EU zwingt WhatsApp eine neue Funktion auf
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Als Apple am Dienstag sein neues iPhone präsentiert hat, war die zentrale Änderung – der Umstieg von Lightning auf USB-C – auf eine Vorgabe der EU zurückzuführen. Ein einheitlicher Ladestandard soll Konsument*innen und Umwelt gleichermaßen Vorteile bringen.
Ähnliche Neuerungen verlangt die EU künftig den Tech-Riesen bei ihren Online-Diensten ab. Ins Visier genommen wurden insgesamt 22 Dienste und Produkte, unter anderem die beiden Chat-Anwendungen WhatsApp und Messenger des Facebook-Konzerns Meta.
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Zur Öffnung gezwungen
Mit einem neuen Regelwerk will die EU die Macht großer Online-Unternehmen aufbrechen. Dazu gehört die Öffnung marktbeherrschender Messenger-Dienste für bisher nicht kompatible Rivalen.
Konkret bedeutet das, dass man künftig über WhatsApp jemanden etwa auf Signal eine Nachricht zukommen lassen kann. Umgekehrt muss es in Zukunft möglich sein, jemanden beispielsweise von Telegram aus auf WhatsApp anzuschreiben.
Damit soll verhindert werden, dass durch die Marktmacht von WhatsApp jemand quasi dazu gezwungen wird, sich ein WhatsApp-Konto einzurichten und die App auf sein Handy zu laden, nur um mit anderen kommunizieren zu können.
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Funktion in Vorbereitung
Kurz nachdem die EU die Gesetzesverschärfung verkündet hat, ist in einer Testversion von WhatsApp eine neue Funktion entdeckt worden, mit der das plattformübergreifende Chatten ermöglicht werden soll.
Demnach wird die externe Kommunikation nicht im üblichen Chat-Fenster abgebildet, sondern in ein eigenes Menü ausgelagert. Wie die Zusammenarbeit mit anderen Apps schlussendlich umgesetzt wird, ist jedoch noch unklar.
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Komplexe Features und Verschlüsselung
Bis März 2024 hat der Meta-Konzern nun Zeit, die grundlegenden Funktionen zu implementieren. Bis dahin muss das Verschicken von reinen Textnachrichten über mehrere Messenger hinweg möglich sein. Für die Umsetzung komplexerer Features hat die EU mehr Zeit eingeräumt. So müssen plattformübergreifende Telefon- und Videoanrufe erst in 4 Jahren möglich sein.
Ungeklärt ist, welche Auswirkungen die Interoperabilität auf die Verschlüsselung haben wird. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei WhatsApp sorgt dafür, dass nur die beteiligten Nutzer*innen die Chat-Nachrichten im Klartext sehen können, aber nicht der Anbieter. Wie eine solche sicherheitsrelevante Verschlüsselung über mehrere Nachrichten-Apps hinweg gestaltet werden kann, bleibt abzuwarten.
Ausnahme für kleine Anbieter
Für herkömmliche SMS-Nachrichten und kleinere Messenger-Anwendungen gelten die strengeren EU-Vorgaben nicht. Erst ab einer bestimmten Anzahl von Nutzer*innen greift das sogenannte DMA-Gesetz (Digital Markets Act). Betroffene Chat-Anwendungen sind zunächst nur WhatsApp und der Messenger des Meta-Konzerns.
Durch diese Hürde hat sich Apple mit seinem iMessage-Dienst aus der Verantwortung gestohlen. Der iPhone-Hersteller argumentiert, man habe zu wenig aktive Nutzer*innen, um die Regeln umsetzen zu müssen. Eine Entscheidung hat die EU aufgeschoben. Zunächst soll überprüft werden, ob iMessage tatsächlich zu den kleineren Apps zählt.
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