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35.000 Dollar pro Nacht: NASA öffnet ISS für private Raumfahrer

Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat angekündigt, dass private RaumfahrerInnen ab 2020 die Internationale Raumstation ISS besuchen dürfen. Während der Flug zur ISS von privaten Raumfahrtunternehmen organisiert und durchgeführt werden - genannt wurden SpaceX und Boeing - erfolgt die Abrechnung für den Aufenthalt auf der ISS über die NASA. Die Preise sind aber recht heftig. 35.000 Dollar pro Nacht und Astronaut werde der Aufenthalt kosten, teilte NASAs Finanzchef Jeff DeWit am Freitag mit.

Darin inkludiert sind neben allen lebenserhaltenden Funktionen und der Toilettenbenutzung auch Essen, Sauerstoff, medizinische Versorgung sowie Trainings-Equipment, um den Körper in der Schwerelosigkeit so gut wie möglich in Schuss zu halten. Um das Geld kann man auch ins Internet und einige Gigabyte Daten nutzen - ein Gigabyte kostet laut der am Freitag veröffentlichten Preistabelle 50 Dollar.

Flug zur ISS um 60 Millionen Dollar

Die täglichen Kosten sind im Vergleich zum Flug zur Internationalen Raumstation aber ohnehin der kleinere Brocken. Während die NASA aktuell etwa 80 Millionen Dollar für einen Flug zur ISS zahlen muss, rechnet die Weltraumbehörde, dass diese Kosten nicht zuletzt durch die kommerziellen Aktivitäten von privaten Firmen wie SpaceX und Boeing auf etwa 58 Millionen Dollar sinken werden. Das sei vermutlich auch die Größenordnung, in der private Weltraumfirmen Sitzplätze zur ISS anbieten werden, rechnete die NASA vor.

Die Preistabelle für den Aufenthalt auf der ISS

Die NASA wird die Anzahl der privaten Missionen zur ISS zunächst auf zwei pro Jahr und somit maximal zwölf Personen beschränkten. Ob es tatsächlich schon 2020 erste private RaumfahrerInnen auf die ISS schaffen werden, hänge allerdings von den Unternehmen ab, die sämtliche Vorbereitungen auf eigene Faust organisieren und durchführen müssen. Noch im August sind erste unbemannte Testflüge zur ISS geplant, Ende 2019 sollen dann erste bemannte Testflüge zur ISS aufbrechen. Sind diese erfolgreich, dürfte es 2020 mit ersten regulären privaten Missionen soweit sein.

Frisches Geld für Mond und Mars

Mit der Kommerzialisierung der erdnahen Umlaufbahn, auch Low Earth Orbit (LEO) genannt, will die NASA den Weg für die Weltraumfahrt der Zukunft ebnen. Einerseits wolle man in der verbleibenden Zeit der ISS von etwa zehn Jahren die Grundlagen für die private Raumfahrt schaffen, damit diese ein nachhaltiges Geschäft aufbauen und gemeinsam mit der NASA die weitere Erforschung des Weltraums vorantreiben könne.

Durch die Zusatzeinnahmen könne sich die NASA hinsichtlich ihrer Ressourcen gezielt auf die kommende Mondmission konzentrieren. Das erklärte Ziel ist, die erste Frau 2024 auf den Mond zu fliegen und in den Folgejahren eine permanente Basis einzurichten, die als Zwischenstation auf dem Weg zum Mars dienen soll. Damit dieser Menschheitstraum gelingt, seien noch eine Menge technologischer Erfindungen notwendig, für die wiederum private Firmen gebraucht werden.

NASA auf Hilfe angewiesen

"Wir können das nicht alleine machen, wir brauchen deren Hilfe", sagte der bei der NASA für die bemannte Raumfahrt zuständige Bill Gerstenmaier. Damit diese Unternehmen aber bereit sind, langfristig zu investieren, müsse man auch nachhaltige Geschäftsmodelle schaffen. Die Basis will die NASA mit den am Freitag skizzierten erweiterten Nutzungsmöglichkeiten auf der ISS schaffen.

Während Forschung bisher nur für wissenschaftliche und non-kommerzielle Zwecke möglich war, sollen Unternehmen die Zeit auf der ISS nutzen können, um daraus auch vermarktbare Produkte zu entwickeln. Gemeinsam mit dem privaten Sektor werde man ausloten, inwiefern die nun anvisierte Öffnung der ISS für die private Raumfahrt genug kommerzielle Möglichkeiten biete. Man werde hier gegebenenfalls auch legistisch nachjustieren müssen, verwiesen die NASA-Verantwortlichen darauf, dass man erst am Anfang des Prozesses stehe.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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