Symbolbild: Schon ein relativ kleines Stück Weltraumschrott kann große Schäden bei Flugzeugen verursachen

Science

So hoch ist das Risiko, dass Flugzeuge von Weltraumschrott getroffen werden

Mitte Jänner gab es auf der Strecke zwischen Südafrika und Australien erhebliche Verspätungen. In dieser Region wurde der Wiedereintritt einer SpaceX-Rakete erwartet. 2022 musste überhaupt ein Teil des spanischen Luftraums geschlossen werden, weil eine chinesische Rakete unkontrolliert zu Boden stürzte. 

Zu derartigen Sicherheitsvorkehrungen wird es in Zukunft öfter kommen, erwartet ein Forschungsteam der University of British Columbia in Kanada. Sie haben berechnet, wie hoch das Risiko ist, dass ein Flugzeug von Weltraummüll getroffen wird. 

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Ein Gramm reicht aus

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Kollision in einer Katastrophe endet, sei sehr hoch. Ein Objekt mit dem Gewicht von nur einem Gramm würde ausreichen, um fatale Folgen zu haben - vor allem dann, wenn es die Windschutzscheibe oder ein Triebwerk trifft. 

Ein Teil mit einem Gewicht von 9 Gramm sei in der Lage den Rumpf zu durchschlagen, heißt es. Wenn ein Objekt mehr als 300 Gramm oder mehr wiegt, sei es sehr wahrscheinlich, dass das Flugzeug erheblich beschädigt wird und in der Folge abstürzt

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So hoch ist das Risiko

Wie hoch das Risiko ist, dass Weltraumschrott auf eine fliegende Passagiermaschine trifft, hängt wesentlich von den jeweiligen Regionen ab. Im südlichen Pazifik ist beispielsweise deutlich weniger Flugverkehr als über Europa oder den USA

Die Chance, dass es einen Wiedereintritt von Weltraummüll in der Nähe großer Airports mit hohem Verkehrsaufkommen gibt, liege laut dem Forschungsteam bei 0,8 Prozent pro Jahr. In der Nähe großer asiatischer Städte oder im nordöstlichen Luftraum der USA liegt die Wahrscheinlichkeit jedoch bei 26 Prozent

Die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich zu einer Kollision von Weltraumschrott und einem Flugzeug kommt, haben die Forscher mit 1 zu 430.000 berechnet. Diese Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2023 beziehungsweise 2024. Mit steigendem Verkehrsaufkommen und immer mehr Raketenstarts, wächst die Wahrscheinlichkeit einer solchen Kollision stetig. 

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Der europäische Luftraum am 4. November 2022 als die Langer-Marsch-5B-Rakete unkontrolliert zu Boden stürzte. Die gelben Flächen waren gesperrt, für die violetten Bereiche gab es ein Warnung.

Immer mehr Verkehr

2023 sind 212 Raketen erfolgreich in den Weltraum gestartet. 128 Raketenteile wurden dabei im Orbit zurückgelassen. All diese Trümmer werden irgendwann unkontrolliert in die Erdatmosphäre eintreten.

Derzeit gibt es laut den Forschern insgesamt mehr als 2.300 solche zurückgelassenen Raketenteile in der Erdumlaufbahn. Es sei davon auszugehen, dass die Zahl der Raketenstarts und zugleich die Anzahl des damit zusammenhängenden Weltraumschrott in den kommenden Jahren massiv zunehmen wird, so die Forscher. 

Ähnliches gelte für den Luftverkehr. Seit dem Jahr 2000 haben sich die täglichen Flüge von Passagiermaschinen nahezu verdoppelt, heißt es in der Studie, die in der Fachpublikation Nature erschienen ist. Auch hier wird erwartet, dass die Anzahl der Flugzeuge und Passagiere weiter zunimmt.

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Flugzeuge pro Quadratkilometer über den USA, dem Nordatlantik und Europa

Die Lösung

Das Forschungsteam plädiert dafür, dass in Zukunft sämtliche Raketenteile, die im Orbit zurückgelassen werden, zu einem kontrollierten Absturz gebracht werden müssen. Dafür müssten die Weltraumunternehmen ihre Raketen mit entsprechender Technik ausstatten.

Laut einem Bericht der europäischen Raumfahrtagentur ESA aus dem Jahr 2023 werden allerdings nur 35 Prozent der Raketen so gebaut, dass alle Teile einen kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre ermöglichen.

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