Das Mysterium um Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto geht weiter
"Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System" - So lautet der Titel eines Leitfadens, der im Oktober 2008 veröffentlicht wurde. In dem 9-seitigen Schriftstück wird die Idee einer dezentralisierten digitalen Währung detailliert beschrieben. Das Whitepaper wird als Grundsteinlegung des Bitcoins gehandelt – hier geht es zum PDF.
Verfasst wurde es von einem gewissen Satoshi Nakamoto, der auch im Jahr darauf eine jener Personen war, die das Bitcoin-Netzwerk starteten. Seither gilt er als Gründer der Kryptowährung. Wer aber ist dieser Satoshi Nakamoto?
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Das Rätsel wurde noch nicht gelöst
Dieses Rätsel beschäftigt seit 16 Jahren die Bitcoin-Community genauso wie Journalisten und Filmemacher. Die wahre Identität von Satoshi Nakamoto ist nach wie vor unbekannt. Als gesichert gilt, dass es sich dabei um ein Pseudonym und nicht um einen echten Namen handelt.
Nun will eine TV-Dokumentation des US-Senders HBO die Identität des Bitcoin-Vaters enthüllt haben. Doch schon wenige Stunden nachdem die Doku am Dienstagabend in den USA ausgestrahlt wurde, hagelt es heftige Kritik von allen Seiten. Unsauberer Journalismus und fragwürdige Recherche lauten einige der Vorwürfe.
Der Dokumentarfilm "Money Electric" kommt zum Ergebnis, dass der 39-jährige Softwareentwickler Peter Todd hinter Satoshi Nakamoto steckt. Dieser dementiert jedoch heftig. Ebenso wenig liefert die Doku stichhaltige Beweise. Das Rätsel um den Bitcoin-Erfinder bleibt also weiterhin bestehen.
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Eine dichte Beweiskette
Im Laufe der Jahre und unter Berücksichtigung unzähliger Recherchen haben sich mehrere heiße Kandidaten herauskristallisiert, die als mögliche Bitcoin-Gründer infrage kommen - beispielsweise der US-amerikanische Computerwissenschaftler Nick Szabo.
Mit seinen weitreichenden Kenntnissen über Ökonomie, Kryptografie und dezentrale Computersysteme hat er bereits in den 1990er-Jahren ein Bitcoin-ähnliches Konzept entwickelt - nämlich "Bit Gold". Die Grundpfeiler dieser Idee finden sich auch in Bitcoin wieder.
Außerdem wurden auffällige Ähnlichkeiten entdeckt, als der Schreibstil von Szabo und Nakamoto miteinander verglichen wurde. Als endgültiger Beweis für Nakamotos Identität ist das jedoch zu wenig.
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Ein tragischer Zufall
Neben Szabo wird auch Len Sassaman nachgesagt, hinter Satoshi Nakamoto zu stecken. Er hat in den frühen 2000er-Jahren ebenso an kryptografischen Konzepten und Verschlüsselungstechniken gearbeitet - und Know-how aufgebaut, das für das Verfassen des Bitcoin-Leitfadens notwendig ist.
Eine tragische Geschichte soll unter anderem für Sassaman sprechen: Satoshi Nakamoto hat nicht nur den Leitfaden verfasst, er war auch noch bis 2010 in der Krypto-Community aktiv. Im April 2011 verabschiedete sich Nakamoto mit einem E-Mail. Er zog sich zurück, löschte all seine Online-Accounts und verschwand spurlos.
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2 Monate später beging Sassaman Suizid. Manche sehen in der zeitlichen Nähe den Beweis, dass Sassaman hinter Satoshi Nakamoto steckt. Meredith L. Patterson, seine damalige Ehefrau und ebenso eine namhafte Softwareentwicklerin, hat dies jedoch mehrfach dementiert.
Sassamans Beitrag zur Entwicklung der Kryptowährung wurde von Bitcoin-Entwicklern auf besondere Art und Weise gewürdigt. Sein Porträt wurde nämlich im ASCII-Art-Stil in die Blockchain programmiert - in den Block 138725.
Das Mysterium bleibt, und das ist gut so
Auch der Umstand, dass Sassaman eng mit dem Softwarespezialisten Hal Finney zusammengearbeitet hat, legt den Verdacht nahe, dass er sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Hal Finney war ebenso in den Anfangstagen maßgeblich an der Entstehung der mittlerweile größten Kryptowährung beteiligt. Finneys Namen wird ebenso regelmäßig genannt, wenn es um das Demaskieren von Nakamoto geht. Äußern kann er sich dazu nicht mehr. Er ist 2014 an den Folgen einer schweren Krankheit verstorben.
Auch wenn es keine abschließende Klarheit gibt und vielleicht nie geben wird, gilt es am wahrscheinlichsten, dass sich eine Gruppe von mehreren Personen hinter Satoshi Nakamoto verbirgt. Fakt ist: An der Entwicklung des Bitcoin-Netzwerkes und seiner Funktionsweise waren mehrere Personen beteiligt.
Die Kryptowährung selbst lebt bis zu einem gewissen Teil von diesem Mysterium. Die Bitcoin-Jünger schätzen ja gerade die Anonymität und das Dezentrale an der digitalen Währung, die weder einer einzelnen Person noch einem Staat, einer Bank oder einer Firma zuzurechnen ist. Genau daraus zieht Bitcoin seine Faszination.
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