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Die besten Menstruations-Apps, die auf Privatsphäre achten

Es gibt immer mehr Gründe dafür, warum es wichtig ist, seine heiklen Gesundheitsdaten besser zu schützen. Hier haben wir einigen Alternativen gesammelt von sicheren, privatsphärefreundlichen Menstruations-Apps. Jede davon hat einen leicht unterschiedlichen Fokus, aber allen ist gemein: die privaten Daten bleiben sicher.

1. Drip für Android und Fdroid

Für Android- und Fdroid-Nutzer*innen gibt es mit der App Drip eine Zyklus-App aus Berlin. Die Programmiererin Marie Kochsiek hat im Jahr 2018 das „Bloody Health Collective“ gegründet, um eine Alternative zu den datensammelnden Apps zu entwickeln (wir haben sie bereits interviewt). Diese hat sich der Gender-Inklusivität verschrieben und verfolgt das Motto „deine Daten, deine Wahl“. Die Daten bleiben auf dem Smartphone und es findet kein Tracking von Drittanbietern statt.

Bei Drip kann jede Person aussuchen, ob sie nur die Menstruation tracken will und die klassischen Striche macht für die Regel, oder aber ob sie die symptothermische Methode einsetzen möchte. Bei dieser Methode misst man die sogenannte Aufwachtemperatur mit Nachkommastellen und einem speziellen Thermometer.

So sieht die Drip App aus

2. Euki für Android und iOS

Mit Euki gibt es eine App aus Spanien, die für Android und iOS verfügbar ist. Bei dieser können Nutzer*innen ihre Daten mit einem PIN-Code schützen, der jedes Mal abgefragt wird, wenn die App aufgerufen wird. Die App hat folgenden Vorteil: Die Daten, die man einträgt, werden lediglich lokal am Gerät gespeichert und nicht in der Cloud. Durch den PIN sind die Daten dann noch einmal extra vor Zugriffen durch Menschen geschützt, die in der Nähe des Smartphones sind.

Die App hat neben der Kalender-Funktion auch noch jede Menge Icons für die Stärke von Blutungen, die ja von Tag zu Tag und Person zu Person unterschiedlich ist. Menstruierende können außerdem eintragen, wie viele Mittel sie einsetzen, um zu verhindern, dass ihre Blutung nach außen dringt: Tampons, Binden, Menstruationsunterwäsche oder Menstruationstassen.

Zudem erfährt man anhand einer Darstellung, in welcher Zyklus-Phase man sich gerade befindet, und was im Körper zu diesem Zeitpunkt passiert. Man kann sich auch per Push-Nachricht daran erinnern lassen, regelmäßig die Pille einzunehmen. Auch Informationen rund um Abtreibungen werden von Euki angeboten.

So sieht die Euki App aus Spanien aus

3. Clue für Android und iOS

Im europäischen Raum gibt es mit Clue eine Bezahl-Alternative für iOS und Android. Statt des Weiterverkaufs der Daten von Nutzer*innen setzt Clue als Geschäftsmodell auf ein Abo-Modell. Clue sagt, dass die Daten nicht an Werbetreibende verkauft werden. Geboten werden zudem zahlreiche Funktionen wie einer genauen Vorhersage, wie sich der Zyklus die nächsten 6 Monate entwickelt.

Zudem lassen sich mehr als 30 Symptome eintragen, die sich rund um die Menstruation im Körper von Frauen abspielen können. Clue verweist zudem auf die „starke EU-Datenschutzgrundverordnung“ und betont, dass die Daten sicher seien. Allerdings teilt Clue pseudonymisiert Daten mit der Forschung, wie aus einem Statement der Gründer*innen hervorgeht. Und es werden von der App Third-Party-Tracker eingesetzt, die Daten wandern außerdem in die Cloud. Die App ist daher nur bedingt zu empfehlen. Im Fall einer richterlichen Anordnung können Daten aus dieser App durchaus rausgerückt werden.

So sieht die Clue App aus

4. Stardust für iOS und Android

In den USA hat ein Team von Frauen eine Menstruations-App entwickelt, die das klassische Tracking der Periode mit den Bewegungen des Monds und anderer Planeten verknüpft. Gründerin Rachel Moranis erklärt, dass die App die Daten der Nutzer*innen Ende-zu-Ende verschlüsselt, um die Privatsphäre zu schützen. Mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sind die Daten vor Zugriffen durch den Staat sicher.

„Die Daten sind sicher. Auch wir können sie nicht sehen. Ihr seid die Einzigen, die darauf Zugriff haben“, heißt es in einer Erklärung auf der Website. Die Verschlüsselung wird in der Version, die am Dienstag veröffentlicht wird, verfügbar sein. Gleichzeitig kommt auch die Android-Version raus und das Update für iOS.

Das Interface der App sieht auf den ersten Blick ansprechend aus, auch hier gibt es Informationen darüber, in welcher Zyklus-Phase man sich aktuell befindet und was das für den eigenen Hormon-Haushalt bedeutet. Die Verknüpfung mit dem Mond ist sehr speziell, dürfte aber durchaus bei manchen Anklang finden.

So sieht die Stardust App aus

5. Fdroid-Angebote

Im Fdroid-Store gibt es noch weitere Open-Source-Alternativen für jene Nutzer*innen, die auf Open Source und ihre Privatsphäre wert liegen. Hier lohnt es sich, bei den Angeboten die einzelnen Bestimmungen durchzulesen und das jeweils Passende auszusuchen.

Fragen, auf die ihr achten müsst: Bleiben die Daten auf eurem Smartphone oder werden sie in die Cloud übertragen? Gibt es Third-Party-Tracker und mit wem werden die Daten geteilt? Gibt es eine Verschlüsselung? Wenn ihr darauf keine klaren Antworten findet, lasst lieber die Finger von den Angeboten. Nur weil etwas Open Source ist, heißt es nicht automatisch, dass die Privatsphäre geachtet wird.

"Consumer Reports" hat sich noch weitere Apps angesehen, und diese auf ihre "Privatsphärefreundlichkeit" überprüft. Empfohlen wird dort etwa auch noch die App Periodical für Android.

An wen die Daten weitergegeben werden

Klassische Menstruations-Apps von vielen, großen Herstellern sind seit Längerem dafür bekannt, sehr datenhungrig zu sein und diese Daten häufig auch mit Drittanbietern, Werbetreibenden und Datenhändlern zu teilen. Gesammelt werden von den Anwendungen häufig Daten über den Gesundheitszustand, das Sex-Leben sowie die Stimmung der Anwender*innen. Viele dieser Daten sind so sensibel, dass man sie mit niemand anderem teilen würde - oder würdet ihr eurer Mutter, oder eurem Arbeitgeber sagen, wann ihr das letzte Mal ungeschützten Sex hattet? 

Die beliebte Menstruations-App Flo wurde dabei erwischt, dass sie Daten von Schwangeren weitergegeben hatte. Anfang 2021 kam es in den USA zu einem Vergleich mit der Federal Trade Commission (FTC). Flo hat sich in Folge dazu verpflichtet, alle Betroffenen nachträglich zu informieren und alle Drittfirmen dazu zu verpflichten, die sensiblen Daten zu löschen.

6. Anonymer Modus bei Flo 

Nachdem nun vergangene Woche in den USA vom Obersten Gerichtshof das liberale Abtreibungsgesetz gekippt wurde, war Flo einer der ersten App-Anbieter, die darauf reagiert haben. Flo kündigte einen eigenen Modus an, mit dem man seine Daten anonym speichern können soll. Nutzer*innen sollen damit jegliche Daten, die sie identifizieren, entfernen können. Unklar ist allerdings noch, wann dieses neue Feature verfügbar sein wird.

Die App Flo ist außerdem nur sehr bedingt zu empfehlen, da sie die Daten generell in die Cloud überträgt und viele Third-Party-Tracker installiert hat. Auch wenn sie seit dem FTC-Urteil privatsphärefreundlicher agieren muss, und jetzt einen anonymen Modus einführen will, heißt das nicht, dass sie von ihrem bisherigen Geschäftsmodell abweicht. Hier sollte man sich zuerst ganz genau ansehen, wass dieser "anonyme Modus" wirklich kann, bevor man die Entscheidung trifft, die App zu nutzen.

Warum Privatsphäre bei Menstruations-Apps wichtig ist

Warum ist es überhaupt heikel, dass Menstruations-Daten in die Hände Dritter gelangen? Das Problem: Menstruations-Apps zeigen nämlich nicht nur an, wann die letzte Periode war, sondern sie prognostizieren auch den Beginn der nächsten Periode – und deren Ausbleiben. Daten, die auch verraten können, wann jemand ungewollt schwanger war, und abgetrieben hat. In den USA wurde Abtreibung jetzt kriminalisiert. Die Daten aus den Apps könnten auch dazu verwendet werden, Betroffene juristisch per richterlicher Anordnung zu verfolgen.

Doch auch in europäischen Ländern wie Polen müssen sich Frauen, die schwanger werden, registrieren, damit festgestellt werden kann, ob 9 Monate später auch das "Ergebnis" vorliegt, denn auch dort ist Abtreibung verboten. In Österreich gibt es auch nur eine sogenannte "Fristenlösung". Ergo: Es kann auch in Europa jederzeit passieren, dass Abtreibungen kriminalisiert werden.

Doch nicht nur deshalb ist es ratsam, bei Apps auf Datensparsamkeit zu setzen. Wenn Menstruations-Apps Daten mit Drittanbietern teilen ist es auch in Europa möglich, dass Nutzer*innen in Folge gezielte Werbung angezeigt wird, etwa von falschen Abtreibungskliniken. Diese verbreiten mitunter gefährliche Falschinformationen, etwa dass Abtreibungen Krebs verursachen können und damit können sie großen Schaden anrichten.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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