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Das waren die bedeutendsten Tech-Übernahmen 2021

Die Großen werden größer. Noch nie wurde in der Tech-Branche so viel Geld für Übernahmen ausgegeben wie in diesem Jahr. Einer Analyse des Handelsblatts zufolge ereigneten sich allein in den ersten 9 Monaten 2021 weltweit Zukäufe im Wert von 878 Milliarden US-Dollar - nahezu 50 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2020.  

Dass sich Fusionen und Übernahmen im Techsektor heuer häufen, ist allen voran der Pandemie zu verdanken. Denn das Geschäft läuft für viele Tech-Firmen so gut, dass sie Wachstumsziele früher als geplant erreichen. Die Folge: Unternehmen sind für potenzielle Käufer*innen verlockender denn je.

Wir haben die bemerkenswertesten Tech-Übernahmen des Jahres 2021, die (so gut wie) abgeschlossen sind, für euch zusammengefasst.

Qualcomm kauft Nuvia, um Apple zu überholen

Bereits zu Beginn des Jahres ereignete sich im Tech-Sektor eine Übernahme der Superlative: Der Chiphersteller Qualcomm, bekannt für seine Snapdragon-Smartphone-Prozessoren, erwarb das erst 2019 gegründete Konkurrenzunternehmen Nuvia zum Preis von 1,4 Milliarden Dollar. Zuletzt arbeitete Nuvia an neuen Prozessoren, die eine wesentlich höhere Leistung im Vergleich zu den in Apple-Produkten verbauten Chips bringen sollen. Die Expertise von Nuvia will Qualcomm eigenen Angaben zufolge nun für seine Snapdragon-Prozessoren nutzen.

Amazon sichert sich Rechte an James Bond

Im Frühjahr schluckte Amazon das Hollywood-Filmstudio MGM („Metro-Goldwyn-Mayer“). Mit der 8,5 Milliarden Dollar schweren Übernahme wandern rund 4.000 Serien und 17.000 Filme in den Besitz des Online-Händlers. Darunter: Franchises von Rocky, Tomb Raider, James Bond aber auch Shows wie Vikings oder Handmaid’s Tale.

Mit dem Deal, der schon seit mehreren Jahren im Gespräch ist, stärkt Amazon seine Streaming-Plattform Prime. Sie steht in direkter Konkurrenz zu Netflix, Disney+, aber auch neuen Herausforderern wie HBO oder Sky.

Smartphone with Amazon logo is seen in front of displayed MGM logo in this illustration taken

Visa schluckt Fintech-Start-Ups

Auch der US-Kreditkartenkonzern Visa griff dieses Jahr tief in die Tasche. Er erwarb gleich zwei Fintechs: das schwedische Start-Up Tink (für 2,1 Mrd. Dollar) sowie das britische Unternehmen Currencycloud (für rund eine Mrd. Dollar). Visa machte damit einen Schritt weg von der Plastikkarte hin zu alternativen Zahlungsmethoden.

Thoma Bravo schließt größten Cybersecurity-Deal des Jahres ab

12,3 Milliarden US-Dollar legte der Finanzinvestor Thoma Bravo für die Cybersecurity-Firma Proofpoint im Juli auf den Tisch. Damit übertraf Thoma Bravo bisherige Übernahmen in Bereich der Cybersicherheit, darunter der 7,6 Milliarden Dollar schwere Kauf von McAfee durch Intel oder die 10,7 Milliarden Dollar teure Übernahme von Symantec durch Broadcom.

Proofpoint bietet unter anderem Lösungen für Phishing, Compliance und E-Mail-Sicherheit.

Fintech Square erwirbt Afterpay um 29 Milliarden Dollar

Im August kündigte die von Ex-Twitter-CEO Jack Dorsey gegründetet digitale Bezahlplattform Square an, das australische Unternehmen Afterpay übernehmen zu wollen. Wie die futurezone berichtete, bot Dorseys Fintech dafür 29 Milliarden US-Dollar. Mit diesem Deal will Square nach eigenen Angaben sein Geschäft mit Ratenzahlungen ausbauen. Denn Afterpay ist ein Vorreiter im BNPL-Geschäft („Buy-Now-Pay-Later“). Der Deal soll bis Februar 2022 abgeschlossen sein, nachdem eine Abstimmung der Aktionär*innen zuletzt verschoben wurde.

Es ist die bislang größte Übernahme von Square. Das Unternehmen startete seine diesjährige Einkaufstour allerdings bereits im März als es den Musik-Streamingdienst Tidal um 300 Millionen Dollar kaufte. Rapper Jay-Z, ehemaliger Inhaber und Gründer von Tidal, soll nach der Übernahme weiterhin im Aufsichtsrat sitzen.

Microsoft kauft KI-Firma Nuance für 19,7 Milliarden Dollar

Zum stolzen Preis von 16 Milliarden Dollar will Microsoft das US-Unternehmen Nuance erwerben, wie der Softwaregigant im April ankündigte. Nuance spezialisiert sich auf künstliche Intelligenz und Spracherkennungstechnologien. Seine Expertise will Microsoft nach eigenen Angaben für sein Produkt „Microsoft Cloud for Healthcare“ nutzen. Die für die Gesundheitsbranche designte Suite soll mit KI-basierten Anwendungen optimiert werden.

Die EU-Kartellbehörde hat vor kurzem den Deal genehmigt, wie aus einer Presseaussendung hervorgeht. Dies ist besonders überraschend, da das Unternehmen nach dem milliardenschweren Kauf von LinkedIn 2016 für seine „Killer-Akquisitionen“, gemeint sind Übernahmen, bei denen große Unternehmen aufstrebende Konkurrenten aufkaufen, in die Kritik geriet.

FILE PHOTO: A Microsoft logo is seen in Los Angeles

Salesforce schließt Übernahme von Slack ab

Mit dem Kauf des Bürochat-Anbieters Slack für umgerechnet 24,5 Milliarden Euro sagte der Softwaregigant Salesforce seinem Konkurrenten Microsoft den Kampf an. Salesforce will mit Slack Microsofts Lösung Teams Nutzer*innen abspenstig machen. Im Juli wurde die im Dezember 2020 angekündigte Übernahme schließlich abgeschlossen.

Slack Technologies Inc. logo is seen at the New York Stock Exchange (NYSE) during the company's direct listing in New York

Welche Deals erwarten uns 2022?

2022 hat das Potenzial, das Übernahme-Rekordjahr 2021 zu übertreffen. Bereits 2020 kündigte der US-Konzern Nvidia an, den britischen Chipdesigner ARM für rund 40 Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Wann genau der Deal über die Bühne geht, ist ungewiss. Kommendes Jahr könnte es soweit sein, allerdings stehen der Fusion die Wettbewerbshüter*innen der USA im Weg, die in dem Chip-Konglomerat eine Gefahr für den globalen Wettbewerb sehen.

Eine weitere große Übernahme, die uns 2022 erwarten könnte: Der Chipentwickler AMD plant Xilinx zu schlucken, einen Marktführer für integrierte Schaltkreise (die in Speicherchips und Mikroprozessoren verbaut sind). 35 Milliarden Dollar will der Halbleiterhersteller AMD dafür auf den Tisch legen. Die Übernahme wird von den Regulierungsbehörden ebenfalls kritisch beäugt. Sie könnte, wie der ARM-Nvidia-Deal, den weltweiten Chipmarkt weiter verengen.

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Lisa Pinggera

lisa_bingernda

Von 2021 bis 2023 bei futurezone. Erzählt am liebsten Geschichten über Kryptowährungen, FinTechs und die Klimakrise. Schreibt aber über alles, was erzählenswert ist.

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