Science

Coronavirus: Wissenschaft soll Zugriff auf Daten bekommen

Die Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) des österreichischen Gesundheitswesens sollen im Lauf des Mai in anonymisierter Form der Wissenschaft zugänglich gemacht werden. Er habe die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) mit der Einrichtung einer entsprechenden Datenplattform beauftragt, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Umsetzung "in Arbeit"

Die anonymisierten Daten sollen wissenschaftlichen Institutionen für die Erforschung des Coronavirus bzw. der Erkrankung zur Nutzung bereitgestellt werden. "Um eine datenschutzkonforme, effiziente und qualitätsgesicherte Datenbereitstellung zu ermöglichen, wird derzeit an der Umsetzung der technischen und organisatorischen Prozesse gearbeitet", so Anschober in einer Aussendung. "Sowohl die nationale, als auch die internationale wissenschaftliche Community" soll damit unterstützt werden, um "die Evidenz und das Verständnis von SARS-CoV-2 und COVID-19 zu erhöhen“.

Forscher hatten seit Anfang April darauf hingewiesen, dass viele Projekte aufgrund des fehlenden Zugangs zu Datensätzen nicht umgesetzt werden können. Sie haben derzeit keinen Zugriff auf Daten zum bisherigen Verlauf - deshalb sind auch keine Prognosen über weitere Entwicklungen durchführbar. Dazu gab es auch einen offenen Brief an den Gesundheitsminister. Der Grazer Public-Health-Experte Martin Sprenger, der kurze Zeit im Krisenteam der Regierung war, sagte laut ORF.at, dass diese „Message-Control“ nerve.

Prognosen erstellen unmöglich

Es gehe jetzt vor allem darum, wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln, die dabei helfen, angesichts einer etwaigen zweiten Welle im Herbst oder Winter „professionell zu reagieren und die Kollateralschäden in der Wirtschaft und der gesundheitlichen Regelversorgung“ möglichst gering zu halten, argumentierte Sprenger, warum die Wissenschaft diese Daten brauche.
Allerdings fehlen in Österreich auch viele Datensätze, weil die Prozesse viel komplizierter seien als in anderen Ländern, bemängelte Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS).

Während spanische und italienische Kollegen die Daten „einfach runterladen“ konnten, brauche man in Österreich eine Datenanfrage an das Bundesministerium, so der Forscher.  Während man international durchaus froh sei, wenn Wissenschaftler Daten auswerten und Erkenntnisse mitteilen, würden in Österreich oft Bedenken im Hinblick auf die Wirkung von Ergebnissen vorherrschen, so der Gesundheitsökonom laut ORF.at, der einer der Mitinitiatoren des offenen Briefes ist.

Das Epidemiologische Meldesystem (EMS) dient laut Auskunft auf der Webseite des Gesundheitsministeriums dazu, "Infektionskrankheiten in Österreich zu überwachen und zu bekämpfen". In der Datenbank werden jene Personen registriert, die an einer meldepflichtigen Erkrankung wie etwa Masern oder eben Covid-19 erkranken.

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