Start-ups

Heimisches Start-up erfindet Biokosmetik neu

„Die Leute werden immer kritischer, und je kritischer, umso besser für uns“, sagt Christian Pauzenberger. Er bezieht sich auf die Vorsicht hinsichtlich der zahlreichen Kosmetikunternehmen, die sich als umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Unternehmen darstellt, obwohl es dafür keine Grundlage gibt. Stichwort: "greenwashing". Denn: Begriffe wie „natürlich“ oder „bio“ sind in Europa nicht geschützt oder einheitlich geregelt – „die Leute blicken in dem Biodschungel nicht mehr durch.“ Pauzenberger will mit seinen Körperpflege-Produkten daher Sicherheit schaffen und hat gemeinsam mit Alexander Daspersgruber die oberösterreichische Biokosmetik-Marke vielö gegründet.

Da Österreich aufgrund der strengen Standards für heimische Biokosmetik eine Vorreiterrolle in der Überprüfung der Qualität und Transparenz einnimmt, hat sich das Unternehmen anstatt für Naturkosmetik bewusst für zertifiziert heimische Biokosmetik auf Molkebasis entschieden – „designed AND made in Austria“. Dabei kommen Pauzenberger zufolge alle Inhaltsstoffe aus kontrolliertem Bio-Anbau.

Haut profitiert

Entstanden sei die Grundidee, Kosmetika aus Biomolke herzustellen, aber zufällig. Während seines London-Aufenthalts stellte Pauzenberger fest, dass Molke in England weiterverwertet wird, beispielsweise in der Fitnessindustrie. Molke hat einen geringen Fett- und hohen Proteingehalt. Und davon profitiert auch die Haut. „Es ist bekannt, dass die enthaltene Milchsäure eine balancierende und entspannende Wirkung auf den Körper entfaltet“, sagt er.

Im Sinne der Kreislaufwirtschaft wollten die beiden Gründer Molke auch in Österreich ein weiteres Anwendungsgebiet außerhalb von Milchbädern in Thermen zuweisen. So hat vielö Ende 2018 seine erste Whey-Körperpflegelinie herausgebracht. Dabei unterstützt wurde das Start-up von der Austria Wirtschaftsservice (aws) mit der Initiative „Gründung am Land“. Junge und innovative Unternehmen mit einem wirtschaftlichen Mehrwert für ländliche Regionen werden bei der Gründung oder Entwicklung mit einem Zuschuss gefördert.

Mit den Produkten will das Unternehmen aber nicht nur das physische Wohlbefinden stärken: „Wir wollen, dass Menschen einfache und qualitativ hochwertige Dinge wieder wertschätzen“, so der Gründer. Dieser Leitgedanke spiegelt sich nicht nur im tatsächlichen Produkt, sondern auch im minimalistischen Design wider, "das Ruhe einbringen soll". Neben dieser Einfachheit hat das junge Unternehmen weitere drei Prinzipien definiert, die es kompromisslos verfolge: Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit. Auch damit will vielö ein Gegenprodukt zur herkömmlichen Kosmetik schaffen, die oftmals mit übertriebenen Werbeversprechen überzeugen will. Vortäuschung, falsches Versprechen und Irreführung gibt es hier nicht. „Unsere Zielgruppe ist gesundheitsbewusst, kritisch und kreativ“, sagt Pauzenberger. Und die verlangt einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit den vorhandenen natürlichen Ressourcen.

Kein Schubladendenken

Die vielö-Zielgruppe wird auf jeder einzelnen Entwicklungsstufe miteingebunden und bekommt Samples zum Testen. „Basierend auf die Rückmeldung wird der nächste Schritt gesetzt. Ist das Produkt zu dickflüssig, oder der Duft zu stark, wird das Produkt optimiert. Wir produzieren im Labor also nicht an der Zielgruppe vorbei“, erklärt der Mitbegründer. Um sich weiter von gängigen „Schubladisierungen“ der Kosmetikindustrie zu lösen, hat das Start-up eine Unisex-Linie produziert, die angefangen beim Kleinkind bis hin zum Großvater für jeden geeignet ist.

Neben zahlreichen Auszeichnungen zählt das Start-up inzwischen 40 Kooperationspartner – sowohl im Inland als auch im Ausland. „Wir statten jetzt auch das erste Hotel aus, das rein auf unsere Produkte in allen Zimmern setzt“, so Pauzenberger. Wichtig für eine Kooperation seien Marken, die ähnliche Prinzipien verfolgen. „Uns ist wichtig, dass die Beratung stimmt, wir zelebrieren unsere Partnerschaften und vermarkten unsere Partner auch. Wir sind ihnen dankbar, weil wir eine noch sehr junge Marke sind. Sie kommen aber immer wieder zurück, weil die Produkte gut ankommen“, ergänzt er. Auch eine weitere Expansion sei interessant: „Wir wollen demnach die weitere Internationalisierung vorantreiben und die Marke etablieren und da auch Aktivitäten setzen“.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und aws.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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