Hingucker.

Das passt auch zum Image, das sich Samsung für das Handy wünscht: Es soll ein Lifestyle-Produkt sein (für reiche Kids). Das war bei den Vorgängern schon so und daran hat sich auch nichts geändert. Immerhin wurde aber deutlich an der Hardware nachgebessert. Nicht so, dass es den Flaggschiff-Preis rechtfertigen würde, aber der Wille war da.

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Pro & Contra

Pro

  • Sehr guter Klappmechanismus: Es gibt keine Lücke mehr, wenn man das Display zugeklappt hat
  • Kompaktes, praktisches Format: Man sollte nicht unterschätzen, wie gut es sich auch in kleinen Taschen verstauen lässt
  • Helles, klares Display: Die 1.750 Nits machen sich bemerkbar
  • Frontdisplay ist für Selfies wirklich nützlich

Contra

  • Zu hoher Preis: Mit mindestens 1.199 Euro ist das Handy sehr teuer, verglichen mit "normalen" Smartphones. Der Preis dürfte aber schnell fallen 
  • Geringe Akkulaufzeit: Der 3.700-mAh-Akku schafft es, wegen dem Frontdisplay, kaum über den Tag - das war beim Vorgänger besser
  • Mittelmäßige Kamera: Für den stolzen Preis eines Lifestyle-Produkts sollte die Kamera zumindest gut und nicht alt sein
  • Design: Durch das große Coverdisplay sieht man statt der hübschen Gehäusefarbe nur einen schwarzen Klotz, wenn das Handy am Tisch liegt

Großes Coverdisplay bringt Freud und Leid

Die wahrscheinlich auffälligste Änderung ist das vergrößerte Coverdisplay, das sogenannte "Flex Window", also das Display auf der Rückseite des Smartphones. Das erstreckt sich jetzt fast über die komplette obere Hälfte des zusammengeklappten Handys. Hier können verschiedene Widgets wie Kalender, Mediensteuerung, Kamera, Timer, Wetter, Alarm und Anrufe platziert werden.

Wie schon beim Vorgänger werden viele Inhalte nicht optimiert dargestellt – allen voran WhatsApp oder Signal. Von den Apps, die ich installiert habe, werden nur YouTube, Google Maps und Messages einigermaßen korrekt angezeigt. Voraussetzung ist, dass man in den Einstellungen zuvor nicht optimierte Apps zulässt.

Wie auf einem Sperrbildschirm werden Notifications als kleine Kacheln angezeigt. Das ist praktisch, um einen Überblick zu bewahren. Will man aber antworten, muss man das Gerät aufklappen. Man kann mit zusätzlichen Apps eigene Widgets kreieren und Anwendungen, die eigentlich nicht optimiert sind, aufs kleine Display bringen. Unter "Flex" stelle ich mir aber ehrlicherweise etwas weniger Unflexibles vor. 

Natürlich ist das Display vor allem dafür da, um damit Selfies mit der Hauptkamera zu machen. Die sitzt direkt über dem Display, das bei der Aufnahme als Spiegel verwendet werden kann. Für mich ist das wirklich der einzige Punkt, warum sich das größere Display des Flip5 gegenüber dem kleineren des Flip4 lohnt.

Hübsches Design für wenige Funktionen geopfert

Ich nutze das Frontdisplay nicht mehr oder weniger als beim Flip4. Ich nehme einen Anruf an, schlage auf den Wecker, sortiere meine Benachrichtigungen und skippe einen Song. Viele Apps, die ich regelmäßig nutze, finden dort keinen Platz.

Wer sich komplett im Samsung Ökosystem bewegt und hauseigene Apps wie Health nutzt, wird besser von den Widgets Gebrauch machen können. Am Bildschirm erhält man etwa einen guten Überblick über die tägliche Schrittzahl. Was mir am Flip4 so gut gefiel - dass ich durch aktives Zuklappen auch die Aufmerksamkeit vom Handy weg ging, bis man es wieder aufklappt - wird damit abgeschwächt.

Links das Flip4, rechts das Flip5

Schade ist auch, dass das durchaus schöne Design des Flip4 für das größere Display geopfert wurde. Lachte mich im vergangenen Jahr noch ein angenehmes Pastell-Lila an, bekomme ich heuer das erfrischende Mintgrün meines Geräts kaum zu sehen. Stattdessen liegt ein schwarzer Klotz auf dem Tisch, der durch die Glasoberflächen noch dazu voller Fingerabdrücke ist. Die 8(!) Farben (Mint, Graphite, Cream, Lavender, Grey, Blue, Green, Yellow) sind eigentlich hübsch, aber eben nie sichtbar. Auch wenn man es in der Hand hat, hält man es eben dort, wo die Farbe zu sehen ist. 

Besseres Klappen - mit Nachteilen

Was mir sehr gut gefällt, ist der verbesserte Klappmechanismus. Der Aluminium-Rahmen weist jetzt keine Lücke mehr auf, sondern schließen bündig ab. Das sieht sofort eleganter aus und man hat das Gefühl, das Display ist besser geschützt. Das Auf- und Zuklappen wirkt sehr robust.

Allerdings ist die Delle im Display, die durch das Klappen entsteht, dadurch ein klein wenig größer und markanter geworden. Dabei ist beim Wischen über den Bildschirm manchmal ein unangenehmer Widerstand spürbar. Zudem hat mein Testgerät sehr scharfe Scharniere, auch das hat sich im Vergleich zum Flip4 verschlechtert. Wie das sein kann, ist mir ein absolutes Rätsel. Fährt man seitlich mit dem Daumen darüber, bleibt man richtig daran hängen.

Links das Flip4, rechts das neue Flip5 - der Unterschied ist deutlich

Großartiges Display

Aufgeklappt ist das sehr gute AMOLED-Display 6,7 Zoll groß, mit einer Auflösung von 2.640 x 1.080 Pixel. Die adaptive Bildwiederholrate von 120 Hz lässt alles sehr flüssig aussehen. Was mir allerdings auffällt: Die Farbdarstellung ist mitunter merkwürdig. Ich habe den „natürlichen“ Anzeigemodus gewählt, der weniger saturiert ist. Der andere Anzeigemodus („lebendig“) kann adaptiv wärmer oder kälter gestellt werden, ist aber schreiend bunt, was mir zu anstrengend ist. 

Das Display ist bis auf einen wichtigen Punkt das Gleiche, wie beim Flip4 und Flip3: Die Helligkeit hat sich deutlich verbessert. Mit 1.600 Nits am Coverdisplay und 1.750 Nits beim Hauptdisplay lässt sich ein großer Unterschied erkennen, insbesondere in hellen Umgebungen.

Gleiche schlechte Kamera mit besserer Software

Bei Samsungs Marketingstrategie liegt erneut ein Fokus auf der Kamera des Geräts. Im vergangenen Jahr habe ich diese besonders kritisiert. Und auch dieses Jahr ärgere ich mich am meisten, dass einfach wieder die gleiche schäbige 12-MP-Linse verbaut wurde. Eine Weitwinkellinse ist auch dabei. Optischen Zoom gibt es nicht und der digitale ist wie sooft wenig überzeugend. 

Überraschenderweise ist die Qualität der Fotos trotzdem besser als beim Vorgänger. Sie wirken klarer und kontrastreicher. Samsung dürfte also bei der Software nachgebessert haben.

Das heißt nicht, dass die Qualität gut ist, aber man ärgert sich nicht mehr sofort über die schlechten Urlaubsfotos. Solange man sie sich nur auf einem Smartphone ansieht, ist das schon ok. Insbesondere Nachtaufnahmen kommen besser raus als im vergangenen Jahr. 

Performance und Preis

Bei neuen Handys fällt einem inzwischen nur noch dann etwas an der Performance auf, wenn sie schlecht ist. Beim Galaxy Z Flip5 fällt sie nicht auf, was dem neuen Qualcomm Snapdragon 8 der 2. Generation zu verdanken ist. Der steckt ebenfalls im S23 und holt auch beim Spielen gute Leistung aus dem Handy heraus. Dafür hat Samsung einen eigenen Gaming-Booster integriert. Der soll bei Spielen für mehr Leistung sorgen.

Was auffällt, ist die deutlich kürzere Akkulaufzeit gegenüber dem Flip4. Beide haben einen 3.700-mAh-Akku. Das Flip5 hat es bei mir aber nie über einen Tag geschafft, während das Flip4 locker 1,5 Tage durchhielt. Klar, das Frontdisplay kann mehr und ist größer, aber es hat vor allem eine fixe Bildrate von 60 fps (720 x 748 Pixel). Braucht man die? Auf keinen Fall. Kaum jemand will sich auf diesem Display wirklich ein hochwertiges Video ansehen. Ja, das wechseln zwischen den Widgets ist sehr flüssig. Aber dafür so viel Akkulaufzeit zu opfern, ist das nicht wert.

Dass das Gerät teuer ist, das habe ich bereits gesagt. 1.199 Euro zahlt man für die 256-GB-Variante (gesehen bei Amazon um 1.007,40 Euro). Für 512 GB Speicher werden 1.319 Euro fällig (gesehen bei Amazon um 1.158,66 Euro). Auf die günstigste 128-GB-Variante (beim Flip4 noch 1.099 Euro) wurde verzichtet, dafür wurden die Preise insgesamt angehoben (1.159 bzw. 1.279 Euro kostete das Flip4 zum Start).

Fazit

Man liest den Frust vielleicht ein bisschen aus dem Review heraus. Ich wollte das Gerät eigentlich toll finden. Doch nach längerem Nutzen steige ich nun gern wieder auf mein "normales" Smartphone um. Ob es sein Geld wert ist, kann man objektiv schwer beurteilen: Ich würde die 1.200 Euro dafür nicht ausgeben, weil ich mir ein offenes Ökosystem, einigermaßen gute Akkulaufzeit und vor allem eine ausgezeichnete Kamera wünsche. Das habe ich hier nicht. 

Wer ohnehin immer eine Powerbank dabei hat, keinen Wert auf die beste und neuste Kamera legt und die Aufmerksamkeit der Umstehenden genießen will, hat da sicher eine andere Meinung. Direkte Konkurrenz kommt von Motorola, die im Juni mit einem ähnlichen Modell in der gleichen Preisklasse an den Markt gingen (razr40 für 1.210 bei Amazon). Hier ist der Prozessor schwächer, dafür sind der Akku und die Kamera zumindest auf dem Papier besser.

Tatsächlich überzeugend ist für mich der Klappmechanismus. Der wirkt, als könnte er zumindest 3 der 5 Jahre Updategarantie erleben, die man erfreulicherweise bekommt. Und das Klappen und das Lifestyle-Flair sind es ja auch, für die man so viel bezahlt. Aber das reicht mir nicht, um das Gerät wirklich empfehlen zu können, denn der Rest der Hardware wird schnell veraltet sein. Stattdessen kann man günstig das Flip4 kaufen, das gibt es inzwischen für 658 Euro auf Amazon.

Erfreulich ist, dass Samsung an seinem Weg festhält und sich jährlich immer ein bisschen verbessert. Wer weiß, vielleicht geht man mit dem Flip6 ein paar Schritte nach vorn? Wünschen würde ich es mir, allein für das praktische Puderdosen-Format, das einfach in jede Hosentasche passt.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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