Sonne künstlich verdunkeln: Forscher warnen vor dramatischen Folgen
Eine Idee, den Klimawandel zu verlangsamen, ist auf sogenanntes Geoengineering zu setzen, also dem gezielten Manipulieren von Abläufen auf der Erde. Als vielversprechend wird hier solares Geoengineering diskutiert. Dabei sollen Schwefelpartikel in die Stratosphäre eingebracht werden, um Sonnenlicht zu reflektieren und so die Erderwärmung zu bremsen.
Eine aktuelle Studie in Nature Scientific Reports von Forschern der Columbia University analysiert technische und logistische Hürden des solaren Geoengineerings, insbesondere der stratosphärischen Aerosolinjektion (SAI). Dieses Verfahren, bei dem reflektierende Partikel in die Stratosphäre eingebracht werden sollen, gilt als potenziell schnelle und kostengünstige Methode, um die Erderwärmung zu bremsen.
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Große Herausforderungen
Die Forschenden zeigen jedoch, dass die Umsetzung in großem Maßstab deutlich komplexer ist als bislang angenommen. Sie betonen, dass die kontinuierliche und präzise globale Verteilung der Partikel extrem schwierig sei. Faktoren wie der Zeitpunkt, der Ort und die Art der Partikelverteilung haben großen Einfluss auf die Wirkung und sind mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.
Man brauche zudem viele Rohstoffe und Gerätschaften wie Flugzeuge müssten etwa regelmäßig gewartet werden. Anschließend müsste die Infrastruktur Jahrzehnte stabil betrieben werden, um eine konstante Temperaturwirkung zu erzielen.
Welches Material
Auch bei den Aerosolmaterialien sind viele Fragen offen. Während klassische Schwefelverbindungen aus Vulkaneruptionen gut untersucht sind, könnten diese umwelt- und gesundheitliche Schäden wie Ozonabbau oder sauren Regen verursachen.
Alternativen wie Calciumcarbonat, Aluminiumoxid oder sogar Diamant wurden diskutiert, doch viele dieser Materialien sind entweder knapp oder bringen erhebliche technische Herausforderungen mit sich.
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Asymmetrie
Die Studie warnt zudem vor massiven organisatorischen und politischen Risiken. Ein global abgestimmtes Management solcher Programme sei kaum realisierbar, da Entscheidungen über Intensität, Region und Dauer der Einsätze geopolitische Spannungen hervorrufen könnten. Wenn in bestimmten Regionen der Erde aus politischen Gründen nichts injiziert wird, könnte eine Asymmetrie entstehen.
Zudem warnen die Autorinnen und Autoren vor dem Risiko einer technologischen Abhängigkeit: Ein abruptes Ende der Aerosolzufuhr könnte zu einem schnellen Temperaturanstieg führen
Keine Lösung
Geoengineering wird zusammenfassend als sehr riskanter Ansatz für die Lösung des Klimawandels angesehen. Eine konsequente Reduzierung von Treibhausgasemissionen kann dadurch nicht ersetzt werden.
Die Forscher plädieren für eine realistische Einschätzung. Sollten solche Technologien überhaupt zum Einsatz kommen, fordern sie eine vorsichtige, koordinierte Herangehensweise.