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Google-Dokument geleakt: Haben keine Chance gegen Open-Source-KI

"Wir haben keinen Burggraben und OpenAI auch nicht", so betitelt der Software-Entwickler Luke Sernau von Google einen analytischen Artikel, der eigentlich nur für Google-internen Gebrauch gedacht war, wie Bloomberg berichtet. Das Dokument ist nun aber an die Öffentlichkeit gedrungen und zeigt, welche Umbrüche durch die rasante Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz selbst in einem jener Konzerne ausgelöst werden, dem man bisher eine insgeheime Überlegenheit auf dem Gebiet zugetraut hat.

Lösungen mit wenig Aufwand gefunden

Innerhalb weniger Wochen seit März habe es laut Sernau unglaubliche Fortschritte bei der Weiterentwicklung von Large Language Models (LLMs) durch Open-Source-Entwickler*innen gegeben. Sie hätten große Probleme gelöst, an denen Google schon seit Längerem tüftelt. Das Ganze hätten sie mit minimalem Ressourceneinsatz und finanziellen Mitteln geschafft, während Google viele Millionen Dollar dafür aufwenden musste.

Google könne Wettlauf nicht gewinnen

Die Open-Source-Szene sei momentan am besten aufgestellt, um KI-Entwicklungen nachhaltig zu beeinflussen. "Die unbequeme Wahrheit ist, wir sind nicht gut genug aufgestellt, um diesen Wettlauf zu gewinnen und OpenAI ist es auch nicht", schreibt Sernau. "Wir haben keine Geheimwaffe". Es sei daher sinnlos, sich an dem Konkurrenzunternehmen zu orientieren, das ebenfalls auf geschlossene KI-Entwicklung setzt. Stattdessen gelte es, sich gegenüber Open-Source-Entwickler*innen zu öffnen.

Sie hätten es innerhalb weniger Wochen u.a. geschafft, KI-Modelle so kompakt zu gestalten, dass sie auf Laptops ohne starke Grafikkarten und sogar Raspberry Pi Minicomputern laufen.

Meta als heimlicher Gewinner

Ein maßgeblicher Faktor dafür, wie sehr die Open-Source-Entwicklerszene bei KI aufblüht, sei das Durchsickern der Software LLaMA von Meta gewesen. Diese sei sofort als Basis für eine ganze Reihe an Entwicklungen herangezogen worden. Der Facebook-Mutterkonzern stehe dadurch nun als großer Gewinner da, weil frei verfügbare Lösungen durch die LLaMA-Basis sehr einfach in seine Produkte integrierbar seien.

Kooperation, nicht Abschottung gefragt

Meta hätte damit etwas geschafft, was Google in der Vergangenheit bei Chrome und Android gelungen war. Wer eine Plattform bereitstelle, könne langfristig ein gigantisches Angebot an Lösungen von Drittanbietern erzeugen. "Google sollte sich als Führer in der Open-Source-Community etablieren", schlägt Sernau vor. Kooperation sei wichtig, dafür müsse man auch unbequeme Schritte wagen und etwa die Kontrolle über eigene KI-Modelle aufgeben.

"Dieser Kompromiss ist unvermeidbar", sagt Sernau. "Wir können nicht darauf hoffen, Innovation anzutreiben und sie gleichzeitig zu kontrollieren."

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