Science

Überraschende Entdeckung: So stören Starlink-Satelliten die Astronomie

Astronom*innen warnen schon seit geraumer Zeit davor, dass das Starlink-Netzwerk von SpaceX die wissenschaftliche Forschung im All behindern wird. Der Grund: Die Satelliten sind sehr hell und erschweren damit die Erforschung des Kosmos.

Elon Musk plant, mit SpaceX zigtausende Starlink-Satelliten ins Weltall zu bringen, um damit High-Speed-Internet anzubieten. Damit würde die Anzahl der sich im All bewegenden Objekte mit einem Schlag verdoppelt und der Nachthimmel würde noch heller werden. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum die Satelliten die Forschung stören. Auch die Radiowellen, die diese Satelliten für ihre Kommunikation nutzen, könnten die Beobachtungen empfindlicher Radioteleskope beeinträchtigen.

68 Starlink-Satelliten wurden genau beobachtet

Bisher fehlte es allerdings an Untersuchungen dazu. Nun gibt es erste Beweise dafür, dass die Satelliten wirklich die wissenschaftliche Forschung stören. Im Astronomie und Astrophysik Journal wurde nun eine Studie veröffentlicht, die in den Niederlanden mit einem Teleskop 68 Starlink-Satelliten untersucht hat, berichtet ABC News. Die Studie wurde mit einem Low Frequency Array (LOFAR)-Teleskop durchgeführt. Dabei ist eine neue, unerwartete Quelle wissenschaftlicher Störungen aufgetaucht: Die Strahlung von der Bordelektronik in Starlink-Satelliten.

Federico Di Vruno, Co-Direktor des International Astronomical Union Centre for the Protection of the Dark and Quiet Sky und einer der Autoren der Studie, sagt, die Entdeckung sei angesichts der wachsenden Zahl von Satelliten, die den Himmel umkreisen, von Bedeutung. „Angenommen, es gibt einen Satelliten im Weltraum, der diese Art von Signal ausstrahlt, dann besteht eine sehr, sehr geringe Chance, dass sich dieser Satellit im Strahl des Teleskops befindet“, so Di Vruno. Aber wenn das plötzlich hunderttausende Satelliten sind, ist es von Bedeutung.

Dieselben Funkfrequenzen, die LOFAR misst

Bei LOFAR handelt es sich um ein Netzwerk aus 40 Funkantennen, die über Niederlande, Deutschland und weitere Länder verteilt sind. Damit kann das Teleskop die längste Wellenlänge der von Objekten im Weltraum emittierten Strahlungen messen. Die Starlink-Satelliten haben unbeabsichtigt Funkfrequenzen ausgesandt, die denen ähneln, die LOFAR erkennen soll.

In der Studie beschrieben die Forscher*innen die Erkennung dieses unerwünschten niederfrequenten Funkbrummens von Starlink-Satelliten. „Mit LOFAR haben wir Strahlung zwischen 110 und 188 MHz von 47 der 68 beobachteten Satelliten entdeckt“, sagt Cees Bassa, Astronom am Niederländischen Institut für Radioastronomie (ASTRON) laut Space.com. „Dieser Frequenzbereich umfasst ein geschütztes Band zwischen 150,05 und 153 MHz, das von der Internationalen Fernmeldeunion speziell der Radioastronomie zugewiesen wurde", so Bassa.

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Wilder Westen: Im Weltall ist alles erlaubt

Das Problem ist: Es gibt derzeit keine Regulierung dafür, was im Weltraum erlaubt ist und was nicht, auch nicht für unbeabsichtigte Emissionsausstöße von Funksignalen. Laut Steven Freeland, einem internationalen Rechtsexperten, sollen in den kommenden 10 Jahren zwischen 100.000 und 500.000 Objekte im Weltraum verkehren und der Weltraum werde „sehr dicht besiedelt“ sein. Die meisten Satelliten werden im Bereich zwischen 500 und 1000 Kilometer über der Erde angesiedelt sein und ihre Runden drehen. Regulierungen gebe es bisher keine und derzeit sei alles „Wilder Westen“, so Freeland.

Der Astrophysiker Robin Cook sagt, dass die Zunahme an Satelliten seine Arbeit, Fotos aus dem Weltraum zu machen, stark behindert werde. „Das muss man sich so vorstellen: Wenn man dieses große Teleskop hat, mit dem man die entlegensten Teile des Universums betrachten kann, aber einem die ganze Zeit Dinge ins Gesicht fliegen“, so Cook.

Noch größere Probleme in der Zukunft

„Unsere Studie stellt den neuesten Versuch dar, den Einfluss von Satellitenkonstellationen auf die Radioastronomie besser zu verstehen“, sagt der Studienleiter Federico Di Vruno. Seine Befürchtung ist, dass die Satelliten immer größer werden könnten und das noch problematischer werden wird als es jetzt schon ist. Die Simulationen, die die Forscher*innen durchgeführt haben, zeigen nämlich, dass der Effekt umso schlimmer ist, je größer die Konstellation ist, da sich dann die Strahlung aller Satelliten summiert.

Die Ausstöße könnten dann immer häufiger mit dem technischen Equipment der Forscher*innen interagieren und die Ergebnisse dadurch verfälschen. Die Wissenschaftler*innen hoffen daher, dass das zumindest ins Bewusstsein der Hersteller dringt und derartige Dinge künftig mitbedacht werden. Sie hoffen außerdem, dass es bald klare Regelungen für die Radioastronomiebänder gibt, um diese vor unbeabsichtigter Strahlung zu schützen.

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