Ist SpaceX verrückt geworden? Warum Starships Fracht eine einzelne Banane war
„Bist du Banane?“ Fragt man das Angestellte von SpaceX, ist die Antwort ein lautes und klares: Ja! Die gelbe Frucht war der heimliche Star des 6. Testflugs, den das Starship am 19. November absolviert hat.
Schon vor dem Start ging es ziemlich Banane zu. Am SpaceX war eine Cartoon-Banane aufgemalt, die eine Banane in der Hand hält. Dieser Meta-Witz wurde beim Testflug zum Maxi-Witz, der jetzt dazu führt, dass SpaceX Bananen als Fanartikel verkauft.
Banana for scale
Vor dem Testflug wirkte die Deko-Banane noch ein bisschen unmotiviert: Warum macht SpaceX gerade jetzt den „Banana for Scale“-Schmäh – schließlich ist das Meme schon gut 20 Jahre alt.
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Die Auflösung erfuhr man im Livestream des Testflugs. Eine Banane ist die erste Fracht, die Starship jemals in den Weltraum bringt. Aus Sicherheitsgründen, und damit niemand „Lebensmittelverschwendung!“ schreit, war es keine echte Frucht, sondern eine Spielzeugbanane aus Stoff. Außerdem war sie im Frachtraum angebunden und wurde nicht ins All freigelassen.
Zero-G Indicator: Eine Raumfahrttradition
Im Livestream konnte man die Banane dann in der Mikrogravitation herumschweben sehen. So erfüllte sie den Zweck eines Zero-G Indicators.
Dies ist normalerweise eine Tradition aus der bemannten Raumfahrt. In die Raumkapsel bzw. das Raumschiff wird ein loser, weicher Gegenstand mitgenommen. Wird die Erdanziehungskraft nach dem Start überwunden, beginnt er zu schweben. Die Astronauten wissen somit, dass sie jetzt in der Schwerelosigkeit sind und entsprechend agieren müssen, wenn sie sich abschnallen.
Die Tradition wurde auch für unbemannte Flüge übernommen. Bei Artemis 1 waren sogar 2 Zero-G Indicators an Bord des Orion-Raumschiffs. Snoopy repräsentierte die NASA und Shaun das Schaf den Beitrag der europäischen Weltraumagentur ESA zu der Mission.
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Seitenhieb gegen die FAA
Der SpaceX-Witz ist gleichzeitig ein Seitenhieb. Im Livestream sagte die SpaceX-Managerin Kate Tice, dass die Banane ein Testlauf für den Genehmigungsprozess für Weltraum-Frachtbeförderung der FAA ist. SpaceX geriet schon mehrmals in Konflikt mit der US-Luftfahrtbehörde, speziell wenn es um Starship ging. Mit der Banane will SpaceX zur FAA also sagen, dass ihre Regeln „bananas“ sind – also verrückt.
Im englischen Sprachgebrauch wird „bananas“ als nett, oder zumindest nicht ganz so gemeine, Form von „verrückt“ verwendet. „Are you bananas?“ – „Bist du verrückt?“ wird etwa zu Freunden als erstaunte Antwort auf eine kühne Behauptung gegeben. Und „I’m bananas for…“ wird genutzt als „Ich bin verrückt nach…“.
In den sozialen Netzwerken ist der Seitenhieb gegen die FAA jedenfalls nicht unbemerkt geblieben. „SpaceX hat im Grunde einen gelben Mittelfinger ins All geschossen“, ist da etwa zu lesen.
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Nach der Banane kommt das Merch
Passend zu dieser Affäre hat SpaceX einen Missionsaufnäher für den Flug Nummer 6 entworfen. Dieser ist eine Anspielung an das Chiquita-Logo, das man auch als Sticker auf den Bananen dieser Marke findet, wenn man sie im Supermarkt kauft. Und damit es auch wirklich klar ist, steht auf dem Mission Patch: „It’s bananas!“ – „es ist verrückt!“
Wer jetzt ganz Banane nach der SpaceX-Banane ist, kann sich mit den passenden Fanartikeln eindecken. Den Aufnäher gibt es für 15 US-Dollar. Eine Stoffbanane mit „(For Scale)“ Stickerei kostet 30 US-Dollar und wird ab März 2025 ausgeliefert. Wer sich nicht sicher ist, wie groß die Banane ist: Sie ist im Maßstab 1:1, was in etwa 1/247 des Starships ist.
Außerdem gibt’s die Banane, die seitlich auf dem Starship aufgemalt war, für 75 US-Dollar als Wandsticker – der aufgrund seiner Größe aber nur innerhalb der USA verschickt wird. Das übrige Merch, darunter das Bananen-T-Shirt (30 US-Dollar), kann nach Österreich geschickt werden.
Vorsicht beim Bestellen: Zu den Versandkosten kommen noch Einfuhrumsatzsteuer und Zoll hinzu. Das sind üblicherweise etwa 25 Prozent des Warenwertes.
Tesla im Weltraum
Die Stoffbanane ist nicht das Verrückteste, das SpaceX jemals ins All gebracht hat. An Bord einer Dragon-Kapsel war 2010 ein Le Brouére Käserad. Das war eine Anspielung an einen klassischen Sketch aus Monty Python's Flying Circus.
Mit der Falcon Heavy wurde Musks eigener Tesla Roadster 2018 in den Weltraum gebracht – und dort ausgesetzt. Das Auto befindet sich jetzt in einem Orbit um die Sonne, der in etwa 557 Tage dauert.
Auf der Website whereisroadster.com kann man den aktuellen Standort des Elektroautos abfragen. Im Moment ist der Roadster über 335 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und fliegt 47.000 km/h schnell.