Huawei deutet Rückzug vom US-Markt an
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Huawei gibt offenbar den US-Markt auf. Das berichtet die New York Times. Demnach habe Eric Xu, derzeit CEO von Huawei, auf der jährlichen Analysten-Konferenz einen Strategiewechsel angekündigt. „Manche Dinge lassen sich nicht nach unseren Wünschen anpassen“, so Xu. „Manchmal ist es besser, wenn man diese Dinge einfach aufgibt.“ Huawei führt bereits seit 2012 einen offenen Konflikt mit den US-Behörden, die dem chinesischen Unternehmen unterstellen, eine Bedrohung für die nationale Sicherheit zu sein.
Huawei entließ erst kürzlich fünf Mitarbeiter, die Lobbying für den chinesischen Konzern betrieben. Das Unternehmen dürfte bereits nach der Trump-Wahl die Hoffnung auf eine Trendwende aufgegeben haben. 2012, als der Druck auf das Unternehmen stieg, gab man rund 1,2 Millionen US-Dollar für Lobbying-Maßnahmen aus. Auch in den Folgejahren wurden jährlich zwischen 350.000 und 680.000 US-Dollar ausgegeben. Im Vorjahr waren es nur mehr 60.000 US-Dollar.
Schlag gegen China
Einen weiteren Sargnagel für das US-Geschäft von Huawei stellt wohl ein Vorschlag der US-Behörde FCC (Federal Communications Commission) dar. Dieser sieht vor, dass chinesische Unternehmen keinerlei Subventionen vom „Universal Service Fund“ mehr beziehen dürfen. Dieser schüttet mehr als 8,5 Milliarden US-Dollar an Unternehmen aus, die in die Telefonie- und Internet-Infrastruktur der USA investieren. Dieser Vorschlag würde auch Konkurrent ZTE betreffen, der bereits durch eine andere US-Behörde de facto vom Smartphone-Markt verbannt wurde.
Das US-Handelsministerium verhängte am Montag Sanktionen gegenüber ZTE. Das Unternehmen darf keinerlei Bauteile von US-Unternehmen mehr beziehen, weil man trotz anhaltendem Handelsembargo in den Iran geliefert hatte. Davon sind unter anderem Technologien von Qualcomm, Dolby und Corning (Gorilla Glass) betroffen. Auch Google könnte Gerüchten zufolge ZTE die Zertifizierung entziehen. Da Android Open Source ist, könnte man weiterhin das Betriebssystem verwenden, Google-Dienste dürfen aber nicht mitgeliefert werden.
USA könnten Anschluss verlieren
Durch den Ausschluss der beiden größten Netzwerkausstatter der Welt könnten die USA auch beim Breitbandausbau weiter zurückfallen. Insbesondere ländliche Regionen setzen stark auf Technologien der chinesischen Konzerne, ein Huawei-Manager ist sogar Vorstandsmitglied der „Rural Wireless Association“, eine Interessensvertretung regionaler US-Internetanbieter. Diese warnen nun davor, dass der geringere Wettbewerb für höhere Kosten sorgen und kleine Anbieter in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte. Neben dem raschen Aufbau von 5G-Netzen sei dadurch auch kritische Infrastruktur, wie Notrufe, gefährdet.
Huawei will nun den Fokus auf Wachstumsmöglichkeiten in Europa und Asien legen. Das Unternehmen will sein Angebot zudem diversifizieren. Neben Telekommunikations-Unternehmen will man künftig auch andere Märkte digitalisieren, beispielsweise die Industrie, Behörden oder öffentliche Institutionen, wie die Polizei. Inwieweit andere chinesische Unternehmen vom anhaltenden Handelskrieg mit den
USA betroffen sein werden, ist vorerst unklar. Lenovo, der derzeit größte PC-Hersteller der Welt und mit Motorola auf dem US-Smartphone-Markt stark verankert, war bislang mit keinerlei Problemen konfrontiert.
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