Vom All auf den Acker: Satelliten scannen Österreichs Felder
Die EU will mit neuen Regelungen landwirtschaftliche Flächen kontrollieren und gleichzeitig mehr für den Umweltschutz tun. Daher trat mit 1. Jänner die neue gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in Kraft. Teil davon ist die Vorgabe, landwirtschaftlich genutzte Flächen mit einem Flächenmonitoringsystem (FMS) zu überwachen.
Ein Grund dafür ist, dass Bauern und Bäuerinnen jährlich melden, was sie auf ihren Parzellen anbauen. Dafür erhalten sie EU-Subventionen. Allerdings muss auch kontrolliert werden, ob die angegebenen Pflanzen tatsächlich auf dem jeweiligen Feld gesetzt wurden. Bisher passierte das stichprobenartig vor Ort. Mitarbeiter*innen kontrollierten, ob sich die Angabe mit der Realität deckt. War das nicht der Fall, mussten die Landwirt*innen sofort eine Strafe zahlen.
Sentinel-Satelliten
Das ändert sich nun mit einem System, das die Innsbrucker Firma GeoVille und die Wiener Firma EOX im Auftrag der AgrarMarkt Austria (AMA) entwickelt haben. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Klimaschutz (BMK), über das nationale Weltraumprogramm.
Auch die Europäische Weltraumagentur ESA förderte die Entwicklung. Sie betreibt im Rahmen des Copernicus-Programms die Sentinel-Erdbeobachtungssatelliten der ESA. Die Satellitenpaare Sentinel-1 und Sentinel-2 liefern dafür etwa alle 5 Tage optische und Radar-Aufnahmen der Erdoberfläche. Deren Auflösung beträgt 10 x 10 Meter pro Pixel.
Diese Daten sind frei verfügbar und bilden die Basis des Flächenmonitorings. "Die Daten werden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet", erklärt GeoVille-CEO Christian Hoffmann im Gespräch mit der futurezone. Dafür seien die Sentinel-Daten besonders gut geeignet, da sie nicht jedes einzelne Pflänzchen aufnehmen, sondern alle 2,6 Millionen Parzellen in Österreich in ihrer Gesamtheit erfassen. Diese Informationen werden dann mit den Angaben abgeglichen, die die Landwirt*innen gegenüber der AMA gemacht haben.
Flächenkontrolle per Ampelsystem
In der Software selbst wird das über ein Ampelsystem ausgewertet.. Auf grünen Flächen wird genau das angebaut, was auch angegeben wurde. Bei gelben Flächen kann nur mit einer Wahrscheinlichkeit von maximal 75 Prozent identifiziert werden, was angebaut wird. Das ist aber ausreichend, um keine Folgen für die Landwirt*innen zu haben.
Sind die Flächen rot, deckt sich die Angabe nicht mit der Realität. Statt sofort mit einer Strafe belegt zu werden, wie das früher der Fall war, werden die Landwirt*innen nun darüber informiert werden. Anschließend haben sie 14 Tage Zeit, um den Fehler zu beheben.
Mehr Biodiversität
Eine Test-Version des Tools kann man sich online ansehen (hier). Dort kann man beispielhaft für einzelne Parzellen die angegebene Pflanze ("Schlagnutzung") nachsehen. Unter dem Punkt "Kulturgruppe vorhergesagt" steht, welche Nutzungsart das System dort erkannt hat. Das ist in verschiedene Ränge aufgeteilt. Sie geben mit absteigender Wahrscheinlichkeit an, was man in dieser Parzelle vorfindet. Wurde z.B. Winterraps angemeldet, das System erkennt aber, dass dort möglicherweise Körnererbsen angebaut werden, wird das Feld gelb eingefärbt.
Daneben kann das FMS auch weitere Aktivitäten erkennen, etwa ob Flächen versiegelt werden. Außerdem wird überprüft, ob es sich um Ackerflächen, Grünflächen oder bestellte Felder handelt und wann diese gemäht werden. "Für die Biodiversität ist es wichtig, die Mähzeitpunkte einzuhalten", sagt Hoffmann. Würde etwa zu früh gemäht, könnte das zur Gefahr für Bodenbrüter und Rehkitze auf den Feldern werden.
Das Tool soll aber nicht zum Kontrollinstrument werden, sondern Vorteile für die Landwirt*innen bringen. Damit fallen die Vor-Ort-Kontrollen und der damit verbundene hohe Bürokratie-Aufwand weg, so Hoffmann. Die Daten sind dabei anonymisiert und die Integrität der Landwirt*innen sei gewährleistet, so der GeoVille-CEO. Öffentlich einsehbar ist das Tool nicht.