NASA: Erde absorbiert so viel Hitze wie noch nie
Die Erde nimmt derzeit mehr Energie von der Sonne auf, als sie abgibt. Das sorgt dafür, dass sich unser Planet zunehmend erhitzt. Wie sich dieser Umstand seit 2005 entwickelt hat, haben Forscher*innen der NASA und der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) untersucht.
Die Erde wird permanent von Sonnenstrahlung getroffen. Durch die Atmosphäre, Wolken, Luftsauerstoff, den Boden und Wasser wird sie wieder in den Weltraum reflektiert. Bei diesem Rückstrahleffekt (Albedo) entsteht ein leichtes Ungleichgewicht von 0,30 Prozent. Diese übrige Strahlung wird von der Atmosphäre und der Erdoberfläche, hauptsächlich den Ozeanen, absorbiert und in Wärme umgewandelt.
Die NASA misst regelmäßig diese Strahlungsbilanz der Erde. Um sich anzusehen, welche Änderungen sich seit 2005 zeigen, nutzte das Forschungsteam Satellitendaten des Clouds and the Earth's Radiant Energy Systems der NASA (CERES) und Daten autonomer Flöße namens Argo. Sie verglichen so die einfallende Energie, die in der Atmosphäre gemessen wurde, mit Daten über die Erwärmung der Ozeane. Auf sie entfallen 90 Prozent der von der Erde absorbierten Hitze.
Erde absorbiert das Doppelte der Hitze
In den vergangenen 15 Jahren konnten die Wissenschaftler*innen hier eine verheerende Veränderung feststellen. Beide Datensätze zeigten, dass die Erde heute etwa das Doppelte der Hitze absorbiert wie noch 2005. "Die beiden unabhängigen Arten, sich das Ungleichgewicht der Energiebilanz der Erde anzusehen, decken sich. Das stärkt unser Vertrauen, dass wir es bei diesem Trend nicht mit einer Messungenauigkeit sondern einem wirklichen Phänomen zu tun haben", erklärt Norman Loeb, von CERES und Haupt-Autor der Studie in einem Statement.
Diese Entwicklung sei alarmierend, sagt Loeb. Eine treibende Kraft dieser Veränderung seien die menschgemachten steigenden Emissionen von Treibhausgasen wie CO2. Dadurch wird Hitze in der Atmosphäre gebunden, die sonst ins All entweichen würde. Das Resultat sind schmelzende Eiskappen, steigender Meeresspiegel, wärmere Temperaturen auf der Erdoberfläche und in den Ozeanen.
Beispielloser Anstieg
Ein weiterer Faktor sei die sogenannte Pazifische Dekaden-Oszillation (PDO). Darunter versteht man die plötzliche Änderung der Oberflächentemperatur des Pazifiks. Dieser natürlich Vorgang sorgte in einer besonders warmen Phase zwischen 2014 und 2020 für weniger Wolkenbildung über dem Ozean und damit weniger Reflektion der Sonnenstrahlung.
Dieser Mix aus menschgemachter und natürlicher Erwärmung sorge für eine enorme Veränderung der Energiebilanz der Erde, sagt Loeb. "Das Ausmaß dieses Anstiegs ist beispiellos." Er gibt allerdings zu bedenken, dass die Studie lediglich einen kleinen Ausschnitt abbildet und damit keinen Ausblick auf die kommenden Jahrzehnte zulässt. Trotzdem kommen die Wissenschaftler*innen zum Schluss, dass ohne eine Reduktion der Wärmeabsorbtion die Wahrscheinlichkeit für extremes Wetter, wie sehr hohe Temperaturen steigt. Die Studie erschien im Fachmagazin Advanced Earth an Science.