Tineco Toasty One im Test: 340 Euro teurer Toaster mit Touchscreen
Seid ihr der Meinung: „Mit Touchscreen ist alles besser“? Lacht ihr über die Armut der Menschen, für die ein 80-Euro-Designer-Toaster Luxus ist? Dann seid ihr die Zielgruppe für den Tineco Toasty One.
Der chinesische Hersteller Tineco bezeichnet ihn als „smarten Toaster“ und knallt für die Bewerbung noch Phrasen wie „IntelliHeat-Toasting-Algorithmus“, „ergebnisorientiertes Toasten“ und „intelligente Infrarot-Technologie“ raus. Ich habe ihn einem Langzeittest unterzogen.
Touchscreen-Beule
Optisch ist der Toasty eigenwillig. Er sieht wie ein übergroßer Toaster aus, dem vorne noch eine Touchscreen-Beule verpasst wurde. Mit viel Fantasie sieht er wie ein abstrakter Roboterhund mit Taucherbrille aus – schade, dass man am Display keine Tieraugen anzeigen lassen kann.
Unauffällig und formschön ist er jedenfalls nicht. Dazu kommen die Maße von 32,2 x 20,4 x 20,5 cm. Man muss also auch mal Platz dafür in der Küche finden.
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Bröselige Angelegenheit
Wie der Langzeittest ergeben hat, ist es ziemlich schwierig, die Oberseite sauber zu halten. Das Chrom oben brennt schon nach kurzer Zeit ein und ist kaum noch sauber zu kriegen. In dem Spalt zwischen Chrom und weißem Gehäuse sammeln sich sehr leicht Brösel. Hier muss man regelmäßig den Toasty ausschütteln und mit einer dünnen Bürste oder einem Pinsel die hartnäckigen Brösel entfernen. Im Lieferumfang ist ein passender Pinsel enthalten.
Der Toasty hat unten eine herausnehmbare Bröselschale – darin sind üblicherweise am wenigsten Brösel im ganzen Gerät. In den 2 Toastschlitzen dafür umso mehr, die man ebenfalls herausschütteln oder mit einem langen Pinsel rauswischen muss.
Der Rest des Toastys ist dafür pflegeleicht. Das weiße Gehäuse und der Touchscreen lassen sich problemlos abwischen, wenn mal in der Küche was daneben geht.
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Bedienung per Touchscreen
Eingeschaltet wird der Toasty an einem Knopf an der Unterseite des Displays. Die restliche Bedienung erfolgt über den Touchscreen. Hier gibt es 2 Menüpunkte an der linken Seite: Intelligent und Manuell.
Intelligent ist das Highlight des Toasty. Hier wählt man aus, ob man ein oder 2 Scheiben Toast haben möchte und kann für jede einzeln, oder beide zusammen, den Bräunungsgrad per Schieberegler wählen. Am Display wird der Bräunungsgrad bildlich dargestellt, indem sich die Toastscheiben mitfärben.
Mitgedacht: Bedient man den Schieberegler für den zweiten Toastschlitz, sieht man an der Reglerskala eingeblendet, wie man den ersten eingestellt hat. Nicht mitgedacht: Hat man 2 Scheiben Toast gemacht und will danach noch eine dritte, kann man den rechten Toastschlitz nicht mehr abwählen. Man muss den Toaster aus- und wieder einschalten, damit man nur einen Schlitz verwenden kann. Oder man senkt den Bräunungsgrad des nicht benötigten Schlitzes auf 0.
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Manueller Modus hat Icons statt Regler
Im manuellen Modus ist die Bedienung nicht ganz so schlüssig. Hier gibt es 4 Icons für die Bräunungsstärke anstatt den Schieberegler. Außerdem kann man wählen, ob man frisches oder gefrorenes Gebäck toasten will. Rechts neben dem Umschalter für Frisch/Gefroren ist das Icon für Aufwärmen.
Die Oberfläche des Menüs des manuellen Modus – und dessen Name – ist verwirrend. Es sollte eher ein „Programm-Modus“ sein. Man wird diesen Modus aber ohnehin nicht verwenden, solange man nichts auftauen will. Und nachdem man das mal probiert hat, lässt man es ohnehin bleiben.
Breite Toastschlitze
Positiv ist, dass die Toastschlitze fast 3 Zentimeter breit sind. Da gehen sich auch die dicken Toastscheiben, selbstgeschnittenes Brot und Brioche und aufgeschnittene Bagels und Semmeln aus. Vorsicht bei den letzteren 2: Es ist nicht wählbar, dass nur von einer Seite getoastet wird.
Das Toastgut wird automatisch heruntergefahren und kommt nach dem Toasten auch langsam wieder rauf – also keine rausspringenden Brotscheiben, vor denen man sich fürchten muss. Bricht man über den Touchscreen den Toastvorgang vorzeitig ab, wird der Toast ebenfalls langsam rausgefahren.
Dass beide Toastschlitze nur gleichzeitig nach oben fahren, ist ein Designfehler. Wählt man unterschiedliche Bräunungsgrade, bleibt der Toast, der eigentlich schon fertig ist, zwischen den Heizelementen, bis auch der andere fertig ist. Je nachdem wie stark der Unterschied ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Toast mit dem niedrigeren Bräunungsgrad noch „nachbräunt“.
Bei dünnen, regulären Toastscheiben aus dem Supermarkt, passiert das nur sehr selten. Hier im Video ist zu sehen, dass der linke Toast die niedrige Bräunungsstufe beibehalten hat, obwohl der rechte Toast auf das Maximum gebräunt wurde:
Toasten liefert unregelmäßige Ergebnisse
Ich habe den Toasty jetzt seit fast eineinhalb Jahren im Einsatz – die Schwächen beim Toasten hatte er schon von Anfang an. Je dicker die Toast- bzw. Brotscheiben sind, desto schwerer fällt es ihm, die korrekte Bräunung zu erzielen.
Die größeren Toastscheiben aus dem Supermarkt werden sehr oft zu dunkel. Hier ein Beispiel, wie dunkel eine Scheibe Toast wurde, die auf 1/5 der Maximalbräunung eingestellt war:
Es kommt auch oft vor, dass der rechte Schlitz stärker bräunt als der linke, obwohl beide auf die gleiche Stufe eingestellt sind. Außerdem sind Vorder- und Rückseite nicht ganz gleichmäßig gebräunt:
Das Auftauen im Toasty sollte man besser komplett bleiben lassen. Die Chance, dass hier das Brot verbrannt rauskommt, ist groß. Und bei selbstgeschnittenem Brot und alles, was nicht klassisch weißer Toast ist, muss man auch damit rechnen, dass man verkohltes Gebäck erhält.
Deshalb lieber vorsichtig mit sehr wenig Bräunungsstufe probieren und bei Bedarf nochmal hineingeben. Smart ist das allerdings nicht. Ein smartes Gerät sollte verhindern, dass der Benutzer „Trial & Error“ machen muss, um das gewünschte Resultat zu bekommen.
Bevor Kritik an meiner Kritik aufkommt: Tineco bewirbt den Toasty selbst damit, dass er mit mehr als nur weißem Toast zurechtkommt. „Der TOASTY ONE kann den Backvorgang für absolut jede Brotsorte anpassen und perfektionieren“, steht auf der Hersteller-Website.
„Windows-Zeit“ am Toaster
Mit den klassischen dünneren Toastscheiben aus dem Supermarkt kann der Toasty am besten umgehen. Hier kommen die Ergebnisse den gewählten Bräunungsgraden am nächsten.
Aber auch da gibt es ein öfters wiederkehrendes Problem. Beim Backvorgang wird der Fortschritt für die beiden Schlitze in Prozent angezeigt. Beide sind auf dieselbe Bräunung eingestellt. Einer erreicht 100 Prozent und der andere steht bei 80 Prozent. Dann geht es nur langsam weiter und so bleibt ein Toast schon mal 10 bis 20 Sekunden länger im Schlitz, als er sollte.
In selten auftretenden Fällen musste ich manuell abbrechen, weil der Toast bei 99 Prozent „steckte“ und definitiv schon zu lange drin war. Generell ist diese Prozentangabe nicht besonders vertrauenswürdig. Sie erinnert an die „Windows-Zeit“, aus W95 und Co., etwa bei einem Kopier- oder Entpackvorgang: Erst lief sie gleichmäßig, dann blieb sie fast stecken und sprang irgendwann von 3 Minuten auf eine Sekunde.
Profile am Toaster
Praktisch ist, dass bis zu 8 Profile mit Voreinstellungen für den gewünschten Bräunungsgrad angelegt werden können. Die lassen sich bei Bedarf für die Toastschlitze einzeln wählen. Beim Frühstück tippt man am Touchscreen etwa für Schlitz 1 das Profil der Lebenspartnerin an und für Schlitz 2 das eigene. Isst man nur solo, kann man natürlich auch beide Schlitze mit seinem Profil nutzen.
Nicht gut gelöst ist, dass für die 8 Profile nur 8 Icons zur Verfügung stehen, die Familienmitglieder symbolisieren sollen. Einige sehen sich sehr ähnlich, noch dazu haben alle dieselbe Farbe: goldgelb auf weißem Hintergrund. Der Schmäh der Farbwahl ist, dass es goldgelben Toast darstellen soll – aber gut erkennen und unterscheiden kann man so die Icons nicht.
Keine Begleit-App
Das war es auch schon mit der „Smartheit“ des Toasters. Eine Bluetooth-Anbindung und App-Support gibt es nicht. Dabei wäre das hier sogar sinnvoll, etwa um die Profile leichter zu verwalten oder vielleicht zusätzliche Einstellungen vorzunehmen. Eine Zeitschaltfunktion hätte ein nettes Gimmick sein können, für Menschen, die zum Geruch von Toastbrot aufwachen wollen (nicht ich).
Oder eine Notification am Smartphone, wenn der Toast fertig ist, weil man ihn extra dunkel will und die Wartezeit im Wohnzimmer vor dem Fernseher verbringen will. Oder eine Statistik, wie oft getoastet wurde, welcher User am meisten Toast gemacht hat und was der beliebteste Bräunungsgrad war.
Oder ein Fototagebuch mit eingeblendeter Bräunungsstufe, damit man nachvollziehen kann, welche Art Brot auf welcher Stufe wie getoastet wurde. Es hätte jedenfalls etliche Möglichkeiten gegeben, einen 340 Euro teuren „smarten“ Toaster ein bisschen mehr smart zu machen.
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Fazit
Das Beste am Toasty One: Auch nach eineinhalb Jahren im Einsatz funktioniert er noch wie an Tag 1. Das Problem ist, dass er schon an Tag 1 nicht so smart getoastet hat, wie versprochen wurde.
Die Abweichungen zum gewählten Bräunungsgrad sind bei vielen Toast- und Brotsorten zu groß. Ebenso der Unterschied zwischen den 2 Schlitzen, wenn derselbe Bräunungsgrad gewählt wurde, und die Unterschiede zwischen Vorder- und Rückseite. Eingehalten wird das Versprechen, dass der Toast, trotz markanter Bräunung außen, im Inneren noch fluffig ist.
Dennoch: Wenn ein Toaster 340 Euro kostet, erwarte ich mir, dass er perfekt toastet und nicht „so ungefähr“ an die Wunscheinstellung herankommt. Sonst kann man gleich einen normalen Toaster im Designerlook nehmen, der mehrere Bräunungsstufen hat. Solche gibt es z. B. auf Amazon um etwa 65 Euro. Wer weder Design noch Digitalanzeige braucht, kann einen Toaster mit 8 Stufen um 25 Euro und weniger bekommen.
Aktuell ist der Toasty preisreduziert. Auf der Tineco-Website und auf Amazon kostet er derzeit 200 Euro, bei Amazon muss man das Häkchen beim „140€ Coupon“ setzen. Allerdings sind auch 200 Euro immer noch zu viel für das Gerät. Wenn der Preis unter 130 Euro sinkt, kann man überlegen, ob ein Touchscreen den Spaß wert ist.
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