Opening of the Mobile World Congress (MWC) in Barcelona
© EPA / Enric Fontcuberta

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Der Handy-Hype ist vorbei

Als die Pforten des Mobile World Congress (MWC) am Montagmorgen öffneten, war es in Barcelona bitterkalt. Die Hügel rund um die katalanische Hauptstadt waren sogar mit ein wenig Schnee angezuckert.

Ebenso kühl war die Stimmung unter Journalisten*innen auf der weltgrößten Fachmesse für Smartphones und mobiler Elektronik. Nicht was den Andrang an Besucher*innen und Ausstellern betrifft, sondern was die Neuvorstellungen am Handy-Markt angeht. Es machte sich der Eindruck breit, die Luft ist raus.

Kaum Neuheiten auf der Handy-Messe

Nach den Corona-Jahren fand der MWC dieses Jahr zum ersten Mal wieder im vollen Umfang statt. Und dennoch war dieses Mal vieles anders. Zwar waren all die namhaften Hersteller auf der Messe vertreten, doch vor der Pandemie galt der Mobile World Congress als Magnet für die wichtigsten Präsentationen für Smartphone-Innovationen. LG, Sony, Samsung, Xiaomi, ZTE, HTC, Alcatel, Microsoft, Lenovo, Nokia, Oppo und Huawei nutzten das Medieninteresse jedes Jahr, um ihre neuesten Geräte vorzustellen.

Von all diesen Herstellern war Xiaomi der Einzige, der an dieser Tradition festhielt und dieses Jahr seine neuen Spitzengeräte am MWC vorgestellt hat. Auch die für den österreichischen Markt weniger relevanten Firmen Honor und Realme haben im kleineren Rahmen neue Geräte präsentiert.

Kaum Luft nach oben

Warum die anderen großen Player auf aufwändig inszenierte Produkt-Events am MWC verzichtet haben, hat vielfältige Gründe: Manche haben sich aus dem Handy-Geschäft zurückgezogen, manche haben ihre Flaggschiff-Geräte unabhängig von der Fachmesse präsentiert und bei vielen Herstellern dürfte es offenbar nicht allzu viel Neues geben.

Dass es im Handy-Bereich keine großartigen Revolutionen mehr gibt, diesen Eindruck hatte man auch beim Besuch der Messestände. Die Entwicklung bei Smartphones hat mittlerweile ein Plateau erreicht, auf dem es kaum mehr Luft nach oben gibt. Zwar gibt es bei Smartphones mit jedem neuen Modell zahlreiche Verbesserungen, diese gehen allerdings ins Detail und können insofern keinen weitreichenden Hype mehr erzeugen.

Fragwürdige Konzeptgeräte im Mittelpunkt

Die Hersteller lockten die Besucher*innen daher in erster Linie mit irgendwelchen Konzeptgeräten auf ihre Ausstellungsflächen, beispielsweise mit einem wassergekühlten Smartphone oder einem ausrollbaren Laptop-Bildschirm. Ob diese Prototypen ein brauchbares Produkt ergeben und ob sie jemals in ein Serienmodell umgesetzt werden, ist Nebensache. Hauptsache die futuristischen Konzepte erzeugen Aufmerksamkeit und ziehen Journalist*innen sowie potenzielle Geschäftspartner*innen an. 

Dieses Interesse können die Technologieunternehmen gut gebrauchen. Denn im vergangenen Jahr haben die Smartphone-Verkaufszahlen einen historischen Einbruch erlebt. Um insgesamt 11,3 Prozent weniger Handys gingen 2022 über die Ladentische als noch im Jahr zuvor. So wenig Gerät wurden zuletzt 2013 verkauft.

Handy-Ökosystem wird immer wichtiger

Daraus ergibt sich eine neue Stoßrichtung, bei denen es den Herstellern darum geht, Kund*innen an ihr Ökosystem zu binden. Insofern waren die Messestände mit vernetzbaren Produkten übersäht: von kabellosen Kopfhörern, Smartwatches und Fitnessbändern sowie vernetzten Haushaltsgeräten bis zum Elektroroller.

Bei den Trends zeigt sich, dass noch immer alles smart und miteinander vernetzt sein soll – von der besagten Ökosystem-Elektronik über Smart-Home-Produkte und Elektroautos bis zu virtuellen Welten im Metaverse. Passend dazu ist ein Motto der diesjährigen Messe: "Geschwindigkeit". Denn die weiter ausufernde Vernetzung verlangt nach noch effizienteren Netzwerken, sei es im hauseigenen WLAN mit dem neuen Wifi 6E oder beim Mobilfunk.

Die Rede ist von 6G

So war am MWC auch vielfach von 6G zu hören – also die leistungsfähigere und schnellere Mobilfunkgeneration, die auf 5G folgen soll. Allerdings ist 5G noch längst nicht bei allen angekommen. Für viele ist noch immer unklar, welche konkreten Vorteile 5G bringen soll, und nun wird schon mit 6G geworben, das noch viele Jahre von den Endverbraucher*innen entfernt ist.

Und so entfernt sich der Mobile World Congress ein Stück weit von den Konsument*innen und wird mehr und mehr zu einer Business-Messe, bei der die weitgehend ausgereizte Consumer-Elektronik nur mehr ein Mittel zum Zweck ist.

Fotos vom Mobile World Congress 2023

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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Florian Christof

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