JAHRES-PK MAGENTA: BIERWIRTH
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"Keine Preiserhöhung": Magenta-Chef wehrt sich gegen Vorwürfe

In der aktuellen Debatte um vermutete Preisabsprachen zwischen den heimischen Mobilfunk-Anbietern A1, Magenta und Drei fühlt sich Magenta-Chef Andreas Bierwirth zu Unrecht an den Pranger gestellt und geht in die Offensive: "Es gab im März gar keine Preiserhöhung im Mobilfunk bei Magenta, sondern wir haben nur im Bereich Festnetztechnologie ein paar Alttarife technisch erhöht", so Bierwirth anlässlich der Jahres-Pressekonferenz des Unternehmens.

"Technische Preiserhöhungen" gebe es regelmäßig, weil Alttarife umgestellt und mit höheren Internet-Geschwindigkeiten angeboten werden, die Kunden also ein besseres Paket bekämen. "Wir kehren Alttarife wie einen Kamm aus", argumentiert Bierwirth.

Kunden zu höherpreisigen Tarifen zu bringen, sei in einer Investitionsphase wie jetzt durch den 5G-Ausbau wichtig. "Woher soll das Geld dafür kommen, wenn nicht von den Kunden?", fragt der Magenta-Chef und verweist auf die Kehrseiten des verordneten Preiswettbewerbs in der Branche.

"Wenn ich als Netzbetreiber wachsen will, ist es gar nicht anders möglich als die Kunden in höherwertige Tarife zu bringen"

"Mehr Wettbewerb war gewollt, weshalb die Kunden automatisch weniger werden. Wenn ich als Netzbetreiber trotzdem wachsen will, ist es gar nicht anders möglich als die Kunden in höherwertige Tarife zu bringen". Und in Richtung Wettbewerbsbehörde meint er: "Die ganze Diskussion gehört relativiert".

1,3-Mrd.-Umsatzgrenze geknackt

Mit dem Corona-Jahr 2020 kann der zweitgrößte Telekom-Betreiber in Österreich zufrieden sein. Der Jahresumsatz stieg gegenüber dem Vorjahr, als erstmals UPC bilanztechnisch integriert wurde, um 2 Prozent auf 1,302 Mrd. Euro Das operative Ergebnis (EBITDA) stieg um 6 Prozent auf 496 Mio. Euro. Profitiert hat Magenta vom Boom bei Internettelefonie und Videokonferenzen, die coronabedingt um 200 Prozent zugenommen haben. Der zweitgrößte Anstieg gab es im Bereich Gaming. "Österreich hat im Lockdown zu Hause vor allem gearbeitet und gezockt", so Bierwirth Wobei im zweiten Lockdown mehr gearbeitet und weniger gezockt wurde.

Das Datenwachstum stieg insgesamt um 56 Prozent, davon 62 Prozent im Festnetz und 41 Prozent im Mobilfunk. Es gäbe eine Verlagerung von Mobilfunk ins Festnetz, weil die "Menschen mehr Stabilität wollen".

Einbußen im "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" musste der Mobilfunker beim Roaming hinnehmen. Im Vorjahr brachen die Roaming-Umsätze etwa um die Hälfte ein. Die wichtige Wintersaison fiel bisher komplett ins Wasser: "Das war eine relative Katastrophe", so Bierwirth. 

5G-Investments

Insgesamt wurden 354,7 Millionen Euro an Investitionen in den Netzausbau getätigt, um 18,6 Prozent mehr als 2019. Der Anstieg erklärt sich vor allem mit den Ausgaben für die 5G-Frequenzversteigerung. Die Zahl der Mobilfunkanschlüsse blieb mit 5,07 Millionen stabil. Wachstum gab es bei den Breitband-Glasfaser-Anschlüssen, die um 4 Prozent auf 635.000 kletterten. Die TV-Anschlüsse (Ex-UPC) gingen hingegen leicht auf 421.000 zurück.

"Wir glauben an Österreich"

Für die Tochter der Deutschen Telekom werde Österreich weiter ein "Kernmarkt" bleiben, so Bierwirth. "Wir glauben fest an Österreich und an unsere Marktchancen hier und bleiben auf dem Investitionsturbo drauf", stellte Bierwirth klar, nachdem er in der Vorwoche noch das neue Telekomgesetz als investitionsfeindlich kritisierte und mit einem Abzug von Investitionsgelder ins Ausland drohte.

Deutsche Telekom glänzt

Besser als von Analysten erwartet fiel die Jahresbilanz der Konzernmutter Deutsche Telekom aus. Dank der Fusion der US-Tochter T-Mobile USA mit Sprint sprang der Jahresumsatz erstmals über die 100-Mrd.-Euro-Marke. Die Erlöse kletterten um 25,4 Prozent auf 101 Milliarden Euro, wie Europas größter Telekomkonzern am Freitag mitteilte.

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Anita Staudacher

twitter.com/anitastaudacher

Mag.a Dr.in Anita Staudacher, aufgewachsen im schönen Maltatal/Kärnten, ist seit 2001 Redakteurin im KURIER Wirtschaftsressort. Ihre Schwerpunktthemen dort sind Arbeitsmarkt/Soziales, Gewerbe/Handwerk, Konsumentenschutz/Handel sowie IT/Telekommunikation. Nach der Handelsakademie in Spittal/Drau studierte sie in Wien Publizistik und Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Journalismusforschung. Seit 2013 engagiert sie sich als Senatsmitglied im Österreichischen Presserat, der Selbstregulierungseinrichtung der heimischen Presse, für die Einhaltung des journalistischen Ehrenkodex und für mehr Qualität im Journalismus. Seit 2022 ist Staudacher auch Vorsitzende des Redakteursausschusses der KURIER Redaktion. Für ihr besonderes journalistisches Engagement zum Thema "Solidarität zwischen den Generationen" wurde Staudacher mit dem "European Journalism Award" ausgezeichnet. Ihre Freizeit verbringt die begeisterte Outdoor-Sportlerin am liebsten mit Laufen (Trail), Radeln, Schwimmen und Wandern.

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