Science

Minus 70 Grad: Impfstoff-Transport wird "logistischer Albtraum"

Das weltweite Rennen um einen Corona-Impfstoff war zuletzt von Erfolgsmeldungen geprägt, die Hoffnung auf ein möglichst rasches Ende der Pandemie machen. So meldete die die Mainzer Biotechfirma BioNTech und ihr US-Partner Pfizer, dass ihre Impfung einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 bietet.

Der Impfstoff des US-Biotechkonzerns Moderna zeigte in einer Zwischenanalyse eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent beim Schutz vor Covid-19. Der Zulassungsprozess der Medikamente läuft indes. 

Tiefkühlkoffer

Eine logistische Herausforderung wird jedoch der Transport und die Lagerung der Impfstoffe. So benötigt das Pfizer-Medikament etwa Temperaturen von unter minus 70 Grad Celsius. Um den Transport dennoch möglichst effizient zu ermöglichen, hat Pfizer spezielle Tiefkühlkoffer entwickelt, in denen der Impfstoff auch in ungekühlten LKWs transportiert werden kann, wie CBS berichtet. Möglich wird das durch Trockeneis.

Dennoch stehen auch Krankenhäuser, Apotheken und Ambulanzen vor der Herausforderung, die Impfungen an Hunderte Millionen Menschen verteilen zu müssen. Soumi Saha, Apotheker und Advocacy Director bei Premier, der als Einkäufer für Krankenhäuser in den ganzen USA fungiert, spricht von einem “logistischen Albtraum” für Einrichtungen in ländlichen Gebieten. 

Tickende Uhr

So enthält ein Tiefkühlkoffer zwischen 1000 und 5000 Dosen des Impfstoffs. Das Problem ist, dass er nur 2 Mal täglich für maximal 3 Minuten geöffnet werden darf, um die notwendige Temperatur zu halten. Auch bleibt er nur für insgesamt maximal 10 Tage kalt - sobald er vom Hersteller am Produktionsstandort versiegelt wird. Wenn es erst mehrere Tage dauert, bis der Koffer in der medizinischen Einrichtung ankommt, hat das Gesundheitspersonal nur mehr wenig Zeit, alle Dosen rechtzeitig zu verabreichen. Zwar könne man die Koffer mit zusätzlichem Trockeneis wieder auffüllen, das kostet jedoch Geld und verlängert die Haltbarkeit maximal um 5 Tage. 

Eine Alternative wäre, dass Krankenhäuser spezielle Tiefkühlgeräte vor Ort verwenden, nicht jede Einrichtung besitzt allerdings so etwas und es herrscht bereits jetzt Lieferknappheit bei Herstellern. 

Pfizer wollte gegenüber CBS keine Details nennen, wie der Impfstoff ausgeliefert wird. Das Unternehmen hat entschieden, selbst für den Vertrieb sorgen zu wollen. Ein Sprecher gab an, man habe  "detaillierte logistische Pläne und Tools entwickelt, um einen effektiven Transport, eine Lagerung und eine kontinuierliche Temperaturüberwachung des Impfstoffs zu ermöglichen”.

Moderna

Der Moderna-Impfstoff muss hingegen “nur” bei -20 Grad Celsius transportiert werden. Hierfür könnten gewöhnliche Kühl-LKWs und andere Transportwege verwendet werden. 

Auch das ist allerdings eine logistische Herausforderung - auch in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Impfstoff nur 7 Tage lang verwendet werden kann.

Frühere Warnungen

Auch die britische britische Royal Society warnte bereits Anfang Oktober davor, dass es aufgrund der Kühlung bei der Auslieferung zu Problemen kommen könnte.

Einen solchen Impfstoff massenweise zu lagern und zu transportieren, stelle das Gesundheitssystem und damit verbundene Logistik vor riesige Herausforderungen. Außerdem, so die Royal Society, sei es unwahrscheinlich, dass in naher Zukunft flächendeckende Impfprogramme durchgesetzt werden können. Auch hier scheitere es vor allem an der Logistik.

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