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Erst kaufen, dann zahlen: Afterpay wird für 29 Milliarden Dollar gekauft

Twitter-Mitgründer Jack Dorsey baut mit der Milliardenübernahme des größten australischen Bezahldienstleisters Afterpay sein Geschäft mit Ratenzahlungen aus. Dorseys Fintech Square bietet 29 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 24,4 Milliarden
Euro) für Afterpay, wie die Firmen am Montag mitteilten.

Es ist damit die bislang größte Übernahme eines australischen Unternehmens. „Zusammen können wir unsere Cash-App- und Verkäufer-Systeme besser miteinander verbinden, um Händlern und
Verbrauchern noch überzeugendere Produkte und Dienstleistungen zu bieten“, sagte Dorsey, der auch den Kurznachrichtendienst Twitter leitet. Afterpay ist Pionier im BNPL-Geschäft („Buy-Now-Pay-Later“).

Afterpay übernimmt Risiko eines Zahlungsausfalls

Gegen eine Gebühr können dabei Online-Händler*innen ihren Kund*innen anbieten, ihre Käufe erst später zinslos in Raten abzuzahlen. Dafür übernimmt Afterpay die Zahlungsabwicklung und auch das Risiko eines Zahlungsausfalls. Weil BNPL-Anbieter*innen keine Zinsen einnehmen, sondern Gebühren von den Händler*innen verlangen, umgehen sie die rechtlichen Vorgaben für Kredite und sind nicht verpflichtet, die Kreditwürdigkeit der Kund*innen zu prüfen.

Üblicherweise reicht es, den Namen, die Adresse und das Geburtsdatum anzugeben, um von den Ratenzahlungen zu profitieren. Bei Kund*innen sind derartige Zahlungsangebote beliebt, die Branche wächst rasant, auch angeheizt von der steigenden Online-Nachfrage in der Pandemie. Kritiker*innen befürchten jedoch, dass das System anfällig für Betrug ist.

Gefahr eines Bieterkampfes (noch) gering

Die Übernahme sei ein Test für das Geschäftsmodell, schrieben die Analyst*innen von der Investmentbank Truist Securities: Dabei werde gleichzeitig die Branche bewertet und ein bedeutender Wettbewerber für die Platzhirsche Klarna und Paypal geschaffen. Wenige andere Wettbewerber passten so gut zu Afterpay wie Square, schrieben die Expert*innen des Wertpapierhauses Wilsons Advisory and Stockbroking: „Paypal hat bereits erste Erfolge im eigenen BNPL-Geschäft, und wenn nicht noch US-Giganten wie Amazon oder Apple in letzter Minute aus der Deckung kommen, ist die Gefahr eines Bieterkampfes gering.“

Einem Insider zufolge verhandeln die beiden Unternehmen seit mehr als einem Jahr, und Square sei zuversichtlich, dass es kein konkurrierendes Gebot gebe. Die Afterpay-Aktionär*innen erhielten pro Anteilsschein 0,375 Square-Aktien. Dies entspricht den Unternehmen zufolge einem Preis von etwa 78 Euro (126,21 australische Dollar) pro Aktie oder einem Aufschlag von rund 30 Prozent.

Jüngere Menschen meiden Kreditkarten 

Am Montag gingen die Afterpay-Papiere mit 114,8 australischen Dollar knapp ein Fünftel höher aus dem Handel. Die Afterpay-Gründer Nick Molnar und Anthony Eisen bleiben auch nach der Übernahme im Management. Ausschlaggebend für die Gründung des Unternehmens sei die Erkenntnis aus der Finanzkrise 2008 gewesen, dass insbesondere jüngere Menschen einen Bogen um Kreditkarten machten, sagte Molnar 2020 in einem Reuters-Interview.

Afterpay ist seit 2014 auf dem Markt und gehört zu den 20 größten Unternehmen Australiens, hat allerdings bislang noch keinen Gewinn erwirtschaftet.

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