Start-Ups wollen Gesundheitsdaten aus Menstruationsblut gewinnen
Blutabnahmen oder gynäkologische Untersuchungen sind gängige Praxis, aber das Potenzial von Menstruationsblut, um Daten zum Gesundheitszustand von Frauen zu erlangen, wurde bisher überhaupt nicht genutzt. In der Medizin wurde dieses bisher nur als Abfallprodukt gesehen.
Zwei innovative Start-ups wollen das nun ändern, indem sie die Bedeutung von Menstruationsblut in den Vordergrund rücken. "Wir glauben daran, dass alle Menschen, die menstruieren, die Möglichkeit haben sollten, ihre Gesundheit auf nicht invasivem und nadelfreiem Weg zu managen", heißt es etwa auf der Homepage von Qvin. Das Unternehmen arbeitet an der Entwicklung des "Q-Pad", der während der Menstruation dabei helfen soll, zahlreiche Werte zu überwachen: Von den Schilddrüsenwerten über das Gebärmutterhalsrisiko via HP-Viren bis hin zu Covid-Antikörpern.
Menstruationsblut bisher kaum erforscht
Die Gründerin Sara Naseri konnte während ihres Medizinstudiums nur eine Studie über Menstruationsblut finden, erzählt sie BBC. In dieser Studie wurde die Zusammensetzung und Struktur von Menstruationsblut erforscht - es wurden 385 Proteine gefunden, die nur im Menstruationsblut vorkommen.
Menstruationsflüssigkeit enthält neben Blut auch Vaginalsekret, Zervixschleim und Gebärmutterschleimhautzellen. Das Endometrium ist eine Membran, die die Gebärmutter auskleidet und jeden Monat dicker wird, um die Einnistung des Embryos zu unterstützen. Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, wird diese Schleimhaut ausgeschieden.
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Das Team von Qvin hat sich nun zum Ziel gesetzt, die Forschungslücke zu schließen und herauszufinden, welche Zusammenhänge es zwischen Menstruationsblut und dem Blut aus einer Vene oder einem gestochenen Finger gibt. Mögliche Ziele könnten auch sein, den Cholesterin- oder Blutzuckerspiegel zur Überwachung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes über die Menstruationsblutung zu überwachen.
Viele Tabus
Das zweite Start-up, das sich derzeit mit Menstruationsblut befasst, heißt Theblood. Und hier begann das Problem damit, überhaupt einen Laborpartner zu finden, der sich bereit erklärt, Menstruationsblutproben zu analysieren. „Wir müssen von Anfang an alles von Grund auf neu machen. Labore testen Speichel-, Urin- oder Stuhlproben, aber für Menstruationsblut gibt es einfach nichts“, sagt Miriam Santer, Mitbegründerin von Theblood zu BBC.
Das Berliner Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, den Gender-Data-Gap zu schließen. Mit der Analyse von Menstruationsblut sollen Gesundheitsdaten wie Hormone und Vitamine analysiert werden, um noch nie dagewesene Daten zu liefern.
Statt Menstruationsblut wie bisher als Abfallprodukt zu sehen, soll es diese ungenutzte Ressource dazu beitragen, geschlechtsspezifische Datenlücken zu schließen.