Österreich im Homeoffice: Wo die Hotspots sind
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In kaum einem Bereich sorgten die Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen für derart große Veränderungen wie in der Arbeitswelt. Zuvor nicht überall gern gesehen, blieb Firmen spätestens seit dem 1. Lockdown ab 16. März 2020 nichts anderes übrig, als ihre Beschäftigten von zu Hause arbeiten zu lassen. Wie eine Datenanalyse des Mobilfunkers Drei für die futurezone.at erstmals zeigt, gab es regional aber deutliche Unterschiede.
Homeoffice-Hotspots
Am stärksten fiel der Anstieg beim Arbeiten zu Hause in den Bezirken Korneuburg und Landeck mit über 60 Prozent aus. Weitere Homeoffice-Hotspots in der ersten Lockdown-Woche waren Tulln, Graz, Linz Land und mit etwas Abstand Grieskirchen. Als Vergleichszeitraum zog Drei die Zeit vor der Krise Ende Februar heran. Im Schnitt stieg der Homeoffice-Zuwachs in Österreich um 50 Prozent.
Über die genauen Gründe der regionalen Ausreißer wollte Drei nicht spekulieren. Dass besonders viele Leute in Landeck ins Homeoffice wechselten, dürfte jedoch der damals hohen Infektionszahlen im Bezirk geschuldet gewesen sein. Bei den anderen Hotspots ist auffallend, dass sie im urbanen Umfeld der drei größten Städte Wien, Graz und Linz angesiedelt sind.
Dass größere Firmen im städtischen Bereich leichter und schneller auf Homeoffice umstellen konnten als etwa produzierende Familienbetriebe im ländlichen Raum, erscheint ebenfalls naheliegend.
Kritische Infrastruktur
Die Analyse basiert auf anonymisierten Bewegungsdaten. Aus diesen können Mobilfunker grob ablesen, in welchen Funkzellen sich ihre Nutzer befinden. Wechselt man von zu Hause ins Büro, muss sich das Handy mit einem anderen Funkmasten verbinden, um weiterhin telefonieren oder das Internet nutzen zu können.
Erfolgt die Hauptnutzung des Handys untertags in derselben Funkzelle wie nachts, lässt sich daraus schließen, dass der Tag unter anderem mit Homeoffice zu Hause verbracht wurde. Für Mobilfunker sind solche Auswertungen essenziell, um ihre Kapazitäten anzupassen und so die Infrastruktur in puncto Telefonie und Internetverfügbarkeit auch bei Extremereignissen gewährleisten zu können.
Enorme Datenmengen
Dass die Österreicher seit Beginn der Pandemie nicht einfach nur zu Hause blieben, sondern tatsächlich auch von dort arbeiteten, können die Betreiber von diversen Parametern ableiten. So verdreifachte sich die Video- und Internettelefonie im Vergleich zu vor der Krise. Bei Magenta stiegen sichere Datenverbindungen von außerhalb in Firmennetzwerke um 100 Prozent. Drei konnte diesbezüglich sogar Spitzenwerte von über 160 Prozent messen.
Weniger stark, aber dennoch spürbar schnellte die Nutzung anderer Kommunikationsdienste wie Messenger und eMails nach oben. Die Verlagerung der Arbeit vom Büro in die eigenen vier Wände sorgte dort naturgemäß für einen enormen Datenverbrauch. Allein beim Netzbetreiber Drei stieg die Datennutzung am Höhepunkt des ersten Lockdowns um fast 40 Prozent auf kaum fassbare 30 Millionen Gigabyte bzw. 30.000 Terabyte Daten pro Woche. Bei den anderen Anbietern A1 und Magenta waren die Steigerungen vergleichbar.
Früherer Arbeitsbeginn
Auch die Befürchtung misstrauischer Arbeitgeber, im Homeoffice werde weniger gearbeitet, hat sich eher nicht bestätigt – im Gegenteil. „Mit Beginn des Lockdowns haben wir bereits ab 8 Uhr morgens einen rasanten Anstieg des Datenverkehrs verzeichnet. Dieser blieb relativ konstant über den ganzen Tag auf einem hohen Niveau“, teilt Magenta mit. „Es lässt sich also die Hypothese ableiten, dass im Homeoffice früher mit der Arbeit begonnen und später aufgehört wird.“
Renaissance der Telefonie
Auch an weiteren Details lässt sich das Homeoffice während der Pandemie leicht erkennen. Konnte man berufliche Telefonate sonst über die Standleitung im Büro erledigen, ist man zu Hause auf das eigene Handy angewiesen. Im ersten Lockdown führte das zu einer Steigerung bei den verbrauchten Minuten um 63 (Drei) bis 100 Prozent (Magenta). Während vor der Krise zudem eher ab 18.00 Uhr nett geplauscht wurde, verlagerte sich die Zeit zum Telefonieren auf den Vormittag.
Diese Renaissance der klassischen Telefonie währte allerdings nur kurz. Im zweiten Lockdown im Herbst stieg zwar die Datennutzung wieder ähnlich stark an, kommuniziert wurde da aber offenbar auch in Firmen vor allem über Programme wie Skype, Zoom oder Teams.
Völlig weggebrochen ist den Betreibern hingegen das Roaming-Geschäft. Magenta etwa verzeichnet bei Geschäftskunden einen Rückgang von 80 Prozent, was auf die signifikant eingeschränkte Anzahl an Geschäftsreisen zurückzuführen ist. Ungeachtet eines leichten Anstiegs im Verlauf des Corona-Jahrs glaubt der Netzbetreiber, dass auch nach Ende der Pandemie die meisten internationalen Geschäftstreffen virtuell stattfinden werden.
Gaming plus 300 Prozent
Dass Groß und Klein und Jung und Alt zu Hause allerdings auch noch andere Dinge tun, als nur zu arbeiten, zeigt eine andere beeindruckende Kennzahl. So stieg der Datenverbrauch für Videogames im Vergleich zu vor Corona um bis zu 300 Prozent – und zwar unabhängig, ob in Lockdown 1, 2 oder 3.
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