So gut kann sich Europa selbst mit Wasserstoff versorgen
Wasserstoff gilt als eine der Schlüsseltechnologien für die Energiewende. Auch wenn er nicht für alle Anwendungszwecke gleichermaßen gut geeignet ist, könnte er etwa für den Schwerverkehr und die Luftfahrt eine emissionsfreie Zukunft ermöglichen.
Eine Studie, an der unter anderem das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI beteiligt war, hat nun untersucht, wie gut sich Europa mit grünem Wasserstoff versorgen könnte. Das Ergebnis: Europa hat das Potenzial, sich künftig mit Wasserstoff selbst zu versorgen.
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Genug erneuerbarer Strom vorhanden
Die Analyse zeigt laut der Pressemitteilung, dass Europa seinen künftigen Wasserstoffbedarf zu wettbewerbsfähigen Preisen größtenteils aus heimischer Produktion decken könnte. Laut der Studie ist das technische Potenzial für die Produktion von erneuerbarem Strom in Europa (EU plus Norwegen, Schweiz und Großbritannien) im Jahr 2050 hoch genug. Selbst bei breiter Anwendung von Wasserstoff sei dies mit Kosten von bis zu 40 Euro pro MWh möglich, wie es heißt.
Österreich könnte Wasserstoff sogar exportieren
Die größten Potenziale für die Produktion von erneuerbarer Energie im Jahr 2050 haben Norwegen (über 1900 TWh), Spanien (über 1760 TWh), Frankreich (über 1700 TWh). Selbst wenn der Bedarf nach grünem Wasserstoff in diesen Ländern hoch wäre, hätten sie mehr als sie selbst produzieren können.
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Auch Österreich zählt der Studie zufolge zu den Ländern, die im Jahr 2050 den Bedarf im eigenen Land mehr als decken und demnach Wasserstoff sogar exportieren könnten.
Empfehlungen
Die Wissenschaftler*innen bieten auch eine Reihe an Vorschlägen, die helfen könnten, die Investitionen in Europa besser zu verteilen und den Markthochlauf der Wasserstoffindustrie in den Ländern mit hohem Potenzial gezielter zu fördern. Sie lauten:
- Höhere EU-Subventionen für Wasserstoffprojekte etablieren
- Grenzüberschreitende Auktionen für grünen Wasserstoff ermöglichen
- Nationale Ausbauzielpfade für Elektrizität aus erneuerbaren Energien in allen EU-Staaten etablieren
- Entwicklung von bilateralen oder regionalen Wasserstoffpartnerschaften zwischen Überschuss- und Defizit-Ländern
- Fokus der Wasserstoffnutzung in Defizitländern auf die Sektoren, die am schwierigsten zu elektrifizieren sind (»hard-to-electrify«), wie etwa Flugverkehr und Schifffahrt
Studienautor Jakob Wachsmuth vom ISI schlussfolgert: “Wasserstoff wird in den kommenden Jahren ein knappes Gut sein. Um den Bedarf der europäischen Wirtschaft nach Wasserstoff zu decken, wird mehr Kooperation zwischen den Ländern nötig sein.”