Ariane 6 absolviert erfolgreichen ersten Start
Das Warten hat sich gelohnt. Mit einer Stunde Verzögerung aufgrund eines kleineren Problems bei der Bodenstation startet Ariane 6 erstmals ins All.
Die neue Rakete läutet damit nicht nur eine neue Ära der europäischen Raumfahrt ein. Sie beendete mit einem Bilderbuchstart auch die Launcher-Krise, in der Europa fast ein Jahr lang ohne aktive Rakete blieb. "Wir haben heute Geschichte geschrieben", gratulierte auch ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher auf X.
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Gute Startphase
Punkt 21 Uhr hob die Rakete ab, nach etwas über 2 Minuten wurden die beiden Booster abgespalten. Das passierte zwar 20 Sekunden später als erwartet, was aber zunächst keine Probleme verursacht.
Leider sind die Booster nicht wiederverwendbar, wie bei der Konkurrenz von SpaceX, was einen Wettbewerbsnachteil bedeutet. So kann Ariane 6 nur maximal 10 Flüge pro Jahr durchführen. In der hier gestarteten kleineren Variante Ariane 62 wird mit 2 Boostern geflogen, eine größere Version, Ariane 64, soll 2025 mit 4 Boostern starten.
"Alles nominal"
Immer wieder war vom Flugdirektor aus der Bodenstation "alles nominal" zu hören, also alles verläuft nach Plan. Nach etwa 4 Minuten wurde die Nutzlastverkleidung geöffnet, und die 17 Satelliten und Experimente an Bord kamen in Kontakt mit dem Weltraum.
Die Oberstufe wurde nach knapp 8 Minuten abgestoßen und anschließend der Vinic-Motor erstmals im Orbit gezündet. Er kann unterwegs mehrfach Schub liefern und daher mit einem Flug verschiedene Höhen ansteuern, statt Objekte nur in einen Orbit zu bringen.
Weitestgehend reibungsloser Flug, Probleme in Phase 3
Insgesamt war Ariane 6 knapp 3 Stunden unterwegs, um die Nutzlast im Erdorbit zu verteilen. Schließlich sollte die Rakete beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen. Die Phasen 1 und 2, also das Erreichen des Orbits und das Platzieren aller 9 CubeSats sowie einiger Experimente im All, waren laut ESA erfolgreich. Damit hat die neue Rakete ihrer Vorgängerin, Ariane 5, etwas voraus - sie explodierte bei ihrem Erstflug.
Wie Martin Sion, Vorstandsvorsitzender der ArianeGroup, in einer Pressekonferenz nach dem Start mitteilte, liefen die ersten beiden Phasen reibungslos ab. Fest steht allerdings, dass es in Phase 3, zu einem "unerwarteten Ereignis" gekommen ist. Dabei sorgte eine Anomalie am Antrieb der Oberstufe dafür, dass sie von ihrer Flugbahn abkam. Dadurch verfehlte sie sowohl das Platzieren von 2 Frachten im Orbit als auch den Wiedereintritt. Der Grund des Problems ist noch unbekannt und wird nun untersucht. Das dürfte ein bis 2 Wochen dauern.
Das Problem dürfte allerdings nicht schwerwiegend sein und den aktuellen Zeitplan nicht weiter beeinflussen, erklärte Stéphane Israël, CEO von ArianeSpace. Die Meilensteine, die für einen Betrieb nötig sind, wurden erfolgreich erreicht, bestätigte Sion. So könnte Ariane 6 noch heuer ihren ersten kommerziellen Flug durchführen. Dabei wird ein französischer Militärsatellit ins All gebracht. Laut Israël sollen kommendes Jahr 6 Flüge stattfinden.