Schon vor 30.000 Jahren lebten Menschen in Amerika
Die ersten Menschen haben offenbar schon sehr viel früher als bisher angenommen auf dem amerikanischen Kontinent gelebt. Dies geht aus zwei am Mittwoch in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichten Studien hervor.
Wissenschafter der Universidad Autónoma de Zacatecas entdeckten demnach in einer Höhle in Zentralmexiko Steinwerkzeuge, die belegen, dass bereits vor mindestens 30.000 Jahren Menschen in Amerika lebten - und damit etwa 15.000 Jahre früher als angenommen.
Höhle als Fundort
"Unsere Forschung liefert neue Beweise für die frühe Präsenz des Menschen in Amerika", sagte Ciprian Ardelean, Archäologe an der Universidad Autonoma de Zacatecas und Hauptautor einer der Studien. Die Forscher entdeckten demnach in der Chiquihuite-Höhle im mexikanischen Hochland unter anderem 1.900 Steinwerkzeuge. Eine Radiokarbondatierung ergab, dass die ältesten Funde zwischen 33.000 und 31.000 Jahre alt sind und die Höhle rund 20.000 Jahre lang besiedelt wurde. Die Forscher stießen bereits 2012 auf die Höhle, die Werkzeuge wurden jedoch erst 2017 bei Ausgrabungen entdeckt.
Menschliche Knochen oder DNA wurden in der Höhle nicht gefunden. Die Machart der Werkzeuge deutet den Archäologen zufolge jedoch auf eine bisher unbekannte Steinkultur hin. "Es ist wahrscheinlich, dass Menschen diesen Ort relativ konstant nutzten, möglicherweise in wiederkehrenden saisonalen Perioden, die Teil größerer Migrationszyklen waren", schlussfolgern die Wissenschafter.
Umstrittene Ankunft
Wie und wann der Homo sapiens auf den amerikanischen Kontinent kam, ist in der Wissenschaft hoch umstritten. Die lange vorherrschende Theorie, wonach die ersten Menschen vor etwa 13.500 Jahren nach der letzten Eiszeit den Kontinent besiedelten, wurde in den vergangenen 20 Jahren durch mehrere archäologische Funde infrage gestellt.
Forscher hatten lange angenommen, dass diese nach dem Fundort benannten Clovis-Menschen über eine Landbrücke vom heutigen Russland aus nach Alaska einwanderten. In den vergangenen Jahren wurden jedoch Spuren menschlicher Siedlungen entdeckt, die bereits 2.000 oder 3.000 Jahre früher entstanden waren.
Zweite Studie
Aus einer zweiten Studie von Lorena Becerra Valdivia und Thomas Higham von der Universität Oxford geht zudem hervor, dass Menschen bereits vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit in Amerika lebten, die vor etwa 27.000 Jahren begann und vor 19.000 Jahren endete. Die Wissenschafter hatten Funde von 42 Ausgrabungsstätten in Nordamerika neu datiert. "Wenn also Menschen während des letzten glazialen Maximums hier waren, dann deshalb, weil sie bereits vorher angekommen waren", erklärte Ardelean.