Start-ups

Wie ein Wiener Start-up das Metaverse wirklich für alle zugänglich macht

Seit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Milliarden in virtuelle Welten steckte und in Aussicht stellte, dass bald alle im Metaverse leben werden, werden hohe Erwartungen in digitale Welten gesteckt. Nutzer*innen sollen sich dort treffen, untereinander austauschen, gemeinsam Filme ansehen, aber auch einkaufen und tanzen können. Auch der Softwarekonzern Microsoft will in dem Bereich stark wachsen, betont dabei aber vor allem den Einsatz im beruflichen Umfeld. Nutzer*innen sollen in virtuellen Räumen zusammenarbeiten oder Projekte und Geschäftsideen besprechen.

Beide Unternehmen setzen bei ihren Vorstellungen des Metaversums stark auf VR- und MR-Brillen als Endgeräte für das virtuelle Erlebnis. Ein falscher Ansatz, wie Arnold Putz meint. Man könne den Zugang zu virtuellen Welten nicht auf nur ein Gerät beschränken, meint der Technikchef und Mitgründer des Wiener Start-ups Captic.

Genauso wie sein Mitgründer Ricard Gras arbeitet Putz seit Jahren an virtuellen Welten. Anders als die Facebook-Mutter Meta will das in Wien ansässige Unternehmen virtuelle Welten aber über das World Wide Web und damit nicht nur über VR-Brillen sondern über alle möglichen Endgeräte, vom Handy über das Tablet bis hin zu TV-Geräten und Spielekonsolen, zugänglich machen und so wirklich allen Zutritt gewähren.

"Weiterentwicklung einer Webseite"

Ermöglicht wird das durch eine von dem Start-up entwickelte 3D-Engine, die auf dem künftigen Webstandard WebGPU basiert, der gerade vom World Wide Web Consortium erarbeitet wird. Genauso wie man im Web über Links von Website zu Website surft, soll man sich mit seinem Avatar von virtueller Welt zu virtueller Welt bewegen können. Putz: "Wir sehen das Metaverse als Weiterentwicklung einer Webseite."  

Auf einer hauseigenen Demoplattform können Nutzer*innen die Technologie ausprobieren. Bisher wurden dort mehr als 1.000 virtuelle Welten erstellt. Dabei können sie aus verschiedenen Vorlagen auswählen, eigene Räume kreieren und auch eigene Avatare oder virtuelle Gegenstände hochladen. Genutzt werden die virtuellen Räume bislang beispielsweise für das Treffen mit Freund*innen, um zusammen zu spielen oder zum gemeinsamen Videoschauen, erzählt Putz. 

Captic-Mitgründer Arnold Putz

"Sehr heißes Thema" für Unternehmen

Auch Unternehmen greifen auf die Technologie des Start-ups zurück, und bringen die virtuellen Räume etwa als Showroom für ihre Produkte, für Konferenzen oder zur Schaffung eines Einkaufserlebnisses zum Einsatz. Vor allem für E-Commerce-Unternehmen, Telekommunikationsanbieter und Spieleentwickler sei das ein "sehr heißes Thema", sagt Putz. Dafür können sie von Captic Lizenzen für die Nutzung der Technologie kaufen. Private Nutzer*innen können kostenlos darauf zugreifen.

Putz und Gras präsentieren ihre Technologie auf internationalen Messen, wie dem Mobile World Congress (MWC), und in zahlreichen Gesprächen mit potenziellen Kund*innen. Mit dem Team von Googles Chrome-Browser arbeitet das Start-up bei der Weiterentwicklung der Webtechnologie zusammen. Mit Meta kooperiert man bei der Darstellung der virtuellen Welten auf der VR-Brille Quest.

Captic-Mitgründer Ricard Gras

Euphorie abgekühlt

Dass die Euphorie für das Metaversum beim Zuckerberg-Konzern Meta zuletzt merklich abgekühlt ist und zahlreiche Mitarbeiter*innen entlassen wurden, sieht Putz gelassen. Meta habe sich mit seinem auf VR-Brillen beschränkten Zugang zum Metaversum möglicherweise verrannt. Viele Nutzer*innen würden über Smartphones in virtuelle Welten einsteigen. "Wir sehen, dass das gut angenommen wird."

Marktbeobachter*innen gehen deshalb davon aus, dass Meta sein Horizon World genanntes Metaversum auch bald für andere Geräte zugänglich machen wird. Die Akzeptanz ist derzeit bestenfalls schleppend. Das Unternehmen muss sich auch viel Spott wegen der etwas spröden technischen Umsetzung anhören.

"Markt wird sich sehr schnell entwickeln"

Davon, dass sich ein für alle Nutzer*innen und Geräte offenes Metaverse früher oder später durchsetzen wird, ist Putz überzeugt. Es werde relativ schnell üblich sein, dass man sich auf Webseiten 3D-Welten ansehe, sagt Putz. "Der Markt wird sich sehr rasch und sehr stark entwickeln."  

Das Wiener Start-up, das vor Kurzem eine Förderung der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) erhielt und auch bereits Investoren an Bord hat, will dabei jedenfalls kräftig mitmischen. Mit Unternehmenskunden werden auch bereits erste Umsätze erwirtschaftet. Putz: "Wir stellen Leute ein, bauen unser Equipment aus und arbeiten an der Weiterentwicklung der Technologie."

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Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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