Bitcoin-Minen wurden mit illegalen Gaskraftwerken betrieben
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Der größte Faktor für das Schürfen nach Kryptowährungen sind die Energiekosten. Sind diese zu hoch, dauert es zu lange, bis sich die Anschaffungskosten der Schürf-Hardware amortisiert haben. Eine Bitcoin-Mine ist dann an diesem Standort nicht rentabel.
In Kanada gibt es Unternehmen, die einen Weg gefunden haben, günstig an Energie zu kommen. Sie kaufen dafür Betreiberfirmen aufgegebene Erdgasquellen ab. Diese werden aufgegeben, wenn die Fördermenge zu gering ist und der Betrieb dadurch nicht mehr rentabel ist. Das heißt aber nicht, dass sie Quelle komplett versiegt ist.
Aufgegebene Gasquelle wird zum Gaskraftwerk
Link Global Technologies ist eines der Unternehmen, die solche Gasquellen kauft und nutzt. Anstatt das Erdgas teuer abzufüllen und abzutransportieren, wird es direkt vor Ort mit Generatoren zu Strom umgewandelt. Im Grunde wird also ein kleines Gaskraftwerk errichtet. Direkt daneben werden Container mit der Schürf-Hardware für Bitcoin aufgestellt.
Zwei dieser gasbetriebenen Bitcoin-Minen wurden jetzt auf Anordnung der Behörde der Provinz Alberta geschlossen. Link Global hat nämlich keinerlei Genehmigung für die Errichtung der Gaskraftwerke in der Nähe zur Grenze der Provinz Saskatchewan (3,5 Megawatt) und bei der Stadt Sturgeon (5 Megawatt) eingeholt.
Lärmbelästigung durch ständig laufende Generatoren
Aufgeflogen ist das Ganze, weil sich die Anlage in Sturgeon nur etwa 900 Meter von einer hochpreisigen Wohnanlage entfernt befindet. Die Einwohner*innen beschwerten sich über den Lärm der Tag und Nacht laufenden Generatoren. „Es klingt als wärmt ein Flugzeug die Triebwerke am Rollfeld auf“, wird einer der Einwohner von CBC zitiert. Auch ein anderer zieht den Vergleich zum Flugzeug: „Wir saßen im Whirlpool im Garten. Als der Wind sich drehte, fragten wir uns, ob da gerade ein Flugzeug auf unserem Grundstück landet.“
Die informierten Behörden schritten ein. Zwar darf man in Alberta Generatoren unter 10 Megawatt zum Eigenbedarf nutzen, ohne diese genehmigen zu lassen. Allerdings gilt das nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das heißt: Keine Lärmbelästigung und keine Umweltbelastung.
Link Global hat versucht sich herauszureden
Die Generatoren von Link Global sind aber laut und durch das Verbrennen von Erdgas entsteht CO2. Link Global hat zuerst versucht sich herauszureden. Das Unternehmen gab an eine Lärmüberprüfung gemacht zu haben, konnte den Behörden aber keinerlei Dokumente oder Ergebnisse der Überprüfung vorlegen.
Danach behauptete man, man würde ja Gutes für die Umwelt tun, weil man bereits vorhandene Gasquellen nutze, anstatt neue zu bohren. Denn bei den stillgelegten Anlagen entweiche so oder so das Treibhausgas Methan – besser also noch etwas Sinnvolles machen, als einfach so das Gas die Umwelt verschmutzen zu lassen.
Außerdem wurde angeboten die Anlage nur noch unter Tags laufen zu lassen und etwa Hecken als Lärmschutz zu pflanzen. Zukünftig könne man auch überlegen, die Abwärme der Bitcoin-Anlage als Fernwärme zu nutzen. Die Behörden lehnten aber ab, der Betrieb musste vorerst eingestellt werden.
Weitere Unternehmen schürfen in Alberta nach Bitcoin
Die erste Teilstrafe wird umrechnet zwischen 20.000 US-Dollar und 60.000 US-Dollar betragen. Für Link Global dürfte das kein großes Problem sein. Laut den Angaben des Unternehmens würde man mit 10 Megawatt Leistung täglich 1,2 Bitcoin schürfen – nach aktuellem Kurs wären das über 56.000 US-Dollar. Die 2 besagten Anlagen haben eine Gesamtleistung von 8,5 Megawatt und waren seit Sommer 2020 rund um die Uhr in Betrieb.
Der CEO von Link Global hat mittlerweile den Fehler eingestanden. Wenn man sich nicht mit den Nachbarn und Behörden einigen könnte, würde man die Anlagen dort schließen und woanders hinziehen. In Kanada gebe es Zehntausende solche aufgegebenen Gasquellen.
Link Global ist nicht das einzige Unternehmen, dass das weiß. In der Provinz Alberta schürft seit 2017 Upstream Data mit Gas aus aufgegebenen Quellen nach Bitcoin. Ein US-Unternehmen namens Black Rock Petroleum hat angekündigt, bis zu einer Million Grafikkarten bzw. spezielle Bitcoin-Mining-Hardware aus China zu kaufen und nach Alberta zu bringen. Nach dem Schürf-Verbot in China wird dort die entsprechende Hardware relativ günstig (im Vergleich zu vor ein paar Monaten) abgegeben. Meist aber nur für Selbstabholer und in Mindestabgabemengen von 1.000 Stück oder mehr.
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