"Goldenes Brett" geht an Politologin Ulrike Guérot
Das "Goldene Brett vorm Kopf" für den größten unwissenschaftlichen Unfug geht heuer an Ulrike Guérot. Mit dem scharfen Urteil, "sie müsste es besser wissen", sprach die Jury ihr den Sieg zu. Die deutsche Politologin habe sich "zu einer Leitfigur der Verschwörungstheoretiker-Szene" entwickelt.
Auf den ersten Blick würde Guérots Arbeit "harmlos und sinnvoll erscheinen", wenn sie etwa für "Corona-Aussöhnung" plädiere, so die Auszeichnungs-Initiator*innen. Dahinter verberge sich bei genauerem Hinsehen jedoch "ein verschwörungstheoretisch-antiwissenschaftliches Weltbild".
Guérot wähle Daten selektiv aus, stelle Statistiken falsch dar und korrigiere dies nicht, trotz klarer Widerlegung. "Man stößt bei Guérot auf die wissenschaftlich falsche Vorstellung, man könne mit 'Yoga und Spiritualität' das 'Immunsystem stärken' und so auf Corona-Maßnahmen verzichten", heißt es. Manchmal würden ihre Slogans auch bedrohlich klingen, etwa wenn man sich um Leute wie Anthony Fauci und Bill Gates "kümmern" und "die dunklen Gestalten von Pfizer und Co" "nicht entkommen" lassen solle.
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"Wer hier wen angegriffen hat, wird kurzerhand umgedreht"
Auch durch Aussagen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Politikwissenschafterin, die immer wieder in TV-Talkshows auftritt und eine wachsende "Fangemeinde in der Querdenkerszene" hinter sich vereint, aufhorchen lassen. Ihr zufolge habe die Ukraine stellvertretend für den Westen Russland angegriffen. "Wer hier wen angegriffen hat, wird kurzerhand umgedreht", so die Skeptiker.
Die Universität Bonn, wo Guérot eine Professur für Europapolitik innehatte, hat ihr Anfang des Jahres wegen eines Plagiatsvorwurfs - noch nicht rechtskräftig - gekündigt. Zuvor war Guérot an der Donau Universität Krems tätig, wo sie das Department für Europapolitik und Demokratieforschung leitete.
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Daher müsse man Guérots Standpunkte in Abhängigkeit zu ihrer Position im Wissenschaftssystem beurteilen. Sie trage "eigentlich die Verpflichtung, besonders sorgfältig mit Fakten umzugehen. Aus akademischer Macht folgt akademische Verantwortung: Ihre Stellung als Professorin verleiht ihren Thesen besonderes Gewicht, daher muss sie sich auch einen besonders kritischen Blick gefallen lassen", so die Jury.
Knappes Rennen zwischen den Finalist*innen
Neben Guerot waren auch der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg und der Intendant von Servus TV, Ferdinand Wegscheider, unter den Finalist*innen. Insgesamt gingen auch heuer Hunderte Nominierungen bei den Wiener Skeptikern (Gesellschaft für kritisches Denken, GkD), die den Preis im Namen der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) vergeben, ein. Auf dieser Basis wurde in der Folge die "Shortlist" aus 3 Namen von einer Jury nominiert.
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Gestört wurde die Veranstaltung durch die Initiative "Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit" durch Buh-Rufe und laute Zwischenrufe. Dabei "piepten" sie wörtlich Begriffe wie 'Verschwörungstheorien" oder "Impfgegner". Etwa 20 Personen sorgten vor Ort für Unruhe, die Sprecherin der Initiative versicherte aber spontan auf der Bühne, man habe die Veranstaltung nicht stören wollen.
Lebenswerk-Preis für Publizisten Daniele Ganser
Neben der Politologin kommt auch der Schweizer Publizist Daniele Ganser zu fragwürdigen Ehren: Der "Star der Verschwörungstheoretiker-Szene, mit Kontakten tief hinein in die Esoterik-Community" wird heuer mit dem "Goldenen Brett fürs Lebenswerk" bedacht.
Für die Organisator*innen des Preises rutschte dieser "Schritt für Schritt ins Milieu der Verschwörungstheorien ab: Dunkle Machenschaften vermutete er hinter den Terroranschlägen vom 11. September; hinter vielen Übeln der Welt - einschließlich des Ukrainekriegs - stecken aus seiner Sicht 'westliche' Mächte. Oft bleibt Ganser dabei bewusst vage: Er 'stellt nur Fragen', er empfiehlt bloß bestimmte Medien - etwa 'Russia Today' oder 'KenFM', während er von öffentlich-rechtlichen Sendern abrät".