
Noch lassen Kabinenschiffe Dieselgeneratoren im Hafen laufen. Das soll bald Geschichte sein
Donauschiffe bekommen XXL-Steckdosen am Hafen
„43 Prozent der Emissionen von Kabinenschiffen entstehen im Hafen“, sagt Karl Gruber, Geschäftsführer von Wien Energie. Das liegt daran, dass die Flusskreuzfahrtschiffe an der Anlegestelle Dieselgeneratoren verwenden, um den Strom für die Bordsysteme und Klimaanlagen herzustellen.
In diesem Fall geht das dann auf die CO2-Bilanz der Stadt Wien. Außerdem ärgern sich Anrainer über Lärm, Gestank und die allgemein schlechte Luftqualität. „Deshalb bauen wir eine Art große Steckdose für das Schiff, die zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt wird“, sagt Ulli Sima, Stadträtin für Innovation, Stadtplanung und Mobilität.

Bei der Anlegestelle 2 des Donauraum Wien Schifffahrtszentrums Wien wird bereits der Boden geöffnet, um die Kabel für die Landstrom-Trafostationen zu verlegen
© Gregor Gruber
Strom für bis zu 50 Schiffe
Die bildlich gesprochen „große Steckdose“ ist eine Landstrom-Infrastruktur, die für die 8 Anlegestellen des Donauraum Wien Schifffahrtszentrums und die 4 des Hafen Freudenaus aufgebaut wird. Die Bauarbeiten sind bereits im Gang. Im ersten Schritt werden insgesamt 25.000 Meter Kabel verlegt.
Der Probebetrieb wird im Herbst starten. Im Frühjahr 2026 soll der reguläre Betrieb beginnen. Für das Schifffahrtzentrum stehen dann 10 Megawatt Leistung bereit, für Freudenau 3 MW. Insgesamt werden 6 Trafostationen an den beiden Standorten errichtet. Diese wandeln die Netzspannung in die Frequenz und Spannung um, die die Schiffe benötigen. So können insgesamt bis zu 50 angelegte Schiffe, mit einer Leistung bis zu 500 Kilowatt pro Schiff, versorgt werden.
Die Schiffe nutzen ihre mitgeführten Powerlockkabel, um sich mit den Stromstationen im Hafen zu verbinden. Der Powerlock-Standard kommt u.a. auch in der Veranstaltungstechnik zum Einsatz und gilt als Standard für Landstromanschlüsse auf der Donau.

© Gregor Gruber
Sobald die Infrastruktur läuft, werden die Kabinenschiffe verpflichtet diese zu nutzen, etwa mittels Hafenordnung. Der Landstrom wird transparent pro Kilowattstunde verrechnet. Das Verrechnungssystem funktioniert ähnlich wie bei E-Ladestellen der Wien Energie. Die Schiffe haben eigene Karten, durch die sie an der Landstromstation die Stromversorgung starten können.
Die konkreten Preise und Tarife werden derzeit noch entwickelt. Eine zukünftige Nutzung der Landstrom-Infrastruktur, um E-Kabinenschiffe zu laden, ist aktuell noch kein Thema, weil diese Antriebsart auf der Donau nicht verbreitet ist. Die Wien Energie steht dem aber grundsätzlich offen gegenüber.
Meilenstein für Wiener Häfen
„Für uns als Hafenbetreiber ist das ein Meilenstein in der Geschichte“, sagt Christoph Caspar, Geschäftsführer der Donauraum Wien. Mittelfristig sei der Landstrom nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Akzeptanz der Schifffahrt in Wien. Pro Jahr legen mehr als 2.500 Kabinenschiffe rund um die Reichsbrücke an, die 390.000 Besucher transportieren – Tendenz steigend.
Entlang der Donau gibt es bereits Landstrom für Flusskreuzfahrtschiffe, etwa in Linz, Melk und Krems. Nachdem Wien nachgezogen hat, wird die Ausstattung der großen Anlegestellen der Donaubundesländer abgeschlossen sein.
„Schon in der letzten Legislaturperiode war das Projekt ganz oben auf Liste. Es war aber nicht so einfach zu realisieren, wir hatten einige harte Nüsse zu knacken“, sagt Sima. Weil das Projekt Landstrom in der Größenordnung für die Wiener Häfen komplex war, ging dem Startschuss nämlich eine lange Planungs- und Genehmigungszeit voraus. Mit der Umsetzung des Projekts zeige man jetzt, dass Wien seine „Klimahausaufgaben“ gemacht habe.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen Wien Energie und der futurezone.
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