
China tarnt seine Atomraketen als Baumstämme
China tarnt seine Atomraketen als Baumstämme
Wenn es um Geheimhaltung geht, ist die chinesische Armee eine Klasse für sich. Umso ungewöhnlicher ist es, dass die neueste Entwicklung der chinesischen Atomraketen plötzlich in der Öffentlichkeit auftaucht, anstatt bloß bei einer großen Staatsparade.
Fotos einer ballistischen Interkontinentalrakete vom Typ Dongfeng 41 (DF-41) geistern seit einigen Tagen durch das Netz. Für Belustigung sorgt dabei die Tarnung der Atomrakete, die offenbar einen Baumstamm nachahmen soll.
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DF-41 wurde 2019 erstmals gezeigt
Wo die DF-41 entdeckt wurde, geht aus den Postings nicht hervor. Ebenso wenig ist klar, in welchem Zusammenhang die Rakete diese Tarnung erhalten hat. Naheliegend wäre, dass sie aus der Luft oder von Satelliten nicht auf den ersten Blick erspäht werden kann, wenn etwa der Launcher in einem waldigen Gebiet steht und auf dem Abschussbefehl wartet.
Die Dongfeng 41 wurde im Zuge einer Militärparade 2019 erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Sie kann von mobilen Startrampen (auf Lkw-Basis) ebenso abgefeuert werden, wie von Raketensilos. Die Interkontinentalrakete JuLang-3 ist eine modifizierte DF-41 und wird von U-Booten abgefeuert.
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Eine Rakete, mehrere Ziele
Die DF-41 ist eine 3-stufige Rakete, die von Feststofftriebwerken angetrieben wird. Die Reichweite wird auf 12.000 - 15.000 Kilometer geschätzt. Sie kann bis zu 10 MIRV-Sprengköpfe mit sich führen - so genannte "Multiple independently targetable reentry vehicles".
Bei 10 Sprengköpfen beträgt die Zerstörungskraft der nuklearen Sprengköpfe je 150 Kilotonnen. Alternativ können 8 Stück mit 250 Kilotonnen genutzt werden. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von etwa 13 Kilotonnen.
Die Rakete steigt nach dem Start in den Weltraum auf (über 100 km) und begibt sich in einen suborbitalen Flug. Dort wird der Bus, auf dem die MIRV-Sprengkröpfe montiert sind, von der Trägerrakete getrennt. Der Bus lenkt die nuklearen Sprengköpfe auf unterschiedliche Wiedereintrittsbahnen.
Auf diese Weise können mit einer Interkontinentalrakete mehrere Ziele auf einmal ins Visier genommen werden. Gleichzeitig erhöht ein solcher MIRV-Angriff die Chance, die Luftabwehr zu überwinden.
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Wiedereintrittsspuren von 8 MIRVs einer amerikanischen LG-118A Peacekeeper
© U.S. Army
China stockt Atomwaffen auf
Laut dem Stockholmer Institut für Internationale Friedensforschung (SIPRI) gilt China als die am schnellsten wachsende Atommacht der Welt. Aktuell soll das Land ungefähr 600 nukleare Sprengköpfe besitzen. Das sei um 100 mehr als noch im Vorjahr.
Außerdem soll China mit Anfang des Jahres geschätzte 350 Silos für Interkontinentalraketen in Betrieb haben beziehungsweise sollen sich diese kurz vor der Fertigstellung befinden. Gleichzeitig soll die Armee ihre mobilen Abschussrampen aufgestockt haben.
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