Martin Cooper mit modernem Handy

Martin Cooper mit modernem Handy

© EPA/Alejandro Garcia

Digital Life

Heute vor 50 Jahren wurde das erste Handy-Telefonat geführt

Am 3. April 1973 nahm der Motorola-Ingenieur Martin Cooper das erste Mobiltelefon aus seiner Tasche. Auf der Straße tippte eine Nummer ein und tätigte einen Anruf. Die Passant*innen starrten ihn dabei verblüfft an. Das Telefonat, das eine Revolution auslösen sollte, war an sich eher schnöde. „Hi, Joel“, sagte Cooper zu seinem Kollegen. „Ich rufe dich von einem Mobiltelefon aus an. Aber ein richtiges Mobiltelefon. Ein persönliches, tragbares Mobiltelefon“, erinnert Cooper sich an den ersten Anruf von einem Mobilfunkgerät jemals.

Kollege Joel, der bei der konkurrierenden Firma Bell tätig war, sei so verblüfft gewesen, dass es am anderen Ende der Leitung erst einmal still blieb. „Ich glaube, er hat mit den Zähnen geknirscht“, sagt der 94-Jährige lachend. An diesem Montag ist der erste Anruf von einem Handy genau 50 Jahre her.

An diesem Tag im Jahr 1973 stand Cooper an der 6th Avenue im Herzen New Yorks. Sein Team hatte für diesen Tag eine Pressekonferenz für die Vorstellung des ersten Mobiltelefons angekündigt, erzählte er vor einigen Jahren. Dann habe ihn aber ein Journalist auf das Gerät angesprochen. Cooper entschied kurzentschlossen, dem Journalisten eine „schillernde Demonstration“ zu geben.

Ein Kilo schweres Handy

50 Jahre später sieht DynaTAC, das erste funktionale Handy, im Vergleich zu modernen Geräten aus wie ein Monstrum: Knapp ein Kilo war Coopers Prototyp mit großer Antenne schwer und 25 Zentimeter lang. Die Infrastruktur für mobile Anrufe existierte in den USA bereits seit einigen Jahren - in Form von Mobilfunkzellen für Autotelefone. Cooper und sein Team packten die Technik in ein tragbares Gerät, in Serie ging es erst über 10 Jahre später: 1983 brachte Motorola das DynaTAC 8000X raus, das für 4.000 Dollar verkauft wurde - was heute deutlich über 10.000 Dollar entspricht.

Dafür bekamen zahlende Kund*innen ganze 30 Minuten Akku-Laufzeit. Nachrichten konnte man mit dem Handy noch nicht verfassen. Kein Wunder, dass der Absatz sich zunächst in Grenzen hielt. Dass Handys einmal zu handlichen Supercomputern mit Internet und Kameras mutieren würden, hätte Cooper damals nicht gedacht, wie BBC berichtet.

Mehr Handys als Menschen

Besonders der Dienst „Short Message Service“ (SMS) mit seinen 160 Zeichen machte Mobiltelefone dann für junge Leute attraktiv. Die erste SMS mit der Botschaft „Merry Christmas“ ging am 3. Dezember 1992 an den Vodafone-Mitarbeiter Richard Jarvis. Ein Sprung folgte 2007, als Steve Jobs einer staunenden Weltöffentlichkeit das iPhone vorstellte. Mit innovativen Funktionen und einer neuartigen Bedienoberfläche verhalf es den Smartphones zum Durchbruch. Mit dem ersten Samsung Galaxy begann 2009 schließlich das Duell zwischen dem iPhone und dem Google-Betriebssystem Android, das die Smartphone-Welt bis heute prägt.

Mittlerweile gibt es mehr Handys als Menschen auf der Welt, die Geräte sind bis in fast jeden Winkel der Welt vorgedrungen. Neben iPhone und Android-Smartphones gibt es massenhaft einfache Feature-Phones in Ländern wie Indien. In Deutschland etwa kommen derzeit auf jeden Menschen knapp 2 Mobilfunkanschlüsse.

Anruf als aufdringlich wahrgenommen

Dabei hat allerdings das Telefonat, das persönliche Gespräch, extrem an Bedeutung verloren. Das Texten - ob nun via Instagram, Whatsapp, iMessage oder andere Plattformen - hat das Sprechen zu großen Teilen abgelöst. Jemanden anrufen gilt vor allem unter jungen Menschen mitunter sogar als aufdringlich. Eher würden so einige eine Sprachnachricht verschicken. Was heute ganz normal erscheint, wäre vor einigen Jahren noch damit vergleichbar gewesen, dass Menschen sich gegenseitig ausschließlich auf den Anrufbeantworter sprechen.

Die Kommunikation über das Handy generell ist heute aber quasi für niemanden mehr aus dem Leben wegzudenken, während Festnetzanschlüsse immer mehr an Bedeutung verlieren. Dabei war Martin Cooper einst vor der zukunftsweisenden Vorstellung nicht mal sicher, ob die Mobilfunkrevolution tatsächlich starten würde: „Wir machten uns Sorgen, ob das Telefon funktionieren würde, wenn wir es einschalten. Glücklicherweise tat es das.“

Cooper glaubt generell, dass Handys in der Lage sein werden, unsere Produktivität zu steigern, unsere Gesundheit zu verbessern und sogar dabei helfen zu können, einmal Kriege zu eliminieren.“ Das Handy wird es nicht selbst tun, aber es wird der Hauptteil dieser großartigen Zukunft sein“, sagt er.

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