Science

Hacker könnten Satelliten kapern und zu Waffen machen

SpaceX will in den nächsten Jahren zehntausende Mini-Satelliten in den niedrigen Erdorbit bringen. Das Ziel der privaten Weltraumfirma ist die Erde flächendeckend mit Internet zu versorgen. Auch das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos und andere Unternehmen verfolgen ähnliche Pläne. In naher Zukunft werden demnach mehrere zehntausend solcher Kommunikationssatelliten um den Globus fliegen.

Was bei diesen Plänen zu wenig berücksichtigt werde, sei die IT-Sicherheit, warnt nun der auf Cyberkonflikte spezialisierte Politikwissenschaftler William Akoto. In einem Beitrag für Scientific American zeichnet Akoto ein düsteres Szenario für den Fall, dass diese Kommunikationssatelliten gehackt werden.

Meist keine spezielle Hardware

Für solche Mini-Satelliten gebe es keine einheitlichen staatlichen Vorgaben für die IT-Sicherheit. Außerdem würden die kleinen Trabanten meist handelsübliche Technik verwenden. Dies mache es für Hacker einfach, die Hardware-Komponenten zu kaufen und auf Schwachstellen zu untersuchen, um Sicherheitslücken zu finden.

Die Konsequenzen eines solchen Hacker-Angriffs könnten dramatisch sein, schreibt Akoto. Einerseits könnten Hacker die Satelliten einfach abschalten, wodurch die darüber laufenden Dienste nicht mehr verfügbar wären. Die Folge wären beispielsweise weitverbreitete Internetausfälle, was gerade für die kritische Infrastruktur folgereiche Konsequenzen haben könnte.

Katastrophaler Kaskaden-Effekt

Andererseits könnten sich die Hacker auch Zugriff auf das Steuerungssystem der Satelliten verschaffen. In so einem Fall könnten die Folgen katastrophal sein, schreibt der Forscher. Dann könnten die Hacker die Umlaufbahn der Satelliten ändern und sie beispielsweise direkt auf die ISS oder andere Satelliten zu steuern. Der Satellit würde so zu einer Waffe werden.

Sollte es Hackern gelingen, Satelliten zu steuern, könnte dies eine katastrophale Kettenreaktion in Gang setzen. Bereits eine kleine Kollision könnte zu einem möglichen Totalausfall aller Satelliten führen, befürchten Experten. Dies wird Kessler-Syndrom, oder auch Kaskaden-Effekt genannt.

Durch die Kollision zweier Satelliten entsteht ein fliegendes Trümmerfeld. Dieses kann weitere Satelliten treffen, wodurch auch das Trümmerfeld stetig anwächst, bis schließlich nahezu alle Flugkörper im All vernichtet sind. Der Ausfall von Satelliten hat weitreichende Folgen. Wetter- und Erdbeobachtung zur Katastrophenwarnung, militärische Überwachung, Logistiksysteme und die Steuerung autonomer Fahrzeuge sind neben der Internetversorgung Anwendungsgebiete.

Strenge Rahmenbedingungen gefordert

Was es bräuchte, damit Satelliten von Cyberkriminellen übernommen werden können, sei ein strenges, rechtliches Regelwerk unablässig, schreibt Akoto. Außerdem müssten Verantwortlichkeiten im Schadens- beziehungsweise Katastrophenfall geklärt werden. Ebenso fordert er eine Meldepflicht für Sicherheits- und Datenpannen.

Satelliten-Hacks in der Vergangenheit

Bereits Ende der 1990er Jahre wurde ein deutsch-amerikanischer Satellit gehackt. Wie das Vorgehen der Hacker von damals zeigt, könnten vor allem die Computersysteme in den Kontrollzentren als Einfallstor dienen.

Damals wurde der "Rosat X-Ray"-Satellit von Hackern übernommen. Zuvor wurden die Computer des Goddard Space Flight Center im US-Bundesstaat Maryland gehackt. Anschließend wurden die Solarpanele des Satelliten manipuliert, sodass der Satellit unbrauchbar wurde. 2011 ist der Trabant schließlich abgestürzt und explodiert.

1999 verlangten Hacker Lösegeld für einen SkyNet-Satelliten, nachdem sie die Kontrolle darüber übernommen hatten. 2008 haben angebliche chinesische Hacker zwei NASA-Satelliten vollständig kapern können: einen 2 Minuten lang, den anderen 9 Minuten lang.

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!