Die voestalpine will bis 2050 alle ihre Hochöfen elektrifizieren.

Die voestalpine will bis 2050 alle ihre Hochöfen elektrifizieren.

© APA/HANS KLAUS TECHT / HANS KLAUS TECHT

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Grüner Stahl: voestalpine investiert 1,5 Mrd. Euro in Elektroöfen

Der börsennotierte Technologiekonzern voestalpine investiert 1,5 Mrd. Euro in eine klimafreundlichere Stahlproduktion. Der Aufsichtsrat gab in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht dafür, wie das Unternehmen am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz bekanntgab. Vor der Pandemie war für das Großprojekt nur einer Milliarde Euro budgetiert worden. Teurer wird es nun zum einen wegen der inzwischen stark gestiegenen Inflation, zum anderen wegen einer Erweiterung des Projekts.

Elektrolichtbogenofen mit grünem Strom

Das Geld fließt in je einen mit grünem Strom betriebenen Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz. 70 Prozent der Investitionssumme entfallen auf den Standort in Oberösterreich, 30 Prozent auf jenen in der Steiermark. Damit werden in einem ersten Schritt 2 der 5 Hochöfen in Österreich ab 2027 mit umweltfreundlicheren Technologien betrieben.

Auf diese Weise will die voestalpine, die Österreichs größter CO2-Emittent ist, ihren Kohlendioxid-Ausstoß ab 2027 bis zu 30 Prozent senken - das entspreche 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. "Das Programm ist das größte Klimaschutzprojekt Österreichs - minus 30 Prozent CO2 bedeuten 5 Prozent der Gesamtemission in Österreich", verdeutlichte Konzernchef Herbert Eibensteiner die Dimension. "Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Transformation umsetzen können."

voestalpine setzt auf Elektroöfen

Nach der Ablöse der ersten beiden Hochöfen durch Elektroöfen bis 2027 werden den Plänen zufolge in Linz und Donawitz bis 2030 2 weitere Hochöfen ersetzt, die ebenfalls auf Elektro-Hochofentechnologie basieren sollen. Darauf seien die Hallen ausgelegt. "Das heißt, wir haben dann nur noch einen", sagte der CEO. Dieser Hochofen soll dann bis 2050 abgelöst werden. Nach 2035 werde Wasserstoff-Technologie eine größere Rolle spielen.

Der unter der Bezeichnung "greentec steel" entwickelte Plan sieht den Angaben zufolge vor, dass die Anlagen- und Lieferantenentscheidung noch heuer getroffen wird, der Bau 2024 startet und die Inbetriebnahme der beiden Aggregate 2027 erfolgt. Um die Elektroöfen in den Werken mit Grünstrom betreiben zu können sei eine 220-KV-Versorgung nötig.

Geplante Investitionen massiv gestiegen

Das geplante Investitionsvolumen ist im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen schon beim ersten Schritt in Richtung Dekarbonisierung von 1 Mrd. Euro auf 1,5 Mrd. Euro massiv gestiegen - der CEO gibt dafür 2 Gründe an: "Wie wir die ersten Überlegungen gestartet haben - vor 3, 4 Jahren - waren die Preise deutlich niedriger, aber der wesentliche Anteil ist, dass wir uns entschieden haben, die Gebäude, Rohstofflogistik und die Energieversorgung gleich auf den zweiten Schritt auszulegen."

Es wird also vom Start weg mit Blick auf die weitere CO2-Reduktion nach 2027 investiert. Das sei ökonomischer. "Der zweite Elektro-Ofen wird sozusagen um diese Investition, die jetzt schon getätigt wird, weniger kosten", sagte Eibensteiner zur APA.

Klimaneutralität bis 2050

"Natürlich gelten für uns die globalen Klimaziele, bis 2050 die Klimaneutralität anzustreben", betonte der Konzernchef. Das sei das Ziel, zu dem sich die voestalpine bekenne. Das EU-Zwischenziel auf diesem Weg sei eine Treibhausgasreduktion bis 2030 um 30 Prozent gegenüber 1990. "Die EU macht mit dem 'Green Deal' Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent", so der voestalpine-Vorstandschef.

Das EU-Programm "Fit for 55" liefere den rechtlichen Rahmen, dieses Ziel zu erreichen. Die der Voest zugeteilten CO2-Freizertifikate würden ab 2026 sukzessive verringert und bis 2034 auslaufen. "Das bedeutet für uns einen klaren Plan für die Dekarbonisierung - wir möchten ab 2027 die ersten 2 Hochöfen durch eine grünstrombasierte Elektrotechnologie ablösen."

40 bis 90 Mio. Euro Förderung

Der Beginn für die Umsetzung ist für heuer vorgesehen, steht aber noch nicht genau fest. Das sei noch abhängig von der Klärung offener Förderfragen in Österreich. "Das ist ein großes Programm für Österreich und wir erwarten uns auch, dass es Förderungen gibt. Das sehen auch die EU-Regularien vor", so der Voest-Chef. "Es ist eine Gesamtförderung aller Projekte im mittleren bis oberen zweistelligen Millionenbereich möglich", umriss der CEO die zu erwartende Größenordnung mit rund 40 bis 90 Mio. Euro. Die 1,5 Mrd. Euro schwere Investition muss die voestalpine also großteils selbst stemmen - das geschieht laut Eibensteiner "aus eigenem Cashflow und Kreditaufnahmen".

"Aktuell gibt es noch keine Entscheidung zu einer Förderung, die Förderregeln werden aktuell ausgearbeitet." Es sei aber bereits der sogenannte Transformationsfonds, der mit 3 Mrd. Euro dotiert ist, für gegründet worden, der heimische Unternehmen bei der Umstellung auf eine umweltfreundlichere Produktion unterstützen soll.

Elektro-Öfen werden mit Strom betrieben, in Hochofen dienen Kohle und Koks als Energieträger zur Stahlproduktion. Die Voestalpine betreibt derzeit 5 Hochöfen in Österreich, 3 davon in Linz und 2 in Donauwitz. In den beiden Stahlwerken produzierte die Voest laut Eibensteiner rund 6 bis 7 Millionen Tonnen "finished, als Verkauf".

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