Huawei CEO Richard Yu
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Huawei: Wir werden von den USA sabotiert

Richard Yu ist wohl der einzige Manager eines Smartphone-Herstellers, der sich derzeit keine Sorgen machen muss. Während die Smartphone-Branche stagniert, zeigt die Wachstumskurve für Huawei stets steil nach oben. „Vor sechs Jahren kannte uns fast noch niemand, heute sind wir unter den Top-Drei-Herstellern“, sagte Yu gegenüber der futurezone. Allein im Vorjahr verkaufte Huawei 153 Millionen Smartphones und konnte seinen Umsatz um 30 Prozent steigern. Während der Sommermonate überholte man sogar kurzzeitig Apple und stieg zur neuen Nummer zwei auf.

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Der 49-jährige Yu hat keine Scheu, die Konkurrenz beim Namen zu nennen. Bereits 2013 warf er Apple vor, dass nach dem Tod von Steve Jobs auch die Innovation im Unternehmen verloren gegangen sei. Im gleichen Jahr kritisierte er Samsungs Smartphones als „mittelmäßig“. Und auch 2018 hat er keine Scheu, das größte Problem des chinesischen Herstellers anzusprechen. Huawei wollte dieses Jahr in die USA expandieren, doch der US-Mobilfunker AT&T kündigte die Partnerschaft nur wenige Stunden vor der geplanten Präsentation auf.

Streit mit US-Regierung

„Alle US-Mobilfunker wollen unsere Geräte anbieten. Unsere Konkurrenten nutzen aber die Politik, um uns von diesem Markt fernzuhalten“, erklärt Yu. Bereits 2012 riet der US-Kongresses von der Verwendung von Geräten von ZTE und Huawei ab. Der Vorwurf: Die Unternehmen würden ihre Beziehung zu den chinesischen Behörden nicht offenlegen. Eine neuerliche Untersuchung durch das Weiße Haus fand keine Beweise dafür - obwohl „gewisse Teile der Regierung unbedingt nach Beweisen verlangten“. 

Dennoch rieten Anfang Februar die Direktoren von CIA, FBI und NSA Amerikanern davon ab, Huawei-Geräte zu nutzen. „Wir haben in unabhängigen Untersuchungen alle Datenschutz- und Sicherheits-Prüfungen bestanden und die Vorgaben sogar übertroffen“, sagt Yu. In den USA wird, wie in vielen anderen westlichen Märkten, der Großteil der Geräte direkt über die Mobilfunker verkauft. „Wir verkaufen unsere Geräte in mehr als 170 Ländern und nur in einem wird uns gesagt, es gäbe ein Problem.“

Laptop statt Smartphone

Huawei nutzte kurioserweise den Mobile World Congress in Barcelona, um einen neuen Laptop vorzustellen. Das MateBook X Pro soll Apples MacBook Pro Konkurrenz machen. „Wir wollen in Zukunft 30 Milliarden US-Dollar am PC-Markt umsetzen“, so Yu. „Der Anteil unseres PC-Geschäfts am Gesamtumsatz ist noch relativ klein, aber es wächst rasant und das in einem schrumpfenden Markt. Wir mussten außerdem alles selbst aufbauen, wie vor einigen Jahren am Smartphone-Markt.“ 

„Der Spielraum für Innovation auf dem PC-Markt ist sehr klein, aber er ist noch da“, sagt Yu und verweist unter anderem auf den Fingerabdrucksensor im MateBook X Pro. Mit diesem könne sich der Nutzer bereits anmelden, wenn er das Gerät lediglich einschaltet. Das gesamte Geschäft mit Smartphones, Laptops und Smartwatches kommt derzeit noch auf 35 Milliarden US-Dollar, in den kommenden Jahren soll es sich mehr als verdoppeln. „Wir visieren 100 Milliarden US-Dollar an“, sagt Yu.

Warten auf das P20

Das neueste Smartphone, das P20, soll erst am 27. März in Paris vorgestellt werden. Der Grund für die spätere Vorstellung sei nicht etwa Angst vor Konkurrent Samsung, sondern dass man etwas mehr Zeit für den Feinschliff benötige. „Wir brauchen einfach noch etwas Zeit, um alles perfekt zu machen“, sagt Yu. „Diese Kamera ist eine zu große Innovation, um sie überhastet anzukündigen.“ Gerüchten zufolge soll das P20 über drei Hauptkameras verfügen, die unter anderem bis zu fünffachen optischen Zoom ermöglichen.

„Wir haben den Kamerasensor einer professionellen Kamera so weit geschrumpft, dass diese in einem Smartphone Platz findet“, erklärt Yu und hält das unscheinbare Smartphone kurz in die Höhe. Fotos vom Gerät waren leider nicht erlaubt. „Wir werden sofort nach der Ankündigung mit dem Verkauf des Smartphones beginnen. Unsere Fabriken produzieren die Geräte bereits seit einer Weile.“

Höhere Preise werden Standard

Dabei müsse man sich aber auch auf einen höheren Preis gefasst machen. Apple sorgte mit dem iPhone X, das ab 1149 Euro angeboten wird, für steigende Preise am Smartphone-Markt. „Unser Mate 10 Pro ist sogar teurer als das iPhone X und es verkauft sich sehr gut.“ Laut Yu lasse sich das durch höhere Material- und Entwicklungskosten aber auch nicht vermeiden: „Wir machen die Geräte immer leistungsfähiger und damit steigt auch der Preis.“ 

Der Huawei-Manager verteidigt jedoch den Preis mit einem Rechenbeispiel: „Wenn man den Preis auf drei Jahre rechnet, sind es nur rund 30 Euro pro Monat. Das ist nichts im Vergleich zu dem, was man jeden Tag für Essen und Unterhaltung ausgibt.“ Einen ähnlichen Vergleich stellte Apple-CEO Tim Cook an, laut dem man sich das iPhone X bereits leisten könne, wenn man auf einen Kaffee pro Tag verzichte.

Faltbares Smartphone kommt bald

„Wenn wir nicht mehr verlangen würden, wären wir bankrott und könnten nichts Neues mehr anbieten“, sagt Yu. Für die kommenden Jahre erwartet Yu einen massiven Umbruch, bei dem zahlreiche kleine Hersteller verschwinden werden. Wir profitieren als Nummer 1 davon, wir wachsen weiter, während die anderen schrumpfen. In Zukunft wollen wir mehr als 40 Prozent Marktanteil dort halten.“

Wie Samsung will man auch schon bald ein „faltbares Smartphone“ auf den Markt bringen, voraussichtlich nächstes Jahr. „Wenn man künftig einen großen Bildschirm braucht, wird man ihn künftig wie Papier auffalten oder wie Stoff tragen können. Alles ist möglich.“

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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