Ich war im Metaverse, aber die Zukunft habe ich nicht gesehen
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10 Milliarden Dollar hat Internetriese Meta – ehemals Facebook – im vergangenen Jahr in die Entwicklung des Metaverse investiert. Das Thema ist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sogar so wichtig, dass er sein Unternehmen im Oktober 2021 in „Meta“ umbenannte.
Denn das Metaversum soll der nächste große Durchbruch werden. Der Begriff ist noch schwammig. Tino Krause, Leiter für Zentraleuropa bei Meta, sollte es aber genauer wissen. Er erklärt das Metaverse als „Sammlung von virtuellen, dreidimensionalen Räumen, die miteinander verbunden sind.“
Das Metaverse als die nächste Internetrevolution
Anstatt in Zukunft von Webseite zu Webseite zu springen, von Videokonferenz zu Messenger, kann man einfach die Räume wechseln. „Wir sehen alle 10 bis 15 Jahre ein neues Technologiesystem, das sich durchsetzen wird“, sagt Krause. Und: „Das Metaverse wird das mobile Internet ersetzen“. Gemeint ist dabei die Art und Weise, wie wir unsere Handys nutzen und wie stark sie sich in unser aller Leben eingefügt haben. Das Metaverse soll ähnliche Ausmaße annehmen.
Metas Antwort, in diese neue, digitale Welt einzutauchen, sind Virtual-Reality-Brillen. Im Meta-Büro in Berlin kann ich mit dem neuesten Modell, der Quest 2, „in das Metaverse eintauchen“. Etwa in ein Lehrvideo, das mich von den Weiten des Weltalls bis in die Tiefsee mitnimmt. Der Bildungseffekt sei im Metaverse viel besser, als wenn Informationen aus Büchern aufgenommen werden.
„Immersion“ ist das Zauberwort, man soll komplett in die fiktive Welt eintauchen und sie so „erleben“. Ein bisschen erinnert es mich an den prophezeiten „Durchbruch“ des 3-D-Kinos durch den Kino-Hit „Avatar“ im Jahr 2009.
Arbeiten im digitalen Büro
Kurze Zeit später sitze ich – oder besser gesagt mein virtueller Avatar – in einem Meetingraum. Klassisch runder Tisch, Tafel und Laptop vor mir, mit drei weiteren digitalen Avataren. Einmal in der Woche halte man bei Meta so ein virtuelles Meeting ab, erzählt ein Mitarbeiter. Ob das digitale Büro in Zukunft reale Bürogebäude ersetzt? Noch sei man nicht so weit, vielmehr solle das Arbeiten im Metaverse das Arbeiten vor Ort ergänzen.
Zum Schluss eine kurze Spiele-Session, die Zeit ist knapp. Die zwei Controller in den Händen verwandeln sich in Pistolen, mit denen in einer virtuellen Welt auf Kreise und Vierecke geschossen werden muss. Nach einiger Zeit kann es sein, dass einem davon schlecht wird. Cyberübelkeit lautet der Fachbegriff dafür. Man gewöhne sich aber daran, versichert man mir.
Die Idee, sich eine virtuelle Welt aufzubauen, ist nicht neu. Das Computerspiel Second Life, das darauf beruht, gibt es bereits seit fast 20 Jahren. Auch VR-Brillen sind bereits seit einigen Jahren am Markt. Beides konnte sich bis jetzt nicht so weit durchsetzen, um von einem wirklichen technologischen Wandel sprechen zu können.
Ein Blick in die Zukunft
Was bleibt also von der kurzen Zeit im Metaverse? Eigentlich nur die Erkenntnis, dass die Umsetzung noch in weiter Ferne liegt. Künftig soll das Metaversum sowohl mit VR-Brillen als auch mit Smartphones oder Laptops betreten werden können. Der digitale Avatar soll zu einer zweiten Identität werden. Arbeit, Bildung, Unterhaltung – alles soll vom Metaverse umgekrempelt werden.
Zuckerberg pokert hoch, um Vorreiter dieser Technologie zu werden. Ob sich das auszahlt, wird man erst in einigen Jahren wissen.
Metaversum in Zahlen
290
Firmen arbeiten an gemeinsamen Standards für das Metaverse, darunter auch Chiphersteller Qualcomm und Nvidia, Microsoft, Google, Huawei und sogar IKEA. Ein großer Name fehlt aber in der Liste: Apple.
10.000.000.000
Dollar hat Meta im vergangenen Jahr in das Metaverse investiert. Das Unternehmen kann es sich aber leisten. Der Nettogewinn betrug im selben Jahr 39 Milliarden Dollar.
10 bis 15
Jahre braucht es - so schätzt man bei Meta - bis sich das Potenzial des Metaverse vollständig entfaltet hat.
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