Science

Geheimes SpaceX Starlink-Netzwerk schickt mysteriöse Signale aus

Zur Zeit umkreisen tausende aktive Starlink-Satelliten die Erde. Einem Amateur-Satellitenbeobachter namens Scott Tilley aus Kanada ist kürzlich etwas Merkwürdiges an ihnen aufgefallen: Die Objekte im Orbit senden sich gegenseitig Signale, die normalerweise nur für die Kommunikation mit Erdstationen genutzt werden – sogenannte „Downlink“- und „Uplink“-Kommunikation.

Der ungewöhnliche Signalaustausch im All wirft Fragen auf: Denn er widerspricht wahrscheinlich internationalen Standards der Internationalen Fernmeldeunion (ITU). Die UNO-Abteilung koordiniert die weltweite Nutzung des Funkspektrums.

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Gefahr für andere Satelliten

Der Funk im Orbit könnte sogar gefährlich sein: „Satelliten in der Nähe könnten Funkfrequenzstörungen empfangen und möglicherweise nicht korrekt auf Befehle reagieren – oder Befehle von der Erde ignorieren“, sagte Tilley zu NPR. Denn die verwendeten Frequenzen seien eigentlich dazu da, dass Betreiber mit ihren Satelliten kommunizieren können. Auch ein auf Funkstörungen spezialisierter Forscher, Kevin Gifford, meinte gegenüber NPR, dass man von Störungen anderer Satelliten ausgehen könne. Wie schwerwiegend das ist, wisse man aber noch nicht.

Der merkwürdige Signalaustausch zwischen den Satelliten wurde bislang bei 170 Starlink-Satelliten entdeckt. Es handelt sich nicht um gewöhnliche Satelliten, sondern solche, die zur „Starshield“-Formation gehören. Das ist ein militärisches Satellitenprojekt von SpaceX mit einem geheimen Zweck. Es dient US-Regierungseinrichtungen zu Landesverteidigung, Überwachung und zur Kommunikation.

Starshield nutzt ein anderes Frequenzband als die übrigen Starlink-Satelliten. Der Beobachter Tilley entdeckte bisher Signale zwischen 2025 und 2110 MHz. Reguläre Satelliten von Starlink funken hingegen in einem höheren Bereich. Möglich ist, dass so Bandbreiten ermöglicht werden, wie man sie vom 3G-Mobilfunk kennt.

Experte spekuliert über Ausweichmanöver

Der Zweck ist bisher unklar. Weder SpaceX noch das US National Reconnaissance Office, der staatliche Starshield-Betreiber, haben bisher journalistische Anfragen dazu beantwortet.

Tilley spekuliert, dass die Nutzung des Frequenzbandes, das normalerweise für die Kommunikation von Erdstationen mit Satelliten (Uplink) reserviert ist, die Verfolgung der Signale erschweren soll. Der Funk-Experte Gifford meint, es könnte auch einfach ein geschicktes Ausweichmanöver von SpaceX sein, weil das Frequenzspektrum viel weniger genutzt wird. „SpaceX ist clever und versiert“, meinte er. Vielleicht hätten sie sich einfach gedacht: „Wir machen’s einfach und entschuldigen uns später.“

Downlink-Signale waren Zufallsfund

Der Amateur-Satellitenbeobachter Tilley sieht sich selbst offenbar auch als eine Art Aktivist – und er will Satellitenbetreiber vor SpaceX warnen: „Das sind Objekte in geheimen Umlaufbahnen, die möglicherweise andere legitime Nutzungen des Weltraums stören könnten“, sagte er.

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Der unübliche Orbit-Funk war laut ihm ein Zufallsfund: Wie so oft hatte Tilley bei sich zu Hause in British Columbia gerade Satelliten überwacht. Aus Versehen drückte er dann eine Taste, die Funkfrequenzen scannt, die üblicherweise keinen Signalverkehr aufweisen und die Signale tauchten am Bildschirm auf. 

Der Satellitenfunk-Kenner erkannte, dass die Signale nicht zwischen Erdstationen und Satelliten, sondern oben im Orbit zwischen Satelliten ausgetauscht wurden. Dass die Signale von Starshield-Satelliten stammten, stellte er durch den Abgleich mit einer Positionsdatenbank fest, die Amateur-Satellitenbeobachter auf der ganzen Welt regelmäßig mit Daten füllen.

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