Science

Wer hinter QAnon steckt: Forscher könnten Urheber identifiziert haben

Die QAnon-Verschwörungsbewegung hat weltweit Anhänger*innen. Sie waren im Jänner 2021 am Sturm auf das Kapitol beteiligt und mischen auch hierzulande bei den Corona-Demos mit. Zwei Forscher*innen-Teams könnten nun unabhängig voneinander den Urheber der Verschwörungserzählung, die sich um Satanisten, Reptilienmenschen, Kindesmissbrauch und den "tiefen Staat" dreht, ausfindig gemacht haben, berichtet die "New York Times" .

Dabei soll es sich um den südafrikanischen Software-Entwickler Paul Furber handeln. Später soll auch der US-Amerikaner Ron Watkins unter dem ominösem Kürzel Q die bizarren Thesen hinter der Verschwörungserzählung in Umlauf gebracht haben. Zunächst gemeinsam mit Furber und später weitgehend alleine, heißt es in dem Bericht. Beide stellten gegenüber der "New York Times" aber in Abrede hinter dem Kürzel Q zu stehen.

Forensische Linguistik und maschinelles Lernen

Bei der Identifikation von Q stützten sich die beiden Forscher*innen-Teams auf die Stilometrie, die unterschiedliche Sprachstile mit mathematischen Methoden ausfindig macht.

Das Schweizer Team, das sich aus Forscher*innen des Start-ups OrphAnalytics zusammensetzt, suchte mithilfe von Software nach Zeichensequenzen in den Botschaften von Q, die ab 2017 auf dem Messageboard 4chan erschienen und später auf einer von Watkins Vater betriebenen Site. Das französische Forscher*innen-Team trainierte Algorithmen, um Muster in Qs Schriften mithilfe maschinellen Lernens zu erkennen. Dabei wurden umfangreiche Textproben von Q mit Social-Media-Postings von 13 Personen verglichen, die hinter dem Kürzel vermutet wurden.

Furber und Watkins wurden dabei mit einer Genauigkeitsrate zwischen 93 und 99 Prozent als die Autoren hinter Qs Botschaften identifiziert.

Mit ähnlichen Methoden konnte beispielsweise auch schon Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling als Urheberin eines Kriminalromans "Der Ruf des Kuckuck" ("The Cuckoo's Calling") ausgemacht werden, den sie 2013 unter dem Pseudonym Robert Gailbrath veröffentlichte. Auch das FBI setzte Stilometrie ein, um den Unabomber Ted Kczynski zu identifizieren.

Die QAnon-Bewegung, die auch antisemitische und rechtsradikale Botschaften verbreitet, hat weltweit Zulauf

Expert*innen von Ergebnissen weitgehend überzeugt

Von der "New York Times" befragte Expert*innen, beurteilten die Studienergebnisse großteils als "glaubhaft" und "überzeugend", ein forensicher Linguistiker meldete Zweifel an. Dafür, dass Furber oder Watkins hinter Q stehen, gab es aber auch bereits zuvor starke Hinweise.

Die beiden wollen davon jedoch nichts wissen. Furber bestritt gegenüber der Zeitung hinter Q zu stehen und verwies darauf, dass er sich die Sprache des Verschwörungserzählers lediglich angeeignet habe. Die Forscher*innen halten dem jedoch entgegen, dass sie auch frühere Tweets von Furber in ihre Analyse miteinbezogen haben.

Die frühen Botschaften Qs, in denen grundlegende QAnon-Mythen und Slogans formuliert wurden, seien auf ihn zurückzuführen. 2018, als Watkins übernommen habe, habe sich auch der Stil der Mitteilungen geändert.

Kandidatur für US-Kongress

Auch Watkins stellte gegenüber der "New York Times" in Abrede, Q zu sein, stellte sich aber inhaltlich hinter die Botschaften. Der 34-Jährige will für die US-Republikaner in den Kongress einziehen. Sein Wahlkampf wird zu guten Teilen durch die QAnon-Bewegung unterstützt.  

Die Forscher*innen wollten nicht ausschließen, dass ab 2018 auch andere Autor*innen zu den Tausenden von Nachrichten von Q beigetragen haben. Der letzte Tweet stammt aus dem Jahr 2020.  

Die beiden Forschungsteams hoffen, durch ihre Arbeit dazu beigetragen zu haben, die QAnon-Verschwörungserzählung zu demystifizieren und den Zulauf zu der Bewegung zu stoppen.

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