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Experten befürworten frühere Sperrstunde

Die Sperrstunde in Nachtlokalen wird in Salzburg, Tirol und Vorarlberg auf 22 Uhr vorverlegt. Überall sonst bleibt es – zumindest vorerst – bei 1 Uhr. Mit dieser Maßnahme, die vorerst auf drei Wochen befristet wird und kommenden Freitag, dem 25. September, in Kraft tritt, sollen die ansteigenden Fallzahlen wieder unter Kontrolle gebracht werden. Dass in Nachtlokalen die Ansteckungsgefahr besonders groß ist, zumal sich größere Gruppen nicht nur in geschlossenen, sondern oft auch schlecht durchlüfteten Räumen aufhalten, steht außer Frage. Aber wie wirksam ist die Vorverlegung der Sperrstunde aus virologischer Sicht eigentlich? 

Auf futurezone-Anfrage, was die Maßnahme aus wissenschaftlicher Sicht konkret bringt, verweist die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) auf eine Stellungnahme von Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin, gegenüber der APA. Ihm zufolge sei die Vorverlegung der Sperrstunde in den westösterreichischen Lokalen „im Prinzip eine gute Sache." Denn kürzere Aufenthaltszeiten in Lokalen würden das Ansteckungsrisiko mindern. Konkret bedeuteten drei Stunden Lokalaufenthalt ein halb so großes Risiko einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 wie sechs Stunden, argumentiert Allerberger. "Ein guter Teil der Infektionen jetzt sind auf Lokalbesuche und Reiserückkehrer zurückzuführen", so Allerberger.

Bars und Stehlokale

Als Virenherde gelten ihm zufolge besonders Bars und Stehlokale, weniger hingegen Gasthäuser, in denen Kunden am Tisch essen und frühzeitig diese auch wieder verlassen. Zusätzlich zur Aufenthaltszeit spiele die Menge des Alkoholkonsums und der Lärmpegel in den Lokalen eine wesentliche Rolle. Denn je höher der Alkoholkonsum, umso feuchter die Aussprache. Bei höherem Lärm würde der Kontakt zudem enger, um sich weiterhin unterhalten zu können.

Laut dem Virologen Lukas Weseslindtner von der Medizinischen Universität Wien gebe es zu Aufenthaltszeiten und dem parallelen Ansteckungsrisiko zwar keine Studien, diese seien aber aus seiner Sicht auch nicht allein ausschlaggebend. Wesentlich sei vielmehr, dass die Bevölkerung die Entwicklung der Fallzahlen wieder ernstnehme. Er appelliert an die Gesellschaft und vor allem an die jüngere Generation, eigenverantwortlich zu handeln und für einander Verantwortung zu übernehmen, besonders für ältere und kranke Personen. „Wichtig ist jetzt, Gewissenhaftigkeit, Empathie und Toleranz zu zeigen“, sagt er gegenüber der futurezone.

„Wir wissen, dass die Verbreitung von Tröpfchen zu einer Übertragung führt und dass Maßnahmen, die eine bestimmte Distanz und das Tragen einer Maske vorsehen, zum Abnehmen der Fallzahlen führen“, sagt der Virologe. Eine Einschränkung des eigenen Nachtlebens, zumindest für eine bestimmte Zeit, könne demnach das Leben eines anderen retten.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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